"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

Vogel-Horror-Picture-Show mit 16 Schauspielern und 25 Komparsen. Rechts:  Günther Franzmeier.
"Die Vögel" im Volkstheater wirken heutig, aber harmlos.

Die "Vögel" haben im Volkstheater eine unglückliche Tradition. Der zwölf Jahre alte Misserfolg der von Gert Jonke geschriebenen, von Georg Staudacher inszenierten Fassung des Aristophanes-Stücks ist noch gut in Erinnerung.

Auch in der jüngsten Bearbeitung von Thomas Schulte-Michels, der auch Regie und Bühne verantwortet, kann die Politparabel nicht überzeugen. Er modernisiert den Stoff so radikal, dass von der Mythologie kaum etwas überbleibt. Und bietet dafür gut gemeinte Political Correctness an.

Eindrücke aus dem Stück

"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

FOTOPROBE: "DIE VÖGEL"
"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

FOTOPROBE: "DIE VÖGEL"
"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

FOTOPROBE: "DIE VÖGEL"
"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

FOTOPROBE: "DIE VÖGEL"
"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

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"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

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"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

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"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

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"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

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"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

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"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

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"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

die vögel…
"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

die vögel…
"Die Vögel": Schriller Geflügel-Gospel

FOTOPROBE: "DIE VÖGEL"

Die Athener Pisthetairos (Günter Franzmeier, schon 2002 mit dabei) und Euelpides (Till Firit) finden, dass es da, wo sie jetzt sind, zu viele Zuwanderer gibt, die das System ausnützen und den Frieden gefährden. Es wird gegen die EU ("Euro-Junkies") und Migranten gewettert. Heute wären die beiden wohl klassische Protestwähler, bei Aristophanes gründen sie einen Staat – und zwar bei den "Vögeln" und deren König Wiedehopf (Thomas Kamper), wo man keine Steuern zahlt und sich das Vogelreich mit Politsprüche-Klopferei zum Untertan macht. Ein Traum von einem Staat – den man sinnigerweise "Wolkenkuckucksheim" nennt.

Und weil das noch nicht reicht, machen sich die selbst ernannten Staatsgründer nun auch daran, die Götter zu stürzen. Noch schnell ein paar Tipps zum Götter-Entmachten bei Prometheus geholt – schon hat man die vermeintlich Unsterblichen in der Hand: Am Ende triumphiert der berechnende Querulant Pisthetairos mit dem Blitz in der Hand über Zeus – und die gutgläubigen Vögel kommen einer nach dem anderen in den Suppentopf.

Schnaps trinken

Nach 75 Minuten ist der schrille Vogel-Albtraum vorbei. Nur ja keine Fadesse aufkommen lassen, scheint hier das vorderste Bestreben gewesen zu sein – "sollte sich einer gelangweilt fühlen, soll er heimgehen und Schnaps trinken", heißt es an einer Stelle. Aber keine Sorge: Die Vogel-Horror-Picture-Show mit 16 Schauspielern und 25 Komparsen lässt zu Langeweile keine Chance.

Die Ausstattung (Kostüme: Tanja Liebermann) wirkt wie aus der Geisterbahn und dem Scherzartikelladen zugleich: Der finster geschminkte Vogelkönig Wiedehopf hat Winnetou-Federn auf dem Kopf, die restliche Vogelschar trägt neonfarbenen Tüll, gepolsterte Unterhosen und Banküberfall-Masken auf dem Leibe. Grell und geschmacklos, aber das geht ok: Auch im alten Griechenland ging es nicht dezent zu.

Im Volkstheater wird an diesem Abend gekrächzt, gezwitschert und gefurzt ("Triballer" Haymon Maria Buttinger erneut in seiner Parade-Rolle als Ungustl vom Dienst).

Stellenweise ist der Bahöl lustig: Etwa der beherzte Geflügel-Gospel-Chor anlässlich der Staatsgründung des Wolkenkuckucksheims.

Problematisch ist die hohe Kalauer-Dichte, die dem Stück das Bedrohliche nimmt. Dass die Vögel nicht nur lächerlich, sondern, wie etwa bei Daphne du Maurier, die mit ihrer von Aristophanes inspirierten Kurzgeschichte die Vorlage für Hitchcock lieferte, auch beängstigend sind, kann man sich hier nicht vorstellen.

Jubiläumspremiere

Das Volkstheater feierte am Sonntag 125 Jahre und startete die zehnte, letzte Spielzeit von Direktor Michael Schottenberg, der erneut auf die Budgetprobleme des Hauses aufmerksam machte. Präsentiert wurde das Buch "Was soll das Volk im Theater?" (Brandstätter).

Das Stück

Thomas Schulte-Michels hat Aristophanes’ politische Komödie "Die Vögel" (141 v. Chr.) wieder aufgegriffen und mit einem großteils routinierten Ensemble als grelle Vogel-Horror-Show interpretiert.

KURIER-Wertung:

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