Die Verschleierungstaktik der Wiener Festwochen

Große Schweiger: Markus Hinterhäuser, der bisherige Intendant (l.), und Geschäftsführer Wolfgang Wais
Das hoch subventionierte Festival verschweigt seine Auslastungszahlen. Aus Angst?

Mit 30. Juni endete die Saison – tags darauf veröffentlichten Volks- wie Staatsoper in vorbildlicher Art ihre Zahlen.

Das von Robert Meyer geleitete Haus am Währinger Gürtel kann sogar "auf eine ihrer erfolgreichsten Saisonen" zurückblicken", wie es in der Aussendung vom Freitag heißt: 316.000 Zuschauer bedeuten eine Auslastung von 83,23 Prozent Prozent. Und: "Mit 9,65 Millionen Euro erreichte die Volksoper die höchsten Karteneinnahmen seit ihrem Bestehen."

Jubel auch bei Dominique Meyer im Haus am Ring: Die Auslastung sank zwar ein wenig (von 99,02 auf noch immer sensationelle 98,59 Prozent), die Zahl der Besucher aber stieg aufgrund größeren Angebots (u.a. für Kinder) von 598.880 auf 610.461 – und das sei der beste Wert zumindest seit der Ausgliederung 1999. Das hatte noch einen weiteren Rekord zu Folge: Der Kartenverkauf brachte eine halbe Million Euro mehr ein (34,58 Millionen).

Die Wiener Festwochen hingegen, am 19. Juni zu Ende gegangen, verzichteten heuer auf eine Aussendung. Auf der Homepage des Festivals wurde bloß unter dem Titel "Rückblick" vermerkt, dass die 2016er-Ausgabe "ein großer Erfolg mit vielen Höhepunkten" gewesen wäre – und dass "eine hervorragende Bilanz" gezogen werden könne. Als Beweis bietet man einzig die Zahl der Besucher, nämlich 112.700, an.

Auslastung? Karteneinnahmen? Oder gar Eigendeckungsgrad? Schmecks! Die APA wollte sich aber nicht so einfach abspeisen lassen – und fragte nach. Die Antwort Maria Awecker, der in Pension gehenden Pressesprecherin: Eine Prozentzahl, nämlich jene der Auslastung, sage "nichts aus über die Inhalte eines Programms und die Qualität der einzelnen Produktionen."

Auch Ihr Tratsch-Partner versuchte sein Glück – bei Wolfgang Wais, der als kaufmännischer Geschäftsführer eine Lebensstellung zu haben scheint. Zahlen zu nennen, gehe ihm "auf die Nerven", sagte Wais. Denn wenn man Zahlen nenne, müsse man diese dann auch erklären.

Dem Argument, dass die Öffentlichkeit ein Recht habe zu erfahren, was mit den jährlich elf Millionen Euro an Steuergeld passiere, war Wais nicht zugänglich. Auch in Zukunft – auf Markus Hinterhäuser folgt als Intendant Tomas Zierhofer-Kin – werde man sich in Stillschweigen üben. Der APA-Bericht über die Verscheierungstaktik der Festwochen war auch Beate Meinl-Reisinger, der Kultursprecherin der Neos, aufgefallen. Sie will eine Anfrage an SPÖ-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny einbringen – mit der Bitte um eine Darstellung der wirtschaftlichen Situation.

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Wie bereits berichtet, wurde Anita Zemlyak, die ehemalige Mitarbeiterin von Mailath-Pokorny, zur Chefin des Kulturamts ernannt. Zwischenzeitlich war sie Geschäftsführerin des SP-nahen Vereins Basis.Kultur.Wien, dem Mailath-Pokorny viel Einfluss auf das Kulturgeschehen überlässt. Präsident des Vereins ist übrigens Harry Kopietz.

Und weil man wusste, dass Zemlyak den Job wechseln wird, konnte die Nachfolge rasch geregelt werden: Mailath-Pokortny bat Monika Erb. Sie ist, wie Klaus Werner-Lobo, Ex-Kultursprecher der Grünen, kundtat, die Ehefrau von Ernst Woller, dem Kultursprecher der Wiener SPÖ. Woller gesteht ein, dass die Optik schief sei, beteuert aber, nicht interveniert zu haben. Auch wenn dem so war: Angesichts solcher "New Deals" braucht sich die SPÖ nicht zu wundern, wenn die Wähler angewidert sind.

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