Die Privatsammlung als Pilgerstätte

Museum Liaunig
Das Museum Liaunig in Kärnten eröffnete mit beeindruckender Erweiterung neu.

Von außen betrachtet hat sich nicht viel verändert: Das Privatmuseum des Industriellen Herbert W. Liaunig in Neuhaus/Suha ist auch nach seiner Erweiterung nur als Betonriegel zu erkennen, der in die Südkärntner Landschaft ragt.

Im Inneren allerdings erschließt sich die volle Dimension des Gebäudes, das mit rund sechs Millionen Euro Aufwand um mehr als ein Drittel, auf 7650m² Nutzfläche, erweitert wurde: Ein luftiger Saal mit dreieckigem Grundriss und einer spektakulären Decke aus Stahlbeton-Trägern schließt nun an den Eingangsbereich an, dahinter liegt ein kreisrundes Skulpturendepot, das mit seiner Lichtluke in der Decke wie ein kleines Pantheon anmutet. Und dann ist da noch eine unterirdische Schatzkammer mit Vitrinen voller Preziosen aus Gold und Glas.

Leidenschaft

Die Privatsammlung als Pilgerstätte
Dass Herbert Liaunig ein leidenschaftlicher Sammler ist, stellt das Museum nun schon seit 2008 unter Beweis. Gold-Schätze der westafrikanischen Akan-Kultur zeigte das Haus von Anfang an, nun hat ist auch für Liaunigs Sammlung historischer Gläser (aus der Zeit von 1500 – 1850) und Porträtminiaturen (von 1590 – 1890) einen musealer Rahmen entstanden. Für die Erweiterung zeichnete das TeamQuerkraftverantwortlich, das bereits den ursprünglichen, mehrfach preisgekrönten Bau geplant hatte.

Im Kern ist auch das „neue“ Museum Liaunig ein Museum für Österreichische Kunst seit 1945 geblieben: Bis Ende Oktober 2015 ist eine famose Schau über die „Wirklichkeiten“ zu sehen, jene lose Gruppe, die ab 1968 in Österreich einen neuen Weg zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit beschritten. Hans-Peter-Wipplinger, Direktor der Kunsthalle Krems und als solcher für die dortige Schau der einstigen „Wirklichkeiten“-Künstlerin Martha Jungwirth (2014) verantwortlich, hat die Ausstellung kuratiert.

Die Privatsammlung als Pilgerstätte
Robert Zeppel-Sperl, "Flower Power", 1966.
Anders als bei bisherigen Präsentationen im Museum Liaunig, die ganz aus der hauseigenen Sammlung gespeist waren, musste Wipplinger diesmal aber auf externe Leihgaben zurückgreifen. Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, einst Gefährtin des Malers Robert Zeppel-Sperl, steuerte einige Werke bei – unter anderem ein Doppelporträt, das den Maler und sie selbst zeigt, und das hippieske Gemälde „Flower Power“, das lange über dem Schreibtisch der Autorin hing.

Im dreieckigen Zubau zeigt Liaunig eine Schau mit Werken des irisch-amerikanischen Malers Sean Scully, kuratiert von Peter Baum. Der Gründungsdirektor des Linzer Lentos Museums war als „Geburtshelfer“ des Museums für die Ausstellungen der ersten Jahre verantwortlich – nun markiert die Entscheidung, neben der rein auf Österreich fokussierten Sammlung nun internationale Gegenwartskunst zu zeigen, auch eine Abkehr von der bisherigen Programmatik.
Publikumsfreundlich Obwohl Kunstfreunde für einen Besuch weiterhin in entlegenes Gebiet reisen müssen, ist das „neue“ Museum Liaunig auch publikumsfreundlicher geworden: Besichtigungen sind nun nicht mehr nur gegen Anmeldung und mit Führung möglich, Besucher können in ihrem eigenen Tempo durch die Säle streifen. Bei der nun gebotenen Vielfalt und Fläche ist das auch nötig – ein einziger Besuch reicht kaum noch aus.

Info

Museum Liaunig in Neuhaus/Suha, Kärnten; Geöffnet bis 31.10, Mi-So, 10 – 18 Uhr. Eintritt für Kinder erst ab 12 Jahren. Tickets inkl. Führung 14 €, nur für die Wechselausstellung 5 €. www.museumliaunig.at

Das Museum Liaunig ist privat finanziert – das Museum Moderner Kunst Kärnten (MMKK) musste dagegen sein gesamtes Sommer-Programm angesichts des vom Land verhängten Zahlungsstopps absagen. Die zunächst nur bis 31. Mai anberaumte Werkschau des Künstlers Wolfgang Walkensteiner ist nun bis Oktober zu sehen.
Auch das Festival „Transformale“ im September findet nicht wie geplant statt; allerdings sei es neun Projekten gelungen, bis 30. April Förderungen ausbezahlt zu bekommen, sagt Kurator Tomas Hoke: Die Projekte – u.a. Kunstaktionen im öffentlichen Raum und ein Musikfest im Palais Porcia/Spittal – können stattfinden.

Die Privatsammlung als Pilgerstätte
Gerhard Pilgram/Unikum: "Tragbares Mahnmal für Sparpaketsopfer"
Passend zur tristen Lage zeigt dieGalerie 3(Alter Platz 25, Klagenfurt; www.galerie3.at) noch bis zum Samstag (23.5.) die Schau „Kunst: Aktivismus“, eine Art Crashkurs in Sachen politischer Kunst: Die prekären Lebensumstände in der Kunstbranche sind dabei ebenso Thema wie die ästhetischen Ausdrucksformen des Protests. Mit dabei sind u.a. Jakob Lena Knebl, Hubert Lobnig und die seit vielen Jahren wunderbar aufmüpfige Gruppe UNIKUM.

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