"Deckname: Holec": Spion wider Willen

Souverän: Johannes Zeiler (re.) als Helmut Zilk
Helmut Zilk als Spion - nahe an der Sex-Kolportage.

"Küss die Hand, Helmut Zilk": Mit Charme und Wiener Schmäh stellt sich der österreichische Fernsehdirektor in Prag einer tschechischen Schauspielerin vor. Bald wird er ihr nicht nur die Hand küssen, sondern so wilden Sex mit ihr haben, dass sie mit den Nägeln die Tapete von den Wänden kratzt.

Unglücklicherweise sind dem patenten Franz Novotny – Regisseur von Wien-Klassikern wie "Exit – Nur keine Panik"– auch solche Szenen nicht zu blöd. Basierend auf den im profil publizierten Geheimdienstakten, laut denen der damalige TV-Direktor, SPÖ-Politiker und spätere Bürgermeister Zilk für den tschechoslowakischen Geheimdienst tätig war, verfilmte Novotny den Politskandal nahe an der Sex-Kolportage. Zwar spielt Johannes Zeiler seinen Zilk souverän und mit verblüffender Ähnlichkeiten zum Original, Eva Spreitzhofer seine verbitterte Ehefrau mit überzeugendem Weltekel. Spießige Wohnungen, verschwitzte Männer-Sauna-Treffs und rauchendes Herumsitzen in grindigen Kaffeehäusern erzählen noch am schlüssigsten vom österreichischen Nachkriegsmief. Doch zum straffen Politthriller kommt es nicht. Stattdessen verzettelt sich Novotny in einer albernen Parallelgeschichte aus dem Milieu der Prager Filmavantgarde: In seiner Lesart verflacht die tschechische Nouvelle Vague zum abgeschmackten Liebesdreier im Bett eines regimekritischen Regisseurs.

INFO: Ö/CZ 2016. 98 Min. Von Franz Novotny. Mit Johannes Zeiler, Vica Kerekes, Michael Fuith.

KURIER-Wertung:

Kommentare