Bond-Buch: Anekdoten eines Superhelden

James Bond darf alles. Das beweist der ehemalige 007-Darsteller Roger Moore nun in seinem neuen Buch "Bond über Bond".

Dieser Oktober gehört James Bond: Am 5. jährt sich die Premiere des ersten 007-Kinofilms ("James Bond jagt Dr. No" mit Sean Connery) zum 50. Mal. Am 22. kommt der neue auf die Leinwand: "Skyfall" mit Daniel Craig. Roger Moore, für viele der beste der bisher sechs Bond-Darsteller, feiert am 14. seinen 85. Geburtstag und das 40-Jahre-Jubiläum seines Eintritts in den Geheimdienst: 1972 begannen die Dreharbeiten zu "Leben und Sterben lassen". Also bringt er kommenden Dienstag seine Erinnerungen als Buch heraus. Und stellt im lässigen Ton des Doppelnullers fest: "Woran ich mich nicht mehr erinnern kann, das werde ich wohl dazu erfinden müssen."

Als der Romanheld von Ian Fleming 1962 im Körper von Connery die Leinwand betrat, wirkte Bond "wie eine frische Brise oder eher wie ein Wirbelsturm auf das Genre des Abenteuerfilms", schreibt Moore. "James Bond avancierte zu einer Art Stilikone. Da aber Sean Connery das Tragen von Anzügen nicht gewohnt war, bat Regisseur Young ihn, eine Weile rund um die Uhr Anzüge zu tragen und sogar gelegentlich darin zu schlafen." Sieben Filme und George Lazenby als 007-Darsteller später, kam Moore und ließ Bond abwechslungsreicher und in modischen Schnitten auftreten. Sein Nachfolger Timothy Dalton soll später erklärt haben, er habe "die Filmgarderobe auf ein Viertel reduziert".

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Bond-Buch: Anekdoten eines Superhelden

Moore erzählt vom banalen Rezept – Glamour, Girls, Gadgets, Waffen, Autos. Er erinnert an "in Radnaben einziehbare Messer zum Reifenaufschlitzen", "hinter Rückleuchten verborgene Ölspritzdüsen" und "Handyprogramme, mit dem man ganze Porträtbilder zusammensetzen konnte. Ich frage mich, ob dieser Dienst im Tarif enthalten war oder extra bezahlt werden musste." Solche Zwischensätze deuten auf Zweierlei hin: Bond war in all den Jahren unterhaltsam, aber nie intellektuell. Und dass bei der unkreativen Übersetzung des Buches einige der trockenen Schmähs des Briten etwas geschüttelt und gerührt worden sind.

Aber Moore liefert unterhaltsame Anekdoten und darum geht es – wie er fünf Aufnahmen lang in den Canale Grande "plumpste". Oder in einen Kanal in Bangkok, wo "ich krampfhaft die Lippen zusammenpresste". Er spricht über exotische Filmschauplätze, die im Studio nachgebaut wurden, und dass sich Connery 1971 endgültig "von 007 distanzieren wollte. Ich hingegen war einfach froh über diesen Job." Also dachte er über die Rollen-Interpretation nach: "Ich würde das Töten nicht genüsslich, sondern professionell, schnell und gründlich erledigen." Die Produzenten Harry Saltzman und Albert R. "Cubby" Broccoli dachten banaler: "Sie sagten, ich sei ‚zu fett" und meine Haare seien ‚zu lang". Ich versprach, zum Friseur zu gehen und abzunehmen."

Bond-Buch: Anekdoten eines Superhelden

Nach Connery und George Lazenby (der sich im Nachhinein geärgert habe, nur für einen Film – "Im Geheimdienst Ihrer Majestät", 1969 – statt für drei unterschrieben zu haben) war Moore der erste Bond, der keine Zigaretten rauchte. "Aber Zigarren." Es sei allerdings ein Gerücht, dass Moore laut Vertrag immer mit Davidoff-Zigarren versorgt werden musste. "Was ich am Set rauchte, musste ich selbst mitbringen."

Die Erwähnungen der Luxusmarken in Moores Privatleben könnte der Leser übrigens peinlich finden. Außer, er ist Moore-Fan. Dann wird er solche Passagen mögen: Für den Stunt, in dem das Dach eines Doppeldeckerbusses von einer Brücke abrasiert wird, bereitete man Moore "drei Monate in einem Crashkurs vor – bitte verzeihen Sie mir das platte Wortspiel". James verzeiht man einfach alles.

007 - Die Fakten

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Grund für die Verzögerung waren Rechtsstreitigkeiten mit Vorgänger Timothy Dalton, dessen Vertrag eigentlich noch einen weiteren Einsatz als James Bond vorgesehen hätte.

"Commander James Bond" wurde laut fingiertem Nachruf im Roman "als Sohn des (Waffen-Vertreters) Andrew Bond aus Glencoe, Schottland, und der Monique Delacroix aus dem Kanton Waadt in der Südwestschweiz geboren." Beide Eltern starben bei einem Kletterunfall, als James elf Jahre alt war. Frauenheld Bond wurde übrigens mit 16 in Paris entjungfert.

Es gab bis jetzt 55 Bond-Girls . Drehbuchautor Roald Dahl ("Man lebt nur zweimal") beschrieb die drei Typen: Das Pro-Bond-Mädchen, das bald – in Bonds Armen – vom Feind getötet wird, das Anti-Bond-Girl, das von 007 sexuell überwältigt und daher ebenfalls getötet wird. Und ein weiteres Pro-Bond-Mädchen für das Fade-out, das ihm erst am Ende erliegt. Der Name ist oft zweideutig, siehe Pussy Galore (Honor Blackman) in "Goldfinger" (Dialog im Roman: Bond: "Man erzählt, du magst nur Frauen." Galore: "Ich hab’ bis jetzt noch keinen wirklichen Mann getroffen.") Roger Moore im Buch über Bond-Girls: "Wenn sie ein bisschen Ahnung vom Schauspiel hatten, war das ganz hilfreich."

Sean Connery s Bond-Filme wurden pünktlich fertig. Moore: "Das lag zum Teil daran, dass Seans Vertrag neben der Gage von 1,25 Millionen US-Dollar (im Jahr 1971) weitere 145.000 Dollar für jede zusätzliche Produktionswoche vorsah."

Bond bekämpfte 130 Bösewichte , darunter eineinhalb Österreicher (Klaus Maria Brandauer, Curd Jürgens). Auch Gert Fröbe (Dialog in "Goldfinger": Connery: "Erwarten Sie von mir, dass ich rede?" Fröbe: "Nein, Mr. Bond, ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben."), Telly Savalas und Christopher Lee (übrigens Ian Flemings Cousin). Im kommenden Film "Skyfall" dann Javier Bardem. Moore über ein Problem für alle Darsteller des wiederkehrenden, glatzköpfigen Ober-Bösewichts Stavro Blofeld: "Bei den Explosionen am Set erleichterte sich die Perserkatze auf dem Schoß ihre jeweiligen Herrchens."

Desmond Llewelyn war als Q am öftesten in Bond-Filmen zu sehen (17 Filme, 1963 bis 1999), insgesamt aber trotzdem nur 30 Minuten. Legendärer Satz: "Ich scherze nie über meine Arbeit."

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