"Operette kann auch knackig sein"

Ein heutiger „Bettelstudent“: Mara Mastalir (Bronislawa), Anja-Nina Bahrmann (Laura), Elisabeth Flechl (Palmatica Gräfin Nowalska, v. li.)
Anatol Preissler inszeniert den "Bettelstudent" von Millöcker. Premiere ist am Samstag.

Ein falscher Fürst, ein echter Graf, ein beleidigter Gouverneur, zwei Liebespaare, eine Revolution und jede Menge Irrungen und Wirrungen bis zum obligaten Happy End – das sind die Zutaten von Carl Millöckers Operette "Der Bettelstudent". Zutaten, die es – so der österreichische Regisseur Anatol Preissler – "richtig abzumischen gilt". Kommenden Samstag zeigt Preissler seine Interpretation des 1882 uraufgeführten Dauerbrenners und meint: "Operette kann auch knackig sein."

Neue Texte

Der Volksopern-Debütant im KURIER-Gespräch weiter: "Gemeinsam mit Dirigent Wolfram-Maria Märtig haben wir uns gleich zu Beginn gefragt, was wir mit den extrem langen Dialogen anfangen sollen, damit das Werkl nicht ins Stocken gerät." Die Antwort war einfach: Preissler und Märtig haben viel gestrichen, der auch als Übersetzer tätige Regisseur hat neue Texte geschrieben. Und: "Es wird auch an Nestroy gemahnende Couplets geben. Denn so Dinge wie die Panama Papers oder auch die Bundespräsidentenwahl gehören einfach kommentiert."

Guter Slapstick

Krampfhaft ins Heute will Preissler die Operette nicht zerren. Aber: "Man kann mittels der Kostüme oder auch der Personenführung aktuelle Bezüge herstellen. Ich habe selbst vor Slapstick gar keine Angst. Es muss nur gut gemacht sein", erklärt der auch im Opern- und Theaterbereich tätige Regisseur. Und somit werden auch Laurel und Hardy präsent sein, sollen Erinnerungen an den großen Louis de Funès geweckt werden. Aber: "Immer mit vollem Respekt vor dem Stück und der Musik."

"Operette kann auch knackig sein"
Volksoper
An das Genre Operette glaubt der in München lebende Spross einer Wiener Theaterfamilie. "Operette wird es immer geben, weil die Menschen auch ein ganz legitimes Bedürfnis nach Unterhaltung haben. Denken ist natürlich trotzdem mehr als erlaubt."

Viele Wünsche

Nach dem "Bettelstudent" zieht es Preissler bald in Richtung Musical. "Ich darf ,Anatevka‘ und den ,Zauberer von Oz‘ machen. Das sind zwei absolute Wunschstücke." Was die Oper betrifft, so träumt Preissler davon, "eines Tages die ,Zauberflöte‘ inszenieren zu dürfen, gerade weil das Stück so schwer ist". Und im Sprechtheater? "Da gibt es nur eine Antwort: Alles von Tschechow. Er ist mein Lieblingsdramatiker." Aber gibt es auch Regiepläne für Wien? "Das werden wir nach dem ,Bettelstudent‘ sehen. Ich würde mich sehr freuen."

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