Bechdel-Test: Frauen spielen keine Rolle

Bechdel-Test: Frauen spielen keine Rolle
Ob "The Dark Knight Rises", "King Kong" oder "Ice Age" - alle sind durchgefallen. Film-Frauen dienen oft nur als charakterloser, optischer Aufputz.

Das ist ja nur ein Film", mit diesem Spruch wurden mit den Schauspielern mitleidende oder ängstliche Kinder vor dem viereckigen Fenster zur Welt häufig beruhigt. Die Streifen aus der Traumfabrik haben auch nicht den strengen Anspruch, die Realität abzubilden. Aber wieviel gesellschaftliche Realität steckt in den Hollywood-Streifen? Denn die Rolle, die die Frau darin einnimmt, ist oft wenig schmeichelhaft.

Der sogenannte "Bechdel-Test" soll der Welt den Spiegel vorhalten. Er beruht auf Alison Bechdels Comic Dykes To Watch Out For (zu dt. Lesben, vor denen man sich in Acht nehmen sollte) Eine Person behauptet darin, dass sie nur Filme sähe, auf die die folgenden Bedingungen zutreffen würden:

1. Mindestens zwei Frauen haben einen Namen
2. Diese sprechen auch miteinander
3. Über etwas anderes, als über einen Mann/Männer

Nach diesen simplen Kriterien soll festgestellt werden, ob unrealistische Rollenbilder vermittelt werden. Bisher wurden auf der Website in Zusammenarbeit mit Freiwilligen, die auf vermeintlich chauvinistische Filme hinweisen, 3.300 Filme getestet. Ungefähr die Hälfte aller getesteten Filme fiel durch das oben genannte Schema. Unter den "schwarzen Schafen" finden sich auch Blockbuster wie Fluch der Karibik, die Herr der Ringe-Trilogie oder Harry und Sally.

Virginia Woolf als Pionierin

Bechdel-Test: Frauen spielen keine Rolle

Auch in der Literatur geht es ähnlich zu: Die britische Schriftstellerin Virginia Woolf (1882-1941) schrieb bereits 1929 ein Essay, der zu einem der meistzitierten Texte der Frauenbewegung wurde. In "Ein eigenes Zimmer" (im Original: A Room of One`s Own) geht sie auf die selbe Thematik wie der Bechdel-Test ein. Allerdings (damals noch) ausschließlich auf Literatur bezogen.

Sie kritisierte, wie facettenlos die Frau im Auge des männlichen Erzählers gesehen werde.
"Aber wie interessant wäre es, wenn die Beziehung zwischen den beiden Frauen komplizierter gewesen wäre. Alle Beziehungen zwischen fiktionalen Frauen sind zu einfach."

Bis zu dem Zeitpunkt konnte sie sich an keinen Fall erinnern, in dem zwei Frauen als Freundinnen dargestellt wurden. Sie würden immer nur in Beziehung zu Männern auftauchen.
"Es war merkwürdig darüber nachzudenken, dass die großen Frauen der Fiktion, nicht nur als das andere Geschlecht dargestellt, sondern nur in einer Beziehung zu ihm standen."

Außerdem seien Frauen immer nur Gegenstand in der Literatur.
"Ist Ihnen bewusst, dass Sie vielleicht das am häufigsten abgehandelte Tier des Universums sind?"

Die British Library, gewissermaßen das nationale Gedächtnis Großbritanniens, sei voll von Schriften, die über Frauen verfasst wurden, von Autoren, die Frauen offen oder insgeheim hassen. Die Erzählerin stellte sich zum Beispiel einen Autor vor, "der unter einem Gefühl litt, das ihn dazu trieb, mit seiner Feder auf das Papier einzustechen, als tötete er beim Schreiben ein schädliches Insekt". Das Patriarchat sei allgegenwärtig; die Welt voll zorniger Männer, die die Frau nur als Spiegel brauchen - als Spiegel "mit der magischen und erhebenden Kraft, die Gestalt des Mannes in doppelter Größe wiederzugeben". Dabei plage sie eigentlich Angst vor dem Verlust des eigenen aufgeblähten Selbstwertgefühls - wenn die Frauen sich emanzipierten, gehe den Männern der Spiegel verloren.

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