Bitterböses Spiel der Götter

Bitterböses Spiel der Götter
Kritik. "Amphitryon" als großer Wurf im Kärntner Stadttheater.

Jede Stunde, jeder Schritt führt tiefer mich ins Labyrinth hinein": Völlig verwirrt und außer sich ist der vor seiner Haustor hin- und her rennende Amphitryon, als ihn sein vermeintlicher Diener nicht mehr in sein eigenes Haus lassen will, weil er angeblich schon selbst dort ist. Es ist eben nichts so, wie es scheint, bei Heinrich von Kleists Tragikomödie "Amphitryon". Denn hier treiben die Götter aus Langeweile ihren Spaß mit den Menschen, ihr bitterböses Spiel der Verwirrungen.

Michael Sturminger hat das tragisch verdunkelte Lustspiel von Sein und Schein, von Irrtum und Täuschung, von Bewusstseins- und Identitätswirrwarr am Stadttheater Klagenfurt mit psychologisch scharfer Präzision, gekonnt angereichert mit vielen Ideen, possenhaften, komischen Zügen und etlichen guten Gags, die kaum je ins zu Klamaukhafte abgleiten, turbulent und temporeich inszeniert. Dafür haben Andreas Donhauser und Renate Martin ein zeitloses, elegantes, detailreiches Ambiente auf einer Drehbühne geschaffen mit einem feinen Salon und Schlafzimmer.

Ensemble

Exzellent ist das Ensemble: Andreas Patton ist der zerrissene Titelheld, der siegreiche Feldherr, der seine Verwirrtheit glaubhaft zeigt und zuletzt sogar zehnfach geklont erscheint. Sabine Haupt ist die getäuschte und überhöht reine Alkmene, die sehr zu berühren vermag. Jonas Riemer ist ein eitler, selbstverliebter Jupiter in Amphitryons Gestalt. Sebastian Edtbauer ist ein idealer Merkur in Sosias Gestalt. Beim wirklichen Diener von Amphitryon kann Nikolaus Barton sein komisches Talent voll ausspielen. Seine handfeste Gattin Charis spielt Karin Lischka nicht immer ganz wortdeutlich als blonde daherstöckelnde Tussi. Absolut sehenswert! Jubel!

KURIER-Wertung:

Info: Alle Termine zu "Amphitryon" finden Sie hier.

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