Abschied von Opernsänger Alfred Šramek

Alfred Sramek
Er starb im Alter von 65 Jahren.

Es gibt wohl keinen einzigen Opernliebhaber, der das Haus am Ring in den vergangenen Jahrzehnten auch nur einigermaßen regelmäßig besuchte, der ihn nicht kannte. Der ihn nicht schätzte. Und der nicht sofort wusste, warum er das Prädikat Publikumsliebling zurecht trug.

Er war ein Sänger, wie ihn jedes Opernhaus braucht und wie sie heute so rar geworden sind: In enorm vielen Partien einzusetzen (allein an der Wiener Staatsoper sang er 90 verschiedene Rollen in mehr als 2500 Vorstellungen), stets auf hohem Niveau agierend, mit großer Ernsthaftigkeit, aber zumeist auch mit einer humoristischen Note. Obwohl er aus Mistelbach stammte, war er wienerischer als alle, die in Wien sonst auf der Bühne stehen.

Er sang mit seinem ausdrucksstarken Bassbariton große Rollen wie Figaro, Leporello oder Don Alfonso. Etwas kleinere, aber ebenso wichtige wie Schigolch in "Lulu" oder Bartolo (mit 175 Auftritten seine meistgesungene Partie überhaupt). Er war brillant als Dulcamara und eigentlich unverzichtbar als Mesner – diese Rolle war auch jene, mit der er am 16. April dieses Jahres letztmalig auf der Staatsopernbühne stand, neben Jonas Kaufmann, Bryn Terfel und Angela Gheorghiu. Man kann und will sich den ersten "Tosca"-Akt ohne ihn künftig gar nicht vorstellen.

Er trat auch auf, wenn er von privaten Schicksalsschlägen getroffen wurde. Und zuletzt immer wieder, obwohl er schon seit einiger Zeit an einer schweren Krankheit litt, von der er sich aber nicht kleinkriegen lassen wollte. Darüber hinaus war er einer der liebenswertesten, sympathischsten Sänger, was ebenso in Erinnerung bleiben wird wie seine Kunst.

Gestern, Donnerstag, hat Alfred Šramek die irdische Bühne verlassen. Adieu! Und danke für so viele schöne Abende!

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