20 Jahre Techno Café

Der DJ und Produzent Wolfram eröffnet die neue Saison.
Das Techno Café im Volksgarten Pavillon geht in seine 20. Saison - eine Erfolgsgeschichte.

Das Techno Café ist einer der wenigen Veranstaltungen in Wien, bei der sich die Menschen freiwillig länger als 20 Minuten anstellen, um reinzukommen. Vor allem an lauen Sommerabenden füllt sich das weitläufige und einzigartige Areal im Volksgarten schnell. An guten Tagen sind es bis zu 900 Personen, die sich hier zum Afterwork-Umtrunk treffen. Es ist ein bunt durchmischtes Publikum – der Bank-Beamte steht neben der jungen Kunst-Studentin an der Bar, die Business-Lady gönnt sich nach der Arbeit ein wenig Abwechslung, der Fitness-Trainer führt seinen Körper aus und der Soziologie-Student betreibt Feldforschung. Ja, zum Schauen gibt es hier genug. Heute Abend startet das Techno Café in seine 20. Saison – ab 18 Uhr geht es los.

20 Jahre Techno Café
Credit: Richard Lürzer. Honorarfei bei Namensnennung.

Köpfe

Das erste Techno Café fand am 9. Jänner 1996 im Scheffel in der Florianigasse im 8. Bezirk statt und entstand einfach aus der Lust am Feiern. "Wir wollten die Überbrückungszeit von Wochenende zu Wochenende verkürzen und noch mehr Party feiern. Es war die erste Hochzeit von Techno - einfach noch Underground. Wir hatten rasierte Köpfe und trugen Tarngewand, es hingen Tarnnetze herum und es war eine sehr kleine, feine Szene, die zusammengehalten hat. Es gab im U4 das Spacejungle, illegale Microraves und das Loop. Die Zeit war grandios, wir waren jung und die Musik war neu", sagt Sandra Kendl, Gründerin des Techno Cafés im KURIER-Interview.

Da der Erfolg der wöchentlichen Reihe gleich zu Beginn groß war, wechselte man nach vier Monate in den Volksgarten. "Mit dem Locationwechsel vom Keller in der Florianigasse in den Pavillon und der ehemaligen Banane mitten in der Stadt, haben wir im Sommer House, im Winter Techno gespielt, und langsam begann die Veranstaltung immer mehr zu wachsen", sagt Kendl.

20 Jahre Techno Café
Credit: Veronique Giroud. Honorarfrei bei Namensnennung. Im Bild: Sandra Kendl.

Nach vier Jahren Winter- und Sommerprogramm, 52 Wochen Party im Jahr, nahm Sandra Kendl im Jahr 2000 den Fuß vom Gaspedal und konzentriert sich auf den Sommer. Geändert hat sich über die Jahre aber nicht nur die Ausrichtung, sondern auch das Publikum und mit ihm das Image, mit dem die Veranstaltung in Beziehung gesetzt wird. War man Anfang im Underground beheimatet, so ist man längst im Mainstream angekommen, was natürlich auch Kritiker auf den Plan gerufen hat. Manchen ist die Veranstaltung zu elitär, versnobbt und steif geworden: Sie wollen fürs Spritzertrinken auch keinen Eintritt zahlen. Andere kommen hingegen seit Jahren jede Woche – auch bei Schlechtwetter. Es geht ihnen um den persönlichen Austausch, um Kontaktpflege und um den Ausgleich zur Arbeit. "Das Techno Café war aber ohnehin nie als Club gedacht, sondern als ein Meeting Point zum Netzwerken", erklärt Sandra Kendl das Konzept.

20 Jahre Techno Café
Credit: Richard Lürzer. Honorarfrei bei Namensnennung.
Trotzdem wird gerne mal bis 4 Uhr in der Früh gefeiert: Wenn die Hemdträger gegen Mitternacht mit der letzten U-Bahn nach Hause fahren, um nächsten Tag wieder fit im Büro sitzen zu können, dann übernehmen jüngere Gäste die Tanzfläche. "Wenn die letzte U-Bahn fährt, nur jene bleiben, die wegen den DJs da sind und sich drinnen im Pavillon versammeln, um auf engstem Raum zu feiern, dann ist das für mich jedes Mal wieder ein großartiger Moment."

Eigendynamik

Sandra Kendl kennt viele ihrer Besucher seit Jahren, mal sind es nur oberflächliche Bekanntschaften, mal enge Freundschaften. Im Laufe der Jahre hat sie schon viele Geschichten miterlebt. Sie sah Liebespaare entstehen, aber auch Beziehungen in die Brüche gehen. Denn im altehrwürdigen Oswald Haerdtl-Bau wird dann auch schon mal heftig geflirtet. Um die Musik geht es vor allem bis Mitternacht oft nur am Rande. Für Kendl ist sie "der Ausgangspunkt, auch wenn der Event eine Eigendynamik entwickelt hat, in der die Musik nicht mehr allein entscheidend ist."

Das Techno Cafe steht für Dienstag, Freunde treffen, Spaß haben, Party feiern. Es gibt keine Türpolitik, ist offen für alle – ab 18 Jahre. Und es steht auch für elektronische Musik, für die heimische Musikszene. "Mir war von Anfang an wichtig, heimische DJs zu unterstützen", betont Sandra Kendl.

Das Techno Café findet ab heute bis Anfang September jeden Dienstag im Volksgarten Pavillon statt. Zur Eröffnung (ab 18 Uhr) spielen Wolfram, Patrick Pulsinger und Felix the Houserat. Eintritt: 7 Euro.

Offenlegung: Der Autor dieser Zeilen hat schon mehrmals im Techno Café aufgelegt.

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