Gelb und rund? Auch das kann eine Gurke sein

Gelb und rund? Auch das kann eine Gurke sein
Auf der Suche nach seltenen Sorten setzen Supermärkte nun auf Gurken-Raritäten.

Schlangengurken – so lautet die korrekte landwirtschaftliche Bezeichnung für die grünen 'Stangen' im Supermarkt. Jede gleicht der anderen in Form und Farbe. Auf zehn Zentimeter Länge kommt eine Krümmung von maximal einem Zentimeter: Bereits vor sieben Jahren schaffte die Europäische Union die in Boulevard-Medien oft belächelte Gurkenkrümmungsverordnung ab, die seit 1988 für gleich aussehende Gurken in Supermarktregalen in allen EU-Ländern sorgte. Oder besser gesagt sorgt? Denn die Optik hat sich seitdem nicht verändert, Landwirte und Supermärkte halten an der abgeschafften Gemüsenorm eisern fest.

Gurken, die aussehen wie Zitronen

Gelb und rund? Auch das kann eine Gurke sein
Durch Initiativen seitens der heimischen Supermärkte und Organisationen wie Slow Food und Arche Noah gibt es seit einigen Jahren ein Umdenken: Der Lebensmittelhandel fördert Projekte für Sortenvielfalt oder wirbt für krummes oder fleckiges Obst und Gemüse bei den Konsumenten. Vor allem Sortenraritäten rücken seit der Weltbekanntheit von Paradeiserkönig ErichStekovics in den Mittelpunkt. Nach Chili, Paprika und Paradeisern hat der Lebensmittelhändler Billa Gurken-Raritäten in das Sortiment aufgenommen: "Das Thema Artenvielfalt ist seit jeher tief in unserer täglichen Arbeit verankert. Wir sind uns unserer Verantwortung als größte Bio-Marke des Landes bewusst und engagieren uns daher seit über zehn Jahren für den Erhalt alter Sorten", sagt Martina Hörmer, Geschäftsführerin von Ja! Natürlich.

Miniature White, Ameliore Bourbonne, Serpent Chiaro oder Polignano – genauso vielfältig wie deren Namen ist das äußere Erscheinungsbild der seltenen Sorten. Dass Gurken nicht immer grün und schon gar keine Längsform haben müssen, beweist die Sorte Lemon eindrucksvoll: zitronengroß, rund, gelb und mit einem aromatischem-süßen Geschmack überrascht das Gemüse. Die Raritäten kommen aus der Nationalparkregion Neusiedler See–Seewinkel, wo Bio-Bauer Erwin Binder zwölf Sorten angebaut hat.

Die Cucumis sativus gehört zur Familie der Kürbisgewächse, verwandt ist sie unter anderem mit Kürbis, Zucchini und Melone. Auch wenn im Sprachgebrauch nicht üblich, handelt es sich bei Gurken um Beeren. Freilandgurken haben von Juni bis September Saison, Schlangengurken aus dem Glashaus bzw. aus Folientunnel sind deutlich länger am Markt erhältlich. Der Wassergehalt variiert zwar von Sorte zu Sorte, beträgt aber bei Schlangengurken rund 97 Prozent.

Gelb und rund? Auch das kann eine Gurke sein

Gele Tros, Gurke
Gelb und rund? Auch das kann eine Gurke sein

Ja! Natürlich, Gurken
Gelb und rund? Auch das kann eine Gurke sein

Ja! Natürlich, Gurken
Gelb und rund? Auch das kann eine Gurke sein

Ja! Natürlich, Gurken
Gelb und rund? Auch das kann eine Gurke sein

Ja! Natürlich, Gurken

Gurkensaft in der Flasche

Gelb und rund? Auch das kann eine Gurke sein
Der burgendländische Landwirt Erich Leyrer vermarktet seine Gurken ebenfalls mit einem neuen Zugang: Als Kooperationspartner für Ja! Natürlich baute der Bauer aus Pamhagen bereits italienische Reissorten in der Neusiedl-Region an und bewies erfolgsgekrönte Experimentierfreudigkeit – der Reis sprießt trotz anfänglicher Startschwierigkeiten. Nun suchte er eine neue Idee, um seine Gurken anderweitig zu vermarkten: purer Saft, aus Einlegegurken (Sorte Karaoke) hergestellt. "Wir hatten das Problem, dass wir besonders große Einlegegurken, also so 15 Zentimeter plus, nicht verkaufen konnten und nicht wussten, wie wir diese verwerten könnten. Das Problem ist, dass die Konzerne die Kunden so erzogen haben, dass sie nur Schlangengurken für Salate kaufen. Die schmecken nicht so intensiv und sind viel wässriger. Ich kann sie daher nur an jene Firmen verkaufen, die Gurkensticks in den Gläsern abfüllen oder Aufstriche machen." Leyrer schüttelt den Kopf: Geschmacklich seien Karaoke-Gurken herkömmlichen Salatgurken aus dem Supermarkt vozuziehen.

Bisher baute der Pamhagener auf zwei Hektar Gurken an, heuer hat er verdoppelt, zeigt sich aber ob der Entscheidung skeptisch. In Summe erntet er rund 50 Tonnen Gurken im Jahr. Bevor es ans Abfüllen ging, experimentierte der innovative Landwirt mit einer selbst produzierten Gurkencreme, ganz ohne Chemie. Bei einer Firma in Salzburg wurde er als Produktionsstätte fündig. Und von der Creme war es dann nicht mehr weit zum Saft.

Leyrer füllte bereits 5000 Flaschen von seinem Gurkensaft ab – darunter auch eine Variante mit Zitronensaft. In einem ersten Schritt werden die Gurken gewaschen, in einem zweiten gepresst. Die Haltbarkeit entsteht durch die Milchsäuregärung. Übernommen hat die Abfüllung der Safthersteller Hasenfit in Linz. Wie der Saft schmeckt? Nach Salat. "In Kombination mit Weißwein, Soda oder einem Schuss Zitrone eignet er sich als erfrischende Sommerspritzer. Ich war selber überrascht und konnte mir nicht vorstellen, dass das schmeckt. Tut es aber."

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