Grüner Veltliner nach Ottes Wille

Grüner Veltliner nach Ottes Wille
Über den Winzer Bernhard Ott und seine Hingabe an eine Rebsorte.

Bernhard Ott steht da, vor den Teilnehmern eines Tastings in der Vinothek des Weinhändlers Döllerer und sagt: "Ich habe ein bisschen Lampenfieber."

Das kann man als koketten Einstieg verstehen, vielleicht auch Respekt vor den Anwesenden, vielleicht aber auch als kleine Wahheit - eine Degustation wie diese veranstaltet auch ein Ott nicht alle Tage.

Unser Ziel: die Unterschiede der Lagenweine (1. Lage nach der Definition der Traditonsweingüter) aus den Feuersbrunner Weinbergen zu diskutieren und die Langlebigkeit der Grünen Veltliner der Lage Rosenberg zu überprüfen.

Mit am Verkostungstisch: Iris Vigne, Sommelière und Patronne des Restaurants Pfefferschiff, Alexander Koblinger, Sommelier des Restaurants Obauer, Ines Hofstadler, Sommelière des Restaurants Saag am Wörthersee. Mithin einige größere Namen der heimischen Szene, sowie das Haus Döllerer.

Bernhard Ott hat dem Grünen Veltliner, der immer wegen seiner Frische und seines so genannten Pfefferls popularisiert wird, vollkommen neue Facetten abgewonnen. Ott arbeitet konzentriert am Charakter der Rebsorte, wie er ihn sich vorstellt. Internationale Erfolge seiner vorwiegend auf Löß wachsenden Veltliner geben ihm Recht.

Der Veltliner sei eine zartbesaitete Sorte, so Bernhard Ott. Eine Diva auch, die weder Hitze noch zuviel Feuchtigkeit verträgt. Im Gegensatz zum Riesling, der sich auf kargen Gesteinsböden wunderbar macht, sei der Veltliner auf den fetten Lößböden des Wagrams perfekt aufgehoben.

"Man muss den Veltliner verstehen", sagt Bernhard Ott und wir versuchen es. Otts Veltliner wachsen auf Böden, die ihnen Frische und Delikatesse verleihen.

Zuerst kosten wir uns durch die drei Lagen, die sich in punkto Sonneneinstrahlung, Himmelsrichtung und Kühle unterscheiden. Natürlich kommt es auf den Jahrgang an, doch eine gewisse Vorliebe für den kühleren Spiegel herrscht bei manchen Verkostungsteilnehmern durchaus vor. Mineralik und frischer Apfel im Glas.

Die Lage Engabrunner Stein weist unter einer Decke von Löß verschiedene Gesteine aus. Das verleiht dem Wein Mineralität und den Duft von Äpfeln und anderem Steinobst.

Mit der Zeit allerdings wird sich der Grüne Veltliner vom Rosenberg als bester Wein erweisen. Es geht an diesem Nachmittag auch um die Haltbarkeit. Deshalb das leichte Lampenfieber. Es ist unbegründet.

Die Veltliner aus der Lage Rosenberg, die wir bis ins Jahr 2001 verkosten, halten, was der Name verspricht. Zur Zeit besonders gut in Form sind die Jahrgänge 2004 und 2005. Fruchtigkeit, etwas Tabak, Honig, Weine von großer Tiefe, Weine zum großen Braten. (Zum Tasting gibt es nur Weißbrot. Und Wasser.)

Das Jahr 2003 war extrem heiß, was man auch dem Veltliner Rosenberg anmerkt. Toll, wie zu erwarten, der Jahrgang 2009.

Applaus.

Später wird es zu einem ausgeklügelten Menü von Andreas Döllerer für 140 Gäste ein paar jüngere und leichtere Weine vom Weingut Ott zu trinken geben. Man darf nicht vergessen: Das Gut gehört eher zu den größeren, die vorhin beschriebenen Weine stellen nur die Spitze der Pyramide dar. Otts Fass 4 ist mittlerweile in allen Wiener Lokalen und nicht nur dort ein beliebter Wein zu einem guten Preis.

Bernhard Ott gilt auch als einer der Pioniere für Weine aus der Amphore. Doch darüber demnächst.

Als Küchenchef Andreas Döllerer Kalbsbries mit Tannenzapfenaromen und geschmortes Kalbsbackerl servieren lässt, sind wir uns am Tisch einig: Jetzt wäre eine Flasche Rosenberg 2004 gerade perfekt. Doch leider - die wurden am Nachmittag bereits in kleiner Runde ausgetrunken.

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