Reisen für Fortgeschrittene: Tanzen mit den Finnen

Kneissltouristik
Fünfeinhalbtausend Leute im hohen Norden, die in taghellen Sommernächten Holzpodeste im Wald aufstellen, um Tango, Foxtrott, Rock ’n’ Roll zu tanzen. Gerne trinken. Sanftmütig, starrsinnig, schweigsam und tief melancholisch sein sollen. VON RO RAFTL

"Am wohlsten fühlt sich ein Finne, wenn er allein in der dunklen Sauna sitzt und über den Tod nachdenkt", behauptet der deutsche Autor Roman Schatz, der seit dreißig Jahren in Finnland lebt. Andererseits. Dass richtige Bösewichte in der finnischen Geschichte völlig fehlen – obwohl es seit dem Mittelalter ums Überleben unter schwedischen und russischen Besatzern ging. Dass Finnen eine echte Rarität sind, da es keine Erklärung für die große Frage gibt, wo sie wirklich herkommen. Umso hartnäckiger sei ihre Nabelschau, umso größer der Stolz auf sich selbst, als Nation, als Kultur als Sprache, als Volk: "Sie sind wirklich gerne Finnen". Sopii ! Ist recht.

Reisen für Fortgeschrittene: Tanzen mit den Finnen
juuso westerlund/www.festival.fi

Behüte, man würde alle Finnen über Kaurismäkis Kamm scheren wollen.

Man muss hinfahren

Im 19. Jahrhundert haben sie aus Heldenliedern ein Nationalepos gezimmert, das Kalevala, von dem sich Tolkien inspirieren ließ, und selbst Micky Maus, von dem sich Heavy-Metal-Bands bis jetzt beflügeln lassen. Seit 1919 sind sie Republik – die es an 25 amtlichen Beflaggungstagen euphorisch allüberall weißblau wehen lässt.

Haben Nokia, länger als ein Jahrzehnt, zum boomenden Weltkonzern katapultiert. Architekt Alvar Aalto, den Komponisten Jean Sibelius, Formel-1-Piloten, Weltklasse-Skispringer und Filmemacher Aki Kaurismäki hervorgebracht. Doch behüte, man würde alle Finnen über Kaurismäkis Kamm scheren wollen. Also muss man hinfahren.

Wobei. Ein Ausflug zur "besten Reisezeit" zwischen Juni und September nur die halbe Wahrheit erzählt. Nix vom Holzhacken vor einsamen Hütten in Schneewintern bei minus 45 Grad. Nix von Polarnächten in Lappi, Lapplands finnischem Teil.

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Günter Grüner/Kneisseltouristik

Wasser. Wald. Fels. Alltäglich, selbstverständlich, identitätsstiftend, inspirierend. Für alle Künste und Künstler.

Geheimnisvolle Kraft der Finnen

Vermutlich versteht man die Schweigsamkeit, die Melancholie, die Starrsinnigkeit dann erst richtig. sisu. Diese geheimnisvolle Kraft, die in jedem Finnen, jeder Finnin schlummern soll: Zähigkeit, Geduld, Ausdauer, Durchhaltevermögen, Effizienz. Wie eine Beschwörungsformel: Wir halten alles aus. Einen Eisbrecher, Salmiakpastillen und einen Nutzfahrzeugkonzern haben sie sisu genannt, geben’s auch Kindern als Vornamen. Sollen ja auch liebend gern an dunklen Sonntagnachmittagen bei Schneesturm zum Joggen und Langlaufen aufbrechen. Und nach der Sauna in Eislöcher springen, die sie in zugefrorene Hausteiche hacken. Okay, next time. Am 6. Dezember 2017 feiert Finnland den 100. Unabhängigkeitstag von Russland.

Jetzt lichten die Nächte. Jetzt tanzen wir Tango.

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To go with story by Terhi KINNUNEN : Couples dance at the Tango Dancing Festival in Seinajoki, Finland on July 9, 2009. Thousands of kilometers from its birthplace in Argentina, Tango enthusiasts gather annually in Finland at a festival to celebrate a Nordic version of the great Latin romantic dance. LEHTIKUVA / Pekka Sakki *** FINLAND OUT *** (Photo credit should read PEKKA SAKKI/AFP/Getty Images)

Es menschelt im Helsinki Pavi in Vantaa, einer grünen Vorstadt der Hauptstadt

Tanzen, aber wie

Der winzig hagere Weißlockige mit Glockenhosen und Manschettenknöpfen klebt am mächtigen Dekolleté der bebrillten Walküre, in schwarzem Plissee zu einem üppigen Paket verpackt. Unter dem Goldlamé des Blondlöckchens scheint kein Faden Unterwäsche Platz zu haben, doch wenn sie die Beine exakter als bei jeder argentinischen Milonga schleudert, ähnelt sie nur noch einer konzentrierten Turnerin. Das Tulpenkleid über dem Petticoat der reschen Fünfzigerin muss aus einem Sechzigerjahre-Fundus stammen, die Pluderärmel des taufrischen Eintänzers mit dem Schneckenknoten aus einer Kiste mit Carmen-Kostümen.

Service? Natürlich nicht.
Und. Sie reden. Lachen auch. Es menschelt im Helsinki Pavi in Vantaa, einer grünen Vorstadt der Hauptstadt, in die der Bus 717 durch zahllose unaussprechliche Stationen zuckelt, bis man im Nowhere auf einer Brücke landet, und nach ein paar sportlichen Kilometern zwischen Villengärten, Wald und Bach endlich auf einem knallvollen Parkplatz. Vor einem Kassenhäuschen, Ordnern mit Armbinden, lieblichen Rosenbeeten vor einem leuchtenden Holzhaus mit Wandelgang. Die Halle? Könnte auch Traktorenmessen dienen. Die Brote, Salate, Kuchen am Buffet aber schmecken köstlich hausgemacht. Service? Natürlich nicht. Selbst in Nobelrestaurants und Läden hakt’s ein wenig damit. Hilflos unterwürfige Kunden kommen gut an. Der amerikanische Gedanke lächelnden Bedienens setzt sich im mangelgewohnten, unabhängig stolzen, hm, auch postkommunistischen Geist der Finnen nur zögerlich durch.

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Bildnummer: 7092973 Detail of Helsinki Central Railway Station facade: a granite man holding a lamp. Helsinki, Bahnhof, Kraft, Architektur, Horizontal, Im Freien, Klassik, Elektrische Lampe, Menschliches Körperteil, Menschliche Gliedmaßen, Menschlicher Arm, Menschliche Hand, Muskulös, Halten, Finnland, Statue, Station, Teilabschnitt, Himmel, Granit, Erwachsene Person, Gebäudefront, Männer, Fotografie, Gliedmaßen

Fassadenschmuck in Finnland

Immerhin weisen die Tanzpavillon-Kassiererinnen gütigstreng wie Kindergartentanten in die Geschmacksunterschiede von Moosbeeren und Moltebeeren-Likör ein, empfehlen am wärmsten schwarzen Koskenkorva Lakritsi. Noch gewöhnungsbedürftiger als grüner Kräuterlikör. Kaffeee! Sogar Espresso. Nicht nur den fadendünnen aus der Filtermaschine, der überall labbert. Im Kioski neben dem Bier. Hihi, Kaurismäki winkt von Weitem: Sie erinnern sich an Leningrad Cowboys Go America, an die Anfangsszene, in der beim Aussteigen an der Tankstelle ein silberner Berg leerer Bierdosen aus dem Cadillac scheppert.

Schubidu. Gefühlvoll. Märchenland
Knallvoll ist der Helsinki Pavi, wenn’s Tanzkurs gibt und danach Tanzkapelle. Schubidu. Gefühlvoll. Märchenland, Satumaa, heißt der bekannteste Tango von Unto Montonen aus den Sechzigerjahren. Ein Sehnsuchtslied: nach sehr fernen goldenen immerblühenden Ufern, jenseits des weiten Meeres, wo in den Armen der Geliebten aller Kummer verweht für den Gefangenen der Erde.

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Bildnummer: 22039517 "Helsinki, Finland - October 9, 2012: People purchasing train tickets at Helsinki Railway Station ticket office as sun streams through the windows. The building is in the Art Deco style and was completed in 1919." Innenaufnahme, Art Deco, Helsinki, Menschen, Bauwerk, Transportmittel, Architektur, Horizontal, Öffentliches Gebäude, Architektonisches Detail, Nordeuropa, Bahnhof, Sehenswürdigkeit, Größere Sehenswürdigkeit, Kleinere Sehenswürdigkeit, Kinokasse, Außenaufnahme von Gebäuden, Fotografie, Hauptstadt, Editorial

Nationalromantisches Prunkstück im Hauptbahnhof: die Kassenhalle

Mehr als Hunderttausend mischen jedes Jahr zum Tangofestival das im Ruhezustand halb so bevölkerte Städtchen Seinäjoki in der Provinz Pohjanmaa auf. 1913 wurde der erste Tango in Finnland gespielt, sofort geliebt, adoptiert, adaptiert: „Der internationale Tango hat eine aufsteigende Melodie in Dur, der finnische hingegen eine absteigende in Moll“, schreibt M. A. Numminen in dem erhellenden Roman Tango ist meine Leidenschaft. Der kraftvoll Sechsundsiebzigjährige ist in mehrfacher Hinsicht eine Kapazität: als Banjo spielender Gommi im Hasenkostüm Teil des Duos Gommi ja Pommi im Kinderfernsehen. Als Wittgenstein-Forscher und Komponist, der die Kritik der Sprache aus Ludwig Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus – Sie wissen: Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen – vertont hat und mit Chorbegleitung zäh und kreischend intoniert.

Vorhof zum Paradies

Zu Numminen führt Zeichner Tex Rubinowitz’ Reisebuch "Rumgurken". Wie auch ins Ravintola Sea Horse – Ravintola heißt auf Finnisch Restaurant – weil es wie kein zweites all das verkörpert, was Finnland ausmacht. Diese Mischung aus dunstiger Melancholie und Demutskapitulation, alles passt so gut zusammen: die Einrichtung, das Personal, die Sitzkoben, das unterseeische Zwielicht, die sedierten Gäste, das wunderschöne Seepferdchenfresko an der Wand, eine kokonartige Einheit forcierten Bremsens. Keine Frage: der Vorhof zum Paradies.

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Bildnummer: 49096586 The Old Market Hall in Helsinki. Finland Eingangshalle, Helsinki, Korridor, Markt, Alt, Finnland, Bauwerk, Architektur, Vertikal, Gegenlicht, Sehenswürdigkeit, Abenddämmerung, Nacht, Dämmerung, Gebäudefront, Niemand, Außenaufnahme von Gebäuden, Fotografie

Alte Markthalle von 1888, die älteste der Stadt

Dreifach bemerkenswert. Stimmt. Weil das Sea Horse in einem umwerfenden Haus des finnischen Nationalromantizismus liegt, typisch für Helsinki, vergleichbar dem Jugendstil, bloß wuchtiger und märchenhafter gebaut. Weil. Das Restaurant aber innen den Stil der Fünfzigerjahre atmet, wirtschaftlich eine große Zeit für Finnland. Und. Weil man sich durch ein Best Of klassischer finnischer Küche kosten kann: gebratene Baltische Heringe, Stampfkartoffel (also Kartoffelpüree), Rote Rüben in Suppe und Salat und Lihapulla (also Faschiertes in Bällchenform). Wobei: Seit die Japaner das Sea Horse entdeckt haben, geht’s nimmer so melancholisch zu. Aber. Wie lange müsste man in Finnland gelebt haben, um sich auszukennen mit Demut und Trotz, sisu und dem putzigen i, mit dem sie Lehnwörter verniedlichen, von Meloni bis Tomaatti ?

Romantischer geht’s nimmer
Also. Touristisch. Lauf die Esplanade links rauf. Zum Schwedischen Theater, außen schlicht, innen rotgolden. Durch den Park wieder runter. Zum Konzert-Pavi, in dem sie Wiener Blut aufgeigen. Zum Kaffee, zum Essen, als Barfly ins Kapelli, einem Holzschlösschen anno 1867. Romantischer geht’s nimmer als in einem Erker der Glasveranda: wie in einer grünen Laube vor Wind und Regen geschützt, der Blick verschwimmend im KristallLusterLicht. Haha. Preise höher als bei Demel – doch selbstverständlich Selbstbedienung. Schau auf den Marktplatz, von der weißen Domkirche bekrönt. Zu Souvenirs und frischen Beeren. Im Oktober, sagt der Reiseführer, wird der Strömlings (also: Herings-) Markt als Fest zelebriert. Zieh Düfte und Geschmäcker in der Alten Markthalle ein, sanierte Best Attraction aus dem Jahr 1889 von Gustav Nyström. Lass dich von den grellen Goldzwiebeln der orthodoxen Kirche blenden.

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Bilddnummer: 42723902 finlandia house in helsinki in the evening Helsinki, Finnland, Modern, Finnische Kultur, Architektur, Ereignis, Bauwerk, Horizontal, Im Freien, Architekturberuf, Klassisches Konzert, Blau, Weiß, Sehenswürdigkeit, Himmel, Frühling, Abenddämmerung, Nacht, Marmorgestein, Musik, Amerikanischer Kongress, Außenaufnahme von Gebäuden, Fotografie, Telefonkonferenz, Hauptstadt, Schneewittchen, Kongressversammlung

Architekturhauptstadt, Designhauptstadt Helsinki. Alvar Aaltos Finlandiahalle

Helsinki in einer Hand. Oberflächlich. Denn. Auf der Esplanadi 39 – sie trägt auf kurzem Stück drei Zusatznamen – liegt die gefährlich gepäckbeschwerende Akademische Buchhandlung von Alvar Aalto. Auch wenn man vor diesem Raum fast aufs Schmökern vergisst. Organischer Funktionalismus. Steht unter Denkmalschutz. Der Artek Store mit seiner welligen Vase Savoy (Aalto heißt Welle), vielleicht der berühmtesten Vase der Welt, seinem dreibeinigen Hocker und den Reinterpretationen seines Freischwingers Nr.31 ist neuerdings ums Eck verzogen. Für noch mehr Aalto, einer wunderbar unaufgeregten Dining Lounge mit Blick bis aufs Wasser, muss man im Ravintola Savoy auf Esplanadi 14 dinieren. Er hat das Restaurant – bis zur Vase und den Silberlöffeln – mit seiner Frau Aino gestaltet. Groß und weiter weg: Die Aalto University, eine Hochschule für Angewandte Kunst. Und die Finlandia Halle natürlich.

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Bildnummer: 88918741 Helsinki, Finland - July 5, 2015: Pedestrians walk in front of Helsinki Central railway station in Helsinki, Finland. The building, inaugurated in 1919 and designed by Eliel Saarinen, also hosts the Rautatientori metro station. Bahnhof, Helsinki, Menschen, Bauwerk, Transportmittel, Stadt, Architektur, Verkehrswesen, Horizontal, Im Freien, Europa - Kontinent, Nordeuropa, Uhr, Gehen, Finnland, U-Bahnstation, Sehenswürdigkeit, Sommer, Nacht, Beleuchtet, Erwachsene Person, Junger Erwachsener, Art Deco, Eingang, Fußgänger, Leben in der Stadt, Menschengruppe, Männer, Frauen, Außenaufnahme von Gebäuden, Fotografie, Hauptstadt, Finnische Kultur

Ein Sidestep zum Hauptbahnhof

Ein Sidestep zum Hauptbahnhof, dem monumentalen Prunkstück finnischen Jugendstils von Eliel Saarinen, Wahrzeichen Helsinkis, weitet sich aus. So viele Details bis zur Glaskonstruktion über den Bahnsteigen. Doppelt breite Gleisspuren für die Züge nach St. Petersburg und Moskau. Geschichte denken beim Tschicken im Park vor dem Nationaltheater. Behutsam ziehen! In Hotelbars kosten Zigaretten elf Euro, im Supermarkt günstige sieben. Und dann bissl Pause mit Architektur.

Seewasser, Bachwasser, Teichwasser
Wassern. Allein die Stadt wirkt auf der Karte wie ein seltsamer Plattfisch mit Flossen auf beiden Seiten, der am finnischen Meerbusen gestrandet ist. Wasser schimmert fast an jedem Horizont. Meerbusenwasser. Und. Im Waldland dahinter auf einer Fläche fast so groß wie Deutschland: Seewasser, Bachwasser, Teichwasser. Wasser grau, Wasser grün, Wasser himmelblau, gischtig windgepeitscht, majestätisch rollend, still als Spiegel von Sonne, Wald, Wolken. Tausende Schären, Inseln, Inselchen im Meer, tausende Seen. Exakt 187.888, notiert Autor Roman Schatz die amtliche Zählung.

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Bildnummer: 19188845 Helsinki, Finnland, Hafen, Stadt, Städtische Straße, Wasserfahrzeug, Stadtsilhouette, Wohnhaus, Nacht, Jachthafen, Bauwerk, Kleinstadt, Stadtansicht, Architektur, Reiseziel, Horizontal, Panorama, Im Freien, Dock, Europa - Kontinent, Westeuropa, Passagier-Wasserfahrzeug, Anlegestelle, Kirche, Kathedrale, Windjammer, Blau, Alt, Sehenswürdigkeit, Wasser, Himmel, Landschaft, Sonnenuntergang, Abenddämmerung, Meer, Segeljacht, Landschaftspanorama, Orthodoxes Christentum, Leben in der Stadt, Niemand, Außenaufnahme von Gebäuden, Fotografie, Großsegler, Passagierschiff, Tourismus, Reise, Hauptstadt, Alter Hafen, Uspenski-Kathedrale - Helsinki, Nordische Länder Europas

Helsinkis Marktplatz. Anders gesehen. Mal nicht mit dem weißen Wahrzeichen Domkirche.

Boote aller Arten und Größen. Fähren. Zur Festungsinsel Suomenlinna, eigentlich ein ganzer Archipel, im 18. Jahrhundert von den Schweden als gewaltige militärische Bastion verbaut, heut UNESCO-Welterbe mit viel Kunst, Museen, Galerien, Sommertheater und Cafés zwischen Kasematten und Kanonen. Walhalla – nach dem sagenhaften Ruheort gefallener Kämpfer – heißt das Spitzenrestaurant. Da will man eher grinsen als essen.

In Weißen Nächten schläft man kürzer
Nach Kuhmo an den stillen See mit roten und blauen Holzhäusern unter Birken im Nordosten zum Kammermusikfestival ist Fliegen schneller als Fähren. Von Bach bis Britten alles zu hören in diesem Global Village internationaler Musiker. Man isst Lachs und Rentier und Heidelbeeren und pendelt zwischen Gelassenheit und Dramatik, je nachdem, was das Wetter mit dem Wasser treibt. In Weißen Nächten schläft man kürzer. Die Opernfans auch, die Savonlinna als Fixpunkt prominenter Sommerfestivalkalender ankreuzen. Mozart und der italienischen Oper wurde diesmal auf der mittelalterlich romantischen Wasserburg Olavinlinna gehuldigt. Die Kulisse, die Akustik, die Seenlandschaft, die Naturidylle, das Licht der Nacht. Sie verstehen! Da geht’s strumpflos mit Spaghettiträgern her, selbst bei 17 Grad. Steht ja Juli im Kalender und Puccini im Programm.

Man braucht keine dunkle Sauna
Doch sisu hin oder her. Vergiss die Daunenjacke nicht, wenn du die Fähre nach Tallinn betrittst, falls du die finnische Schweigsamkeit lieben gelernt hast. Nicht in Spielsalons oder im Duty Free Shop versumpern willst, lieber auf luftigem Deck in die Sommerhäuser, die reichen Boote, das Ferienleben auf den Schären hineindenken. Den weißen Schaumkronen der grüngrauen Ostsee nachträumen. Auf dem Weg in ein Paradies historischer Bauten im Baltikum, wie sie Helsinki nicht hat.
Man braucht keine dunkle Sauna. Fähren sind von Grund auf melancholisch.

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