Sonnige Aussichten

Sonnige Aussichten
Hoffnung im Kampf gegen die Klima-Katastrophe. MICHAEL HOROWITZ über sinkende Strompreise und die Solar-Supermächte der Zukunft.

1.000.000.000.000 – eine Billion Dollar im Kampf gegen die Klimakatastrophe. Deutschland, Frankreich und die USA aber vor allem auch Länder wie China und Chile, Indien und Japan wollen während der kommenden Jahrzehnte massiv in Solarenergie investieren. Den Abschied von Öl, Gas und Kohle bezeichnete Barack Obama beim Klimagipfel von Paris als Wendepunkt für die Welt. Eine Weichenstellung Richtung Vernunft.

Die Preise fossiler Energien sind im freien Fall. Und durch die Abkehr von Öl, Gas und Kohle während der nächsten Jahrzehnte werden Staaten wie Russland und Saudi-Arabien als Energiemächte abgelöst. Ein weltweiter Wandel der globalen Machtverhältnisse ist vorprogrammiert: Nachhaltigere Energieverwertung wie Windkraft, Elektroautos und vor allem die Solarenergie sollen die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad begrenzen.

In Schwellenländern wie in Indien sind hunderte Millionen Menschen noch immer nicht ans Stromnetz angeschlossen. Premier Modi will sein Land zu einer Solarmacht ausbauen: Bis 2022 soll die Sonne über Indien die Strommenge von mehr als hundert Atomreaktoren liefern. Firmen aus aller Welt investieren in das ehrgeizige Projekt, während der nächsten Jahre entstehen gigantische Solarparks und tausende Kleinanlagen in Dörfern. Auf dem Flughafen der südindischen Stadt Kochi – immerhin starten und landen hier mehr als 1.000 Maschinen pro Woche – liefern auf einer Fläche von 50 Hektar bereits tausende Solarpanele Strom. Und in der pakistanischen Provinz Punjab wird noch heuer eine der größten Solarfarmen der Welt eröffnet.

Im japanischen Yamakura-Stausee wird seit Anfang des Jahres am größten schwimmenden Solarpark der Welt gebaut. Nach der Katastrophe von Fukushima wurden sämtliche Atomreaktoren abgeschaltet, rund 90 Prozent der benötigten Energie musste man aus dem Ausland beziehen. Die Zukunft sind schwimmende Sonnen-Kraftwerke: Da die Fläche für den Photovoltaik-Ausbau in Japan immer knapper wird, weicht man zunehmend auf Gewässer aus. Auch in China setzt man angesichts von Smog und nachlassendem Wirtschaftswachstum immer mehr auf Solar- und Windkraftanlagen. Schon heute steht in der Stadt Dezhou das größte solarbetriebene Gebäude der Welt: Der Riyuetan-Weipai-Bürokomplex hat eine Fläche von 75.000 Quadratmetern.

Im Ranking der Länder für erneuerbare Energie liegt Chile bereits auf Rang drei. Die Gründe dafür sind vielfältig: Im südamerikanischen Staat herrschen extreme Winde und äußerst starke Sonneneinstrahlung. Und es gibt die weltweit größten Lithium-Reserven. Das Metall findet sich in hoher Konzentration in Salzseen der Atacama-Wüste und ist ein wesentlicher Grundstoff für Lithium-Ionen-Batterien. Kein Wunder, dass internationale Unternehmen Milliarden in Chiles Energiesektor investieren.
Bis Mitte des Jahrhunderts sollte es weltweit möglich sein, mehrere tausend Gigawatt Strom – ein Gigawatt entspricht etwa der Leistung eines größeren Kernkraftwerks – aus Solaranlagen zu gewinnen. Dank der Weiterentwicklung von Batterie-Stromspeichern, mit denen man auch in den abgelegensten Regionen nachts Strom nutzen kann, wird der Preis für Solarstrom in den kommenden drei Jahrzehnten auf nur zwei Cent pro Kilowattstunde sinken. Ein angenehmer Nebenaspekt auf dem Weg in die Vernunft.

Sonnige Aussichten
Metroverlag

Soeben erschienen:
Michael Horowitz
DIE WELT VON MORGEN
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michael.horowitz@kurier.at

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