Salz & Pfeffer: Blue Mustard

Der Graben und seine Seitengassen zählen restaurantmäßig eher zu den ruhigeren Gewässern, hier macht nur alle heiligen drei Zeiten etwas Neues auf. Aber jetzt war’s offenbar wieder so weit, und das „Blue Mustard“ entspricht definitiv nicht dem Business-Mainstream mit Steak und Pasta, den man an dieser Adresse vielleicht erwarten würde: Der Besitzer Vahe Hovaguimian ist Kosmopolit mit armenischen Wurzeln und hat sowohl in Syrien als auch in New York gelebt; sein Lokal-Designer stammt aus Dubai und machte aus der ehemaligen Espresso-Lounge einen schillernden Dinner-Club mit reichlich ungewöhnlichen Zitaten (etwa Stephansdom-Fenster); der Küchenchef stammt aus der Steiermark, heißt Alexander Mayer und gilt als einer der besten Köche des Landes. Mayer legt seine Menüs thematisch als kulinarische Reisen an, „From Vienna to Napoli“, „From Paris to Tokio“, „From New York to Yucatan“, Mutige können eine „Carte Blanche“ wählen und sich von Mayer mit einem vier- oder sechsgängigen „Best of“ überraschen lassen (54/72 €). Kurze Zusammenfassung: Es ist grandios. Pistou froid, eine Art Erdbeer-Gazpacho mit lauwarmem Bulgur-Kuchen, die beste kalte Gemüsesuppe der Stadt (11 €). Der Seesaibling mit Saiblingsleber-Röllchen und Räuchersaiblings-Fond ganz groß (14 €), bretonischer Hummer mit Karfiol, einer Taco-Crepe mit Hummer-Klein in Hummersuppe (mit Mecsal), genial (18 €). Und die „Steirische Klassik“ – Schweinsbackerl mit winzigen Grammelknöderln, blanchiertem Kohlrabi in Stosuppe mit Schnittlauchöl – ganz große Klasse (14 €). Großes Gourmet-Theater, extrem detailverliebt, und das zum Freundschaftspreis. Und am Wochenende gibt’s Live-Musik und im Foyer einen alten US-Wohnwagen mit neo-syrischem Streetfood. Na hallo, da gibt einer aber ganz schön Gas, hoffentlich hält die Wiener City das aus.

Blue Mustard,
Wien 1, Dorotheerg. 6-8,
Tel: 01/934 67 05,
Mo-Do 17-2 (Küche 18-23), Fr, Sa 17-4 (Küche 18-24),
www.bluemustard.at

florian.holzer@kurier.at