Wiener SPÖ will 450.000 Klinken putzen

Oxonitsch bekommt Klagen über die stinkende Brauerei zu hören
Stadt-Rote starten ihre bisher größte Hausbesuchsaktion - eine Kampfansage an die FPÖ.

Danke, bei uns passt alles soweit. Nur der Gestank von der Bierfabrik stört mich. Aber eh nur manchmal", erzählt Frau Yildiz ihrem Gast, der Donnerstagabend unangekündigt vor ihrer Tür steht. "Das kenne ich, ich bin ja hier aufgewachsen", sagt dieser und drückt ihr die Broschüre "Noch mehr Buntes aus Ottakring" in die Hand.

Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) hat bei seinen Hausbesuchen in der Gartensiedlung Ottakring kein allzu schwieriges Heimspiel. Vielleicht liegt es an der modernen, gepflegten Wohnanlage mit ihrer ausgewogenen sozialen Durchmischung, vielleicht fühlen sich die Besuchten schlichtweg etwas überrumpelt – Beschwerden bekommen der Ottakringer Bezirksparteichef und seine zwei Parteikollegen mit der roten SPÖ-Weste an diesem Abend kaum zu hören.

Das wird sich in den nächsten Monaten wohl noch ändern: Plant doch die Wiener SPÖ bis zur Wien-Wahl 2015 die Hälfte aller Haushalte – also rund 450.000 – zu besuchen. Zum Vergleich: Bei der Klinkenputz-Kampagne vor der Nationalratswahl 2013 waren es 130.000.

Wähler mobilisieren

Die Stoßrichtung der Aktion ist klar: Bei den persönlichen Gesprächen an der Wohnungstür geht es vor allem darum, die eigenen Sympathisanten wieder zum Wählen zu bewegen. Vor der Nationalratswahl 2013 ist dies gehörig misslungen: 13 Prozent der Wähler, die noch 2008 die SPÖ angekreuzt hatten, gingen im Vorjahr nicht zu den Urnen. Das Ergebnis ist bekannt: Stadtweit verloren die Roten drei Prozent, in Oxonitschs Heimatbezirk Ottakring waren es sogar fünf Prozent – das war Wien-weiter Negativrekord.

Und natürlich will man bei den anstehenden Wahlen die Lufthoheit im Gemeindebau gegen die FPÖ behaupten. Deshalb stehen die traditionell roten Hochburgen ganz oben auf der Besuchsliste, die die SPÖ-Funktionäre – vom Bürgermeister und den Stadträten abwärts – in den nächsten Monaten abhaken müssen.

Zumindest die Ottakringer Gartensiedlung dürfte wohl kein rot-blaues Kampfgebiet werden: "Was ihr macht, passt schon", richtet ein Bewohner Oxonitsch aus. "Schaut halt nur weiter darauf, dass die FPÖ nicht so vorankommt." – "Wir werden uns bemühen", verspricht der Stadtrat.

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