Zwölf "Chaostage" und Demos gegen Song Contest geplant
Ab Mitte Mai blickt ganz Europa nach Wien. Der Eurovisions Song Contest soll "Brücken bauen" und die Bundeshauptstadt will sich da natürlich von ihrer schönsten Seite zeigen. Der Großevent hat aber auch Gegner – und zwar gleich aus mehreren politischen Lagern. Unter dem Motto "Chaostage – erobert die Straßen, besetzt die Stadt, kreiert Anarchie", wird seit Montag in mehreren Internet-Foren zum linken Aktionismus aufgerufen.
Ebenso der für den Ablauf des Song Contests verantwortliche Stadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ). Er will zu den angekündigten Chaos-Tagen nicht Stellung nehmen. Stattdessen wirbt die Stadt weiterhin für den reibungslosen Ablauf des Riesen-Events in Wien. "Wien soll als Ort der Toleranz und Akzeptanz verstanden werden. Gerade nach dem Sieg von Conchita Wurst", sagt Oxonitsch. Der Song Contest soll nicht nur ein großes Fernseh-Event werden, sondern eine Veranstaltung, mit der sich die Wiener identifizieren können.
Pegida-Marsch
Mehr Aufregung erzeugt dagegen die angekündigte Demonstration des rechten Lagers. Der Ex-Pegida-Sprecher Georg Immanuel Nagel hat bei der Polizei eine Gegenveranstaltung mit 300 Teilnehmern angemeldet.
Terror als Thema
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) machte am Mittwoch in der Stadthalle auch auf ein Thema aufmerksam, dass im Moment über alle Großveranstaltungen schwebt: "Niemand von uns kann mit hundertprozentiger Sicherheit einen Terroranschlag ausschließen." Während es 2013 europaweit 150 Anschläge gab, waren es im Jahr 2014 bereits 200. Deshalb mahnte die Ministerin zu besonderer Vorsicht und erklärte, dass es laufend eine Gefährdungseinschätzung gäbe. Außerdem sorgen allein rund um die Stadthalle täglich 60 bis 100 Exekutivbeamte für die nötige Sicherheit. Um Terror oder Ausschreitungen beim Finale zu verhindern, werden am 23. Mai 300 Polizisten im Einsatz stehen.
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Gully goes Conchita: Wien lässt im Vorfeld des Song Contests nichts aus und folgerichtig sogar die Kanaldeckel singen.
Dort, wo zuweilen üble Dämpfe aus dem Untergrund heraufwabern, dringt nun ESC-Musik an die Oberfläche. Sechs dieser via MP3-Player zum Singen gebrachten Abflussgitter, die natürlich auch Wursts "Rise Like A Phoenix" intonieren, bespielen bis zum Finaltag am 23. Mai die Stadt.
"Merci Cherie" und "I'm Yours"
Neben Conchitas Siegerlied aus dem Vorjahr dringen auch noch "Merci Cherie", Udo Jürgens Gewinnersong aus 1966, "I'm Yours" der diesjährigen Österreich-Starter The Makemakes sowie Anton Karas' "Dritte Mann"-Thema in Transistorradio-Qualität aus den gitterförmigen Öffnungen. Letzteres hat zwar nichts mit dem internationalen Musikwettbewerb zu tun, allerdings einiges mit der Wiener Kanalisation. Schließlich wurden Schlüsselszenen des amerikanischen Spionagekrimis "Der Dritte Mann" in den unterirdischen Gängen gedreht.
3.600 Euro
Alle sechs dieser hochgerüsteten Gullys befinden sich in Fußgängerbereichen - etwa auf der Mariahilfer Straße, am Karlsplatz oder beim Schweizerhaus. Wer es genau wissen will: Die Standorte sind unter www.kanalquiz.at abrufbar. Dort kann man auch bei einem Gewinnspiel teilnehmen, als dessen Hauptpreis eine Reise in die - freilich noch unbekannte - Austragungsstadt des Song Contests 2016 winkt.
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