Zwei Schuldsprüche nach Attacke auf Austria-Kicker

Generali Arena, Austria Stadion, Horr
Freisprüche für acht weitere Rapid-Fans - U19-Spieler Grubeck wurde tätlich angegriffen.

Zwei Schuld- und acht Freisprüche hat es am Freitag im Prozess um einen tätlichen Angriff auf den Austria Wien-Nachwuchsspieler Valentin Grubeck gegeben. Der Stürmer des U19-Nationalteams war am 3. April 2014 vor der Generali Arena von Fans des SK Rapid mit "Bist Austrianer?" angesprochen worden. Als er nichts sagte, rissen ihn zwei 21-Jährige zu Boden und traten und schlugen auf ihn ein.

Grubeck erlitt eine schwere Brustkorbprellung, Prellungen im Bereich der Lendenwirbelsäule sowie Abschürfungen an den Knien und Händen. Anfängliche Befürchtungen, er könnte sich auch am Meniskus verletzt haben, bewahrheiteten sich zum Glück nicht. Dem Kicker wurde auch sein Rucksack weggenommen, der sich später in einem unweit gelegenen Gebüsch fand.

Bewährungsstrafe und Anti-Gewalt-Training

Die zum Vorwurf der Körperverletzung geständigen Angreifer - der eine von Beruf Rauchfangkehrer, der andere ein Elektriker - wurden im Wiener Straflandesgericht zu jeweils drei Monaten bedingter Haft verurteilt. Außerdem müssen sie ein Anti-Gewalt-Training absolvieren. Die Attacke wurde vom Gericht nicht - wie von der Staatsanwaltschaft ursprünglich inkriminiert - als schwere Körperverletzung qualifiziert, da nach Ansicht von Richterin Michaela Röggla-Weiss keine verabredete Vorgangsweise einer "Verbindung" vorlag, wofür die Mitwirkung von mindestens drei Personen erforderlich gewesen wäre.

Acht weiteren, als Beitragstäter angeklagten Rapid-Fans konnte allerdings keine unmittelbare Beteiligung nachgewiesen werden, da sie zu weit entfernt gestanden waren und selbst von Grubeck nicht als Mittäter bezeichnet wurden. Sie wurden daher im Zweifel freigesprochen. Sämtliche Entscheidungen sind bereits rechtskräftig.

Grubeck für Austria-Fan gehalten

Grubeck war nach einem Training der Austria Amateure auf dem Parkplatz vor der Generali Arena den mit Schals und Kapuzen teilweise vermummten Rapid-Fans begegnet. Der 21-jährige Rauchfangkehrer riss ihn zu Boden, weil er den Kicker irrtümlich für einen Austria-Fan hielt, wie er dem Gericht darlegte: "Wenn er gesagt hätte, dass er ein Spieler ist, hätt' ich nix gemacht."

Die zehn Angeklagten hatten sich am Donaukanal getroffen und sich ihren Angaben zufolge nach Wien-Favoriten begeben, weil sie im Heimstadion der Austria die Choreografie der gegnerischen Fans "stören" wollten. Es sei beabsichtigt gewesen, Transparente zu übermalen, damit diese beim Wiener Derby, das drei Tage danach auf dem Programm stand, nicht präsentiert werden konnten, erfuhr die Richterin.

Als Grubeck mit einem Rucksack des Weges kam, "hab' ich ihn zu Boden gebracht und ihm einen Schlag und einen Tritt gegeben", räumte der Hauptangeklagte ein. Der vermeintliche Austria-Fan habe "noch weglaufen" wollen, "aber ich hab' ihn an der Hand gepackt". Die Frage nach dem Warum beantwortete der 21-Jährige mit "Keine Ahnung, das hat sich so ergeben".

Der gleichaltrige Elektriker, der ebenfalls hingetreten und -geschlagen hatte, sprach von einer "Instinkthandlung". Er sei "in einer Stresssituation" tätlich geworden: "Das Adrenalin, ich war überfordert mit dem Ganzen."

Schmerzensgeld

Der Rauchfangkehrer war als Haupttäter nach seiner Festnahme über zwei Wochen in U-Haft gesessen. Er hat Grubeck, der in dieser Saison als Austria-Leihspieler beim Zweitligisten SV Horn spielt, mittlerweile 3.840 Euro an Schmerzensgeld überwiesen, das dieser als Privatbeteiligter im Strafverfahren geltend gemacht hatte.

Der 21-Jährige ist auch einer von insgesamt 27 Rapid-Fans, gegen die seit knapp zwei Wochen ein Prozess wegen Landfriedensbruchs anhängig ist, weil es nach dem Freundschaftsspiel zwischen Rapid und dem 1. FC Nürnberg am 7. September 2013 zu gewalttätigen Ausschreitungen im bzw. vor dem Hanappi-Stadion gekommen war. Diese Verhandlung wird am 15. September fortgesetzt. Mehr dazu lesen Sie hier.

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