Wurst im Kanal: Wien lässt die Gullys singen

Die singenden Kanaldeckel Wiens
MP3-Player lassen Deckel Conchita Wurst, Udo Jürgens und The Makemakes intonieren. Sechs Standorte mit ESC-Musik bis zum Finaltag.

Gully goes Conchita: Wien lässt im Vorfeld des Song Contests nichts aus und folgerichtig sogar die Kanaldeckel singen.

Dort, wo zuweilen üble Dämpfe aus dem Untergrund heraufwabern, dringt nun ESC-Musik an die Oberfläche. Sechs dieser via MP3-Player zum Singen gebrachten Abflussgitter, die natürlich auch Wursts "Rise Like A Phoenix" intonieren, bespielen bis zum Finaltag am 23. Mai die Stadt.

Wurst im Kanal: Wien lässt die Gullys singen
ABD0059_20150506 - WIEN - ÖSTERREICH: Eurovision Song Contest 2015: Umweltstadträtin Ulli Sima (m.) am Mittwoch, 6. Mai 2015, anl. der Präsentation "Dritte Mann Tour": "Eurovision Kanal - die singenden Kanaldeckel von Wien Kanal machen Lust auf den Song Contest" in Wien. - FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER
Nach Rasenherzen, Parkfiguren, T-Shirts oder dem "Eurowischn Putzcontest" ist die jetzige Aktion ein weiteres Song-Contest-Projekt aus dem Umweltressort. Insofern ließ sich SPÖ-Stadträtin Ulli Sima(Bild) am Mittwoch neben einem geöffneten und mit Lautsprechern und Zeitschaltuhr ausgestatteten Kanaldeckel ablichten.

"Merci Cherie" und "I'm Yours"

Neben Conchitas Siegerlied aus dem Vorjahr dringen auch noch "Merci Cherie", Udo Jürgens Gewinnersong aus 1966, "I'm Yours" der diesjährigen Österreich-Starter The Makemakes sowie Anton Karas' "Dritte Mann"-Thema in Transistorradio-Qualität aus den gitterförmigen Öffnungen. Letzteres hat zwar nichts mit dem internationalen Musikwettbewerb zu tun, allerdings einiges mit der Wiener Kanalisation. Schließlich wurden Schlüsselszenen des amerikanischen Spionagekrimis "Der Dritte Mann" in den unterirdischen Gängen gedreht.

3.600 Euro

Wurst im Kanal: Wien lässt die Gullys singen
ABD0058_20150506 - WIEN - ÖSTERREICH: Eurovision Song Contest 2015: Ein Passant (r.) am Mittwoch, 6. Mai 2015, anl. der Präsentation "Dritte Mann Tour": "Eurovision Kanal - die singenden Kanaldeckel von Wien Kanal machen Lust auf den Song Contest" in Wien. - FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER
Mit 3.600 Euro schlägt die Gag-Aktion der Stadt zu Buche, der - Stichwort: Werbung im öffentlichen Raum - freilich eine ordnungsgemäße Behördenbewilligung durch die MA 46 vorangegangen sei, wie versichert wurde. In einer wasserfesten Box unterhalb der Deckel wurde je ein MP3-Player samt Boxen montiert, der täglich zwischen 8.00 und 20.00 Uhr in Betrieb ist.

Alle sechs dieser hochgerüsteten Gullys befinden sich in Fußgängerbereichen - etwa auf der Mariahilfer Straße, am Karlsplatz oder beim Schweizerhaus. Wer es genau wissen will: Die Standorte sind unter www.kanalquiz.at abrufbar. Dort kann man auch bei einem Gewinnspiel teilnehmen, als dessen Hauptpreis eine Reise in die - freilich noch unbekannte - Austragungsstadt des Song Contests 2016 winkt.

Der Polizeieinsatz für den Eurovision Song Contest ist laut Innenministerium nicht mit der EURO 2008 vergleichbar. Konzentriert sich beim ESC das Spektakel auf den Wiener Raum und auf mehr oder weniger eine Woche, ging es bei der Fußball-Europameisterschaft um beinahe einen Monat Veranstaltungszeitraum an vier Orten in Österreich plus Public Viewings im ganzen Land.

Ganz unterschiedlich sind auch die Zielgruppen: Beim Song Contest gehen die Sicherheitsexperten davon aus, dass das Motto "Building Bridges" ganz besonders beim Publikum auf offene Ohren stößt. Bei der EURO 2008 waren doch Fans mit sehr hoher Gewaltbereitschaft befürchtet und teilweise auch, etwa rechtzeitig in Klagenfurt, aus dem Verkehr gezogen worden. Dementsprechend war damals die ordnungspolizeiliche Spezialtruppe WEGA (Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung) an mehreren Orten in Österreich im Einsatz. Außerdem gab es eine zeitweise Grenzüberwachung an Hauptverkehrsrouten.

Durch das Public Viewing in der Wiener Innenstadt kam es für rund einen Monat zu massiven Verkehrsbehinderungen. Die Ringstraße war durchgehend gesperrt. All das kostete eine Menge Geld. Laut dem Endbericht zur EURO musste das Innenministerium 44 Millionen Euro an Personal- und Sachaufwand aufwenden.

Das ist eine Summe, die beim Song Contest bei weitem nicht erreicht werden wird, auch wenn im Vorfeld eine Schätzung laut Innenministerium nicht seriös wäre. Klar ist aber, dass der deutlich geringere Personaleinsatz ebenso deutlich zu geringeren Kosten führen wird. Am ehesten sei der Song Contest mit dem Life Ball oder einem großen Konzert in der Wiener Stadthalle zu vergleichen. Für den Life Ball sind laut Innenressort etwa 80 Beamte im Einsatz, die sich in erster Linie um Verkehrsmaßnahmen bemühen. Bei einem Konzert sind es 50 bis 80 Beamte mit ähnlichen Aufgaben. In zweiter Linie geht es bei diesen Veranstaltungen um Außensicherung.

Eine Arreststraße wird es beim Song Contest nicht geben, ebenso wenig Schnellrichter, die vor allem für Verkehrsdelikte eingesetzt werden. Am 9. Mai gibt es für die Stadthalle übrigens einen sogenannten Lockdown. Die Halle wird abgesperrt, noch einmal intensiv nach Sprengstoff und anderem verdächtigen Material durchsucht und erst mit dem eigentlichen Veranstaltungsbeginn wieder aufgesperrt.

Im Rahmen des 60. Song Contests werden in Wien eine Reihe von Locations bespielt - auch die EMS-Lounge in Wien-Landstraße. Das vom heimischen ESC-Fanclub dort betriebene "Euro Fan Cafe" soll Anlaufstelle für "eingefleischte" Enthusiasten werden, wie es am Mittwoch in einer Aussendung hieß. Fix ist bereits: Conchita Wurst kommt zur Eröffnungsparty am 17. Mai.

Sie wird Songs ihres Albums "Conchita" zum Besten geben, das erst wenige Tage vorher erscheinen wird. Genaue Details zum Programm der Fan-Partylokalität werden bei einer Pressekonferenz am 13. Mai präsentiert. Konzerte sowie Public Viewing sollen bis zum Finaltag am 23. Mai aber jedenfalls auf der Tagesordnung stehen. Auch mit aktuellen Delegationen werde bereits verhandelt, hieß es.

Einige Live-Acts wurden bereits verraten: So werden ehemalige Österreich-Starter wie Thomas Forstner, Nadine Beiler, Tony Wegas, Gary Lux oder Waterloo & Robinson erwartet. Auch Niamh Kavanagh, die 1993 den Titel für Irland holte, gibt ein Gastspiel. Für das leibliche Wohl sorgen Bars auf zwei Ebenen und ein Street Food Market im Außenbereich.

Von 12.00 bis 18.00 Uhr steht im Eingangsbereich ein Tagescafe zur Verfügung, das bei freiem Eintritt besucht werden kann. Für die Abendevents müssen Karten gelöst werden, wobei die Wochenplätze bereits ausverkauft sind, wie Claudia Weymayer-Czaak vom Österreichischen Song Contest Club "OGAE Austria" berichtete. Die Vereinigung der heimischen Wettsing-Liebhaber feiert heuer übrigens ihr 20-jähriges Bestehen, was ebenfalls am Eröffnungstag gefeiert wird.

Weitere Informationen zum Fan-Cafe finden Sie hier.

Kommentare