Wohnen wie ein Kaiser

Wohnen wie ein Kaiser
Viele Touristenattraktionen in Wien beherbergen auch Privatwohnungen.

Die Tische im MuseumsQuartier sind alle besetzt. Auf den blauen Enzis ist ebenfalls kein Platz. Doch Franz Zöchbauer und Ehefrau Gayle haben es sich trotzdem im MuseumsQuartier bequem gemacht. Auf den Sitzmöbeln ihrer Terrasse. Gleich gegenüber dem Mumok. Den meisten ist das MuseumsQuartier wohl vor allem als Kunst-Areal und Touristenattraktion ein Begriff, doch tatsächlich befinden sich hier auch rund 30 Privatwohnungen.

Anmelden kann sich grundsätzlich jeder, frei werden Wohnungen jedoch relativ selten, sagt MQ-Sprecherin Ingrid Preißler. Franz Zöchbauer musste knapp zehn Jahre warten, bis ihm die 150 Quadratmeter große Wohnung angeboten wurde. Das Warten hat sich gelohnt. An diesem lauen Märzabend riecht die Luft nach Sommer und das Stimmengewirr ist von der Terrasse aus nur ein Hintergrundgeplätscher.

"Urlaubsstimmung", bringt es Gayle Berry-Zöchbauer auf den Punkt. "Im Sommer leben wir draußen. Es ist herrlich." Dann verdecken die Bäume den MQ-Besuchern zudem die Sicht auf die Terrasse. Einen Nachteil nennt Zöchbauer: Die Maria Theresia-Statue zwischen beiden Museen, die man vom Esszimmer aus sehen kann, kehrt ihnen den Rücken zu.

Geister in der Hofburg

Das MuseumsQuartier ist nicht der einzige Ort in Wien, der historisches Gebäude und Privatdomizil vereint. Schriftstellerin Lotte Ingrisch bewohnt eine der 47 Wohnungen in der Wiener Hofburg – und zwar direkt unter ihrem Nachlass. Denn im Stockwerk über ihr befindet sich ein Archiv der österreichischen Nationalbibliothek. Von ihrem Schreibplatz am Fenster hat Ingrisch die Straße, die vom Helden- zum Michaelerplatz führt, stets im Blick und schon den einen oder anderen Staatsbesucher vorbeifahren sehen.

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Alleine ist die Witwe von Witwe von Komponisten Gottfried von Einem – nachdem auch die Stiege, in der sie lebt, benannt ist – auch nach dessen Tod nicht. Abgesehen von den beiden Hauskatzen sieht Ingrisch "an einer bestimmten Stelle des Raumes manchmal einen blauen Mann und eine Frau im roten Kleid." Und bereits in ihrer ersten Nacht in der Hofburg erschien ihr ein Soldat. Erst danach erfuhr Ingrisch, dass sich in diesen Räumen während der Weltkriege ein Lazarett befunden hatte.

Brite in Schönbrunn

Auch Robert Tidmarsh weiß über sein Wohnhaus, das Schloss Schönbrunn, einiges zu erzählen: Durch seine langjährige Tätigkeit als Schauraumleiter im Schloss weiß er mittlerweile mehr über die österreichische als über die englische Geschichte zu berichten. Und so fährt Tidmarsh zum Kaisergeburtstag nach Bad Ischl und stellt Maria Theresia Blumen auf, so ihr Geburtstag (13. Mai) auf den Muttertag fällt. Ganz übersehen kann man seine Herkunft in seiner Wohnung nicht. Die gemusterten Tapeten wurden im typisch englischen Stil mit Bordüre auf halber Höhe aufgetragen. Und im Gang hängt ein Gemälde der Queen.

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Auch wenn für die Schlossbewohner Haustiere, bunte Rollo und Blumenkisten vor den Fenstern verboten sind, nimmt das Tidmarsh gerne in Kauf. Vor allem an Sommerabenden, wenn er mit Lebensgefährtin Christine durch den leeren Schlosspark flanieren kann.

Aktuelle Situation

Burghauptmannschaft: Verfügt über 187 Wohneinheiten. 47 in der Hofburg, 57 im Belvedere, elf im Augarten. Zwölf weitere gibt es im Schloss Orth, NÖ, und 39 in der Hofburg Innsbruck.

Schloss Schönbrunn: Derzeit sind 135 Wohnungen vermietet. Die Wohnungen sind 50 bis 195 groß.

Museums-Quartier: In diesem Areal gibt es rund 30 Wohnungen.

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