Wissenschaftsball: Tradition im Techno-Format

Eine glanzvolle Ballnacht drehte sich um das Thema Wissenschaft
Premiere: Der Wissenschaftsball im Rathaus ist mehr als eine "Gegenveranstaltung".

Der Wiener Ballkalender ist um ein Fest bereichert: den Ball der Wissenschaften, der Samstagabend im Rathaus seine Premiere feierte. Entstanden ist die Idee zu diesem Fest, weil Wiener Wissenschaftler nicht mit dem rechten Burschenschafter-Ball, der sich Akademikerball nennt, in einen Topf geworfen werden wollten.

Die konkrete Umsetzung der Idee ist aber mehr als eine "Gegenveranstaltung": Es ist die Präsentation der Wiener Wissenschaft im Rahmen des traditionellen Wiener Ball-Formats.

Ein zusätzlicher Anlass zum Feiern sind die heurigen Universitäts-Jubiläen: 650 Jahre Uni Wien, 200 Jahre Technische Uni, 250 Jahre Veterinärmedizin. Mehr als 200.000 Menschen – Lehrende, Forschende und Studierende – umfasst der Sektor Wissenschaft und Forschung in der Bundeshauptstadt. Auch viele internationale Forscher waren hier, die gern einmal einen Wiener Ball erleben wollten.

Trotz Semesterferien war der Andrang groß: Schon vor Tagen musste der Kartenverkauf eingestellt werden, weil nicht mehr als 2500 Personen in den Festsälen des Rathauses zugelassen sind.

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Es war nicht nur der Wissenschaftsball an sich eine Premiere, die viele nicht versäumen wollten, er bot auch Novitäten. Organisationschef Oliver Lehmann: "Es ist das Experiment, ob sich Tradition mit moderner Technologie und Wissenschaft aufladen lässt." So bestand der Tischschmuck aus eher ausgefallenen fleischfressenden Pflanzen vom Botanischen Garten der Uni Wien. "Auf dem Blütenboden ist ein Duftstoff, der Fliegen anlockt", erklärte Ex-EU-Landwirtschaftskommissar Franz Fischler sachkundig, bevor er im Walzertakt entschwebte.

Das übliche Roulette wurde auf dem Wissenschaftsball von einem Mathematikprofessor eröffnet – mit einer Kurzeinführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Der Eingang in die Disco glich der Abbildung eines Experiments aus der Quantenphysik. Die Angewandte steuerte digitale Farb-Ton-Synästhesien bei. Der aktuelle Bachmann-Preisträger Tex Rubinowitz gab den DJ, Musikeinlagen spielte das Orchester der Privatkonservatorien.

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Prominentester Gast war Marc Abrahams, Schöpfer des Ig-Nobel-Preises. Dieser parodistische Preis wird in Harvard verliehen, soll zum Lachen und Nachdenken bringen, und wird für echte Leistungen vergeben, im Vorjahr für die Berechnung des Reibungskoeffizienten unter Bananenschalen.

Die heimische Wissenschaftsprominenz von Anton Zeilinger abwärts war zahlreich vertreten, unter den Rektor/innen die designierte Chefin der WU, Edeltraud Hanappi-Egger.

Den Ehrenschutz des Balls hatte Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner inne, dem Ehrenkomitee gehörten Bürgermeister Michael Häupl(er hielt die Eröffnungsrede), Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny und der Wiener Wissenschaftsbeauftragte Alexander Van der Bellen an.

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