Wiener Großprojekte ohne finanzielle Punktlandung

Luftkanäle sollen seit der Inbetriebnahme 1974 nie gereinigt worden sein.
Die Kosten für den neuen Hauptbahnhof wurden punktgenau eingehalten. Eher eine Seltenheit, wie eine Liste vergangener Großprojekte zeigt.

Rund um die Eröffnung des neuen Wiener Hauptbahnhofes ist eine Tatsache bemerkenswert: Dieses Megaprojekt wurde ohne Kostenüberschreitung umgesetzt. Die Baukosten wurden mit rund einer Milliarde Euro beziffert und wurden auch tatsächlich nicht überschritten. Das ist in Wien keinesfalls eine Selbstverständlichkeit, wie einige Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit zeigen.

Das Stadthallenbad

Wiener Großprojekte ohne finanzielle Punktlandung
Die Sanierung des Stadthallenbades hat noch ein Nachspiel.
Ursprünglich sollte das Wiener Stadthallenbad im Herbst 2011 wieder aufsperren. Die Generalsanierung geriet nicht zuletzt wegen undichter Becken zum veritablen Debakel und hat mittlerweile ein gerichtliches Nachspiel. Bei einer Probebefüllung des Beckens 2012 kommen erneut gravierde Mängel zum Vorschein. Das Sanierungsdebakel hat auch strukturelle Folgen. Das Stadthallenbad wird organisatorisch aus der Stadthalle herausgelöst und nun als eigene Kapitalgesellschaft geführt, die zu 100 Prozent der Wien-Holding gehört. Im Jahr 2013 klagt die Stadthalle den Ex-Generalplaner Georg Driendl auf 5,6 Mio. Euro wegen Planungsfehler und nicht erbrachter Leistungen. Dieser hat zuvor seinerseits 800.000 Euro an ausstehenden Honoraren von der Stadthalle gefordert. Der Ex-Generalplaner verteidigt sich und sieht die entstandene Misere nicht in seinem Verantwortungsbereich. Erst im Juni 2014 sperrt das Stadthallenbad endgültig wieder auf.

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Das AKH

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Österreichs größtes Spital wird und wurde von mehreren Skandalen begleitet. Aktuelle Berichte des Rechnungshofes (RH) zeigen gleich bei mehreren Bauprojekten exorbitante Kostensteigerungen auf. Beispiele: die Sanierung der Tiefgarage. Statt der geplanten vier Millionen kostet der Bau stattliche 40 Millionen Euro. Oder: Die Kosten für die Errichtung einer Fernkälte-Erzeugung stiegen um 298 Prozent auf eine Summe von 2,82 Millionen. Bereits im vergangenen Frühjahr stellte der RH fest, dass die medizinische Betreuung im 2000-Betten-Spital 30 bis 60 Prozent teurer ist als in den Unikliniken in Graz und Innsbruck. Auch die Infrastruktur-Kosten sind im AKH rund doppelt so hoch wie in vergleichbaren Spitälern. Ein anderer Fall beschäftigt nach wie vor die Korruptionsstaatsanwaltschaft. Sie prüft, ob bei der Vergabe eines Reinigungsauftrags über insgesamt 50 Millionen Euro alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Demnächst soll entschieden werden, ob Anklage erhoben wird. Probleme bereitet auch die Umsetzung des EDV-Systems AKIM. Die Vorarbeiten reichen in die 1990er-Jahre zurück. Das Projekt ist immer noch nicht abgeschlossen, auch hier laufen die Kosten völlig aus dem Ruder und belaufen sich laut Rechnungshof mittlerweile auf über 60 Millionen Euro.

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Der Riesenradplatz

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APA7128650-2 - 06032012 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 073 CI - THEMENBILD - Der Wiener Riesenradplatz aufgenommen am Dienstag, 06. März 2012, aus einer Gondel des Riesenrades. Am 15. März öffnet der Prater wieder seine Pforten. Der Haupteingang liegt am vor knapp vier Jahren errichteten Wiener Riesenradplatz. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
Der neue Riesenradplatz im Wiener Prater war 2008 ein weiteres Millionengrab.Die ursprüngliche Bausumme von 32 Millionen Euro wurde nahezu verdoppelt und belief sich schlussendlich auf knapp 60 Millionen Euro. 2013 wurde das Mietverhältnis mit der „Calafatti Marketing- und Betriebs Nfg GmbH“ wegen rund 2,3 Millionen Euro Schulden bei der Praterservice GmbH – einer Tochter der Stadt Wien – beendet. Die zahlungsunfähige GmbH meldete Konkurs an. Hinter Calafatti steht derselbe Gesellschafter wie hinter dem ebenfalls pleitegegangenen Projektentwickler „Explore 5D“, der in den Bau des Riesenradplatzes involviert war.

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Der Skylink am Flughafen Wien Schwechat

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Das neue Passagier-Terminal am Flughafen Wien Schwechat, welches heute schlicht "Terminal 3" heißt, war ein weiteres Beispiel eines Planungsdesasters. Die Kosten waren im Laufe der Jahre auf über 800 Millionen Euro explodiert, ein Vielfaches von dem, was eigentlich geplant war. Die Eröffnung vonSkylinkwar ursprünglich für 2008 vorgesehen. Fortwährende Schwierigkeiten in der Projektsteuerung führten jedoch immer weider zu Verschiebungen des Termins. Am 30. Juni 2009 wurde der Bau überhaupt gestoppt, um Verträge mit Lieferanten und Konsulenten neu zu verhandeln und die befürchtete enorme Kostensteigerung nicht in vollem Umfang eintreten zu lassen. Im Juli 2009 stellte sich heraus, dass auch das für den Flughafen geltende Bundesvergabegesetz außer Acht gelassen worden war. Das Terminal wurde 2012 unter dem Namen "Check-in 3" eröffnet, um von dem skandalbehafteten Namen Skylink abzulenken. Schon kurz nach der Eröffnung kamen Mängel, wie ein unübersichtliches Leitsystem, zu klein dimensionierte Flächen und vor allem die unzureichende Barrierefreiheit zum Vorschein. 2014 wurde das Terminal wieder umbenannt diesmal in "Terminal 3".

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Das Krankenhaus Wien Nord

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Wiens neues Megaspital in Floridsdorf ist eine wesentliche Säule des neuen Wiener Gesundheitssystems. Die Verantwortlichen räumten im August dieses Jahres erstmals mögliche Kostenüberschreitung von bis zu 50 Millionen Euro ein, die zu den aktuell kalkulierten Gesamtkosten von 954 Millionen Euro hinzukommen würden. Somit könnte das neue 750-Betten-Spital mehr als eine Milliarde Euro kosten. Die mögliche Kostenüberschreitung ergibt sich laut KAV aus den Problemen, die in den vergangenen Monaten auf der Großbaustelle zutage getreten waren. Wie berichtet, ging im März 2014 die für den Fassadenbau zuständige Firma in Konkurs, bereits Ende 2012 hatte sich herausgestellt, dass die Statik-Berechnung für das Tragwerk falsch war.

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Die Hauptfeuerwache

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Ein weiteres Millionendebakel entstand bei der Sanierung der Hauptfeuerwache Am Hof. Diese begann im Jahr 2007 wurde 2012 beendet und sollte ungefähr 17 Millionen Euro kosten. Das Kontrollamt stellte bereits 2010 fest, dass die ursprünglich geplanten 16,8 Millionen Euro deutlich überschritten wurden. Grund war, dass offenbar wesentliche Dinge wie Statik, Dach, Fenster, Haustechnik, Fassadenreparatur, Möblierung und Zubauten bei der Erstschätzung vergessen wurden. Die Gesamtkosten betrugen schlussendlich rund 50 Millionen Euro.

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