Wiener Ball will Kulturerbe-Status zurück

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490.000 Menschen tanzen im Fasching wieder auf 450 Bällen. Vier Profis erklären, warum.

Treffen sich ein Jäger, ein Zuckerbäcker, ein Gewichtheber und eine Drag Queen am Wiener Heldenplatz ...

Am Donnerstag lud der KURIER vier Proponenten von vier unterschiedlichen Bällen zum Fototermin vor die Wiener Hofburg. Dort, wo die Ballsaison in den nächsten Wochen einige ihrer Höhepunkte erleben wird, unterhielten sich die vier Experten darüber, warum die Wiener Ballsaison auch 2013 geschätzte 490.000 Besucher aufs Parkett locken wird. Fleischer, Philharmoniker und Kaffeesieder – sie und viele andere dürften heuer im Dreivierteltakt für einen Gesamtumsatz von 16,9 Millionen Euro sorgen. Auf 450 Bällen, die pro Jahr in Wien stattfinden, werden sie wieder einer Etikette frönen, die an die Maskenbälle zu Zeiten Maria Theresias erinnert. Bleibt die Frage: warum?

„Ganz einfach“, sagt Holger Thor, Veranstalter des Rosenballes. „Wir haben vor 22 Jahren im U4 begonnen und heute findet der Ball im barocken Palais Auersperg statt. Tradition trifft auf Moderne. Das wird mit Gleichgesinnten gefeiert.“ Für das Event, das mit einem traditionellen Walzer auskommt und das am selben Tag wie der Opernball stattfindet (27. 2. 2013), gibt es noch Karten. Anders das Bild beim Jägerball – einem der größten unter den Wiener Bällen. „Unser Kartenverkauf startet jedes Jahr am 1. März um 9 Uhr“, sagt Ernst Wurmbrand-Stuppach, Vizepräsident des Grünen Kreuzes und Jäger seit 37 Jahren. „Und um 9.10 Uhr sind alle 6000 Karten verkauft.“ Auch bei der 92. Ausgabe sind Dirndl oder „eleganter Jagdanzug“ Pflicht.

Legerer geht’s am Ball der Gewichtheber im Schutzhaus auf der Schmelz zu (2. 2. 2013). Der Ball genießt gerade bei jungen Leuten dank Stemmer-Wettkampf Kultstatus. „Von 350 Besuchern sind nur 50 Gewichtheber“, sagt Walter Fuchs, der selbst seit 31 Jahren stemmt (Bestmarke: 150 Kilo). Motto des Abends: „Kraft frei“ und „Alles Walzer“.

„Ich kenne all diese Bälle nur von Erzählungen“, sagt wiederum Josef Angelmayer. Der Konditormeister besucht Jahr für Jahr den Zuckerbäckerball, der zum 112. Mal in der Hofburg stattfindet (17. 1. 2013). „Wir sind sogar älter als der Opernball“, sagt der Innungsmeister. „3000 Besucher sind dabei, wenn 3000 Torten gewonnen werden können.“

Bälle im Wandel der Zeit. „Diese Vielfalt macht den Charme der Tradition aus“, sagt Holger Thor. In einem KURIER-Interview im Vorjahr meinte er: „Die Etikette mag da und dort anders aussehen, das Ziel bleibt das Gleiche: der respektvolle Umgang miteinander.“

Makel der Ballkultur

Doch eben diese Etikette sorgte in den vergangenen Jahren zumindest in einem Fall für Aufsehen. Der Ball des Wiener Korporationsringes (WKR) in der Hofburg tanzte aus der Reihe. Die extreme Rechte des In- und Auslands traf sich im Herzen Wiens zum Walzer. Die Aufregung erreichte 2012 ihren Höhepunkt. Die Österreichische UNESCO-Kommission erkannte in der Folge der Dachmarke „Wiener Ball“ – und somit auch Opernball und Co. – den Status als immaterielles Kulturerbe ab. Auch heuer findet der bisherige WKR-Ball unter anderem Namen (Akademikerball) und mit einem anderen Veranstalter wieder in der Hofburg statt.

Ist der Kulturerbe-Status der UNESCO damit auf ewig verloren? Nein. Am Freitag hieß es bei der österreichischen Teilorganisation der UNO: „Mit einer bereinigten Liste könnte der Status erneut beantragt werden.“ Susanne Schöner, Vorsitzende des Komitees der Wiener Traditionsbälle, sagt: „Das Kulturerbe bleibt unser Ziel. Wir werden dieses Ziel weiterverfolgen.“ Ob die Einreichung der Liste – ohne WKR- und Akademikerball – heuer angedacht ist? „Möglich ist das schon.“

Zünftig geht es am 28. Jänner in der Hofburg zu, wo der Jägerball gefeiert wird. Für diesen gibt es allerdings keine Karten mehr, wie auf der Webseite des Veranstalters zu lesen war.

Zu den edelsten Bällen zählt der Philharmonikerball, der am 24. Jänner im Musikverein über die Bühne geht. Dort gibt sich im gediegen-eleganten Flair Prominenz aus Kultur, Wirtschaft und Politik ein Stelldichein. Der Kartenvorverkauf startet am 14. Jänner.

Am 7. Februar kommen Adabeis, Industriemagnaten und Politiker zur bekanntesten Festveranstaltung der Saison: dem Opernball. Baulöwe Richard Lugner hat schon seine eifrige Suche nach einer passenden Begleitung abgeschlossen.

Das Elmayer-Kränzchen, das von der bekannten Tanzschule am 12. Februar in der Hofburg veranstaltet wird, läutet traditionell das Ende der Saison ein.

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