Ärztin versorgte Suchtgiftszene mit Drogenersatzstoffen

APA11454886 - 14022013 - WIEN - ÖSTERREICH: THEMENBILD - Illustration zum Thema Drogensubstitution: Im Bild: Ein Apotheker in Wien hält am Donnerstag, 14. Februar 2013, im Rahmen eines Fototermins mit der Austria Presse Agentur (APA) eine Schachtel der Ersatzdroge Substitol. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Österreich gilt als Spitzenreiter beim Missbrauch, warnt Innenministerin Mikl-Leitner.

Große Mengen des Drogenersatzstoffes Substitol soll eine Wiener Ärztin illegal der Suchtgiftszene verschafft haben. Nach dem nun bereits zweiten Fall will Innenministerin Johanna Mikl Leitner das Gesundheitsministerium wegen der fragwürdigen Anwendung retardierter Morphine in die Pflicht nehmen.

Ersatzdrogen wie Substitol können bei missbräuchlicher Verwendung eine ähnliche Wirkung erzeugen wie Heroin. Im Gegensatz zu Heroin bekommt man diese Medikamente in der Apotheke. Erforderlich ist dafür aber eine ärztliche Verschreibung. Manche Mediziner können dem Druck der Süchtigen nicht widerstehen. So soll nun eine Wiener Ärztin hunderttausend Tabletten über Privatrezepte den Süchtigen zugänglich gemacht haben. Die Privatrezepte wurden teilweise von den Ordinationshilfen gegen Bezahlung ausgestellt. Das ist nicht nur gesundheitsgefährlich, auch die Wiener Gebietskrankenkasse fühlt sich geschädigt. Die Ärztin wurde wegen Verdachts der versuchten schweren Körperverletzung und gewerbsmäßigen Betruges angezeigt.

Erst wenige Monate zuvor war ein Wiener Arzt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung angezeigt worden. Ein Drogenabhängiger soll an einem von ihm verschriebenen Drogen-Mix gestorben sein.

Ost-West-Gefälle

Im KURIER-Gespräch fordert Mikl-Leitner nun die bundesweite Evaluierung von retardierten Morphinen. Auffällig sei das Ost-West-Gefälle beim Einsatz dieser Morphine. So würden in Vorarlberg nur 16 Prozent der Behandelten Morphin in Retardform bekommen, in Wien wären es aber 61 Prozent. Mikl-Leitner weist darauf hin, dass in der EU retardierte Morphine lediglich in Bulgarien, Slowenien und Österreich angewendet würden. Während bulgarische Ärzte nur in fünf Prozent der Fälle und slowenische Ärzte nur in sieben Prozent diese Medikamente verschreiben, sind es in Österreich 55 Prozent. Dieser Spitzenwert, so die Vermutung im Innenministerium, sei die Nährquelle für einen ausufernden Schwarzmarkt, der neben einer latenten Gesundheitsgefährdung auch Sicherheitsprobleme mit sich bringe. Mikl-Leitner sieht das Gesundheitsministerium im Zugzwang: „Wir dürfen nicht Spitzenreiter beim Missbrauch von Drogenersatzstoffen werden.“

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