Sittenwächter prügelten sich mit Muttertagskavalier

Sittenwächter prügelten sich mit Muttertagskavalier
Für die so genannten Sittenwächter war der nackte Oberkörper des Wrestlers nicht mit ihrer Religion vereinbar.

Schon wieder attackierten sogenannte Sittenwächter Personen, die nichts Böses im Sinn hatten. Wie am Mittwoch bekannt wurde, gingen drei Männer, ein Russe (16), ein Österreicher (17) und ein junger Mann aus Bosnien (18), einen gut gebauten Wrestler am 6. Mai vorerst verbal an.

Grund: Der Mann war oben ohne, dafür mit Mascherl um den Hals und jede Menge duftender Rosen in der Hand durch die Hellwagstraße in der Brigittenau unterwegs. Der Rosenkavalier wurde von einem Trafikanten engagiert, um auf der Straße gehenden Damen – im Hinblick auf den nahenden Muttertag – Rosen zu schenken.

"Das entspricht nicht unserer Religion. Das ist nicht schön", soll einer der Männer zu dem Wrestler gesagt haben. Die Polizei bestätigte die Aussage (sie ist aktenkundig).

Schnell kam es zur Rauferei. Der Trafikant eilte zu Hilfe und erntete im Getümmel eine Ohrfeige: "Es war als nette Muttertagsaktion gedacht", erzählt der verletzte Trafikant. Im Zuge der Rauferei soll zumindest einer der Sittenwächter auch ein Messer gezogen haben. Die gefährliche Aktion sorgte für gehörigen Wirbel, da in der Nähe des Tatortes zeitgleich eine Werbe-Veranstaltung abgehalten wurde.

Der Trafikant zeigte das Trio an. Die Männer konnten schließlich von der Exekutive ausgeforscht und einvernommen werden. Sie waren zum Teil geständig, Tatwaffe konnte jedoch keine sichergestellt werden. Im Zuge der Einvernahmen stellte sich heraus, dass es sich in der Brigittenau um eine größere Gruppe von Sittenwächtern handeln soll. Denn nach vier weiteren Männern wird gesucht.

Sittenwächter verletzten zwei Männer

Mit den vier "Sittenwächtern", die am 4. Mai vor Gericht gestanden sind, hat die Bande laut Polizei nichts zu tun. Wie mehrfach berichtet war es nicht der erste brutale Übergriff selbst ernannter Sittenwächter in Brigittenau. Vier junge Männer hatten Ende Februar zwei Männer mit Schlägen und Tritten schwer verletzt. Stein des Anstoßes waren zwei Mädchen, die sich nachts mit ihrer Mutter vor einem Lokal in der Millennium City aufgehalten hatten.

"Bei uns in Tschetschenien ist das nicht erlaubt, um diese Uhrzeit draußen zu sein", herrschte einer der Männer die Frauen an. Als die Mutter dann ihren Ehemann per Handy zu Hilfe rief und auch noch der Begleiter der Frau einschritt, eskalierte die Situation sofort. Die jungen Männer kannten die Mädchen flüchtig über Facebook. Einer von ihnen soll von der Mutter eines der Jugendlichen beauftragt worden sein, auf die 16-Jährige aufzupassen, wie er vor Einzelrichterin Martina Frank darlegte.

Als die jungen Männer nicht nachgaben, und meinten "Wir begleiten euch nach Hause!", rief die anwesende Mutter ihren Mann per Telefon zu Hilfe. Als dieser kam und die Vier zur Rede stellen wollte, kam es zu einer Rangelei. Der 41-Jährige wurde laut Anklage sofort mit Fäusten und Tritten attackiert. Der Begleiter der Mutter kam dem Familienvater zu Hilfe und wurde mit einem Faustschlag durch den Jüngsten, aber Trainiertesten der Gruppe k.o. geschlagen. Die drei Älteren waren nach einer Fahndung Ende März festgenommen worden und befinden sich seither in U-Haft. Der 19-Jährige befindet sich auf freiem Fuß. Die jungen Männer sollen einer Gruppe angehören, die sich "Die Wölfe" nennt - ein beliebtes Wappentier in Tschetschenien.

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