Zweijähriger Bub musste Mord an Mutter mitansehen

Polizei am Tatort in der Simmeringer Hauptstraße.
Noch-Ehemann tötete auf offener Straße seine 34-jährige Frau. Passanten retteten das Leben des Kleinkindes.

Die 34-jährige Mutter hatte Donnerstag, gegen 7.30 Uhr, auf der Simmeringer Hauptstraße keine Chance. Die Mazedonierin brachte nach einem kurzen Behördenweg ihren zweijährigen Sohn in der Früh in den Kindergarten. Sie und ihr Bub lebten seit sechs Wochen in einem Frauenschutz-Zentrum ganz in der Nähe des Tatortes.

Opfer abgepasst

Vor dieser Einrichtung dürfte ihr Noch-Ehemann und Vater des Kleinkindes, Fazli M. (53) Mutter und Sohn abgepasst haben. Sekunden später stach der amtsbekannte Täter seine Frau nieder. Polizeisprecher Thomas Keiblinger: „Der aus Mazedonien stammende Österreicher rammte seinem Opfer ein Fleischermesser mit einer 30 Zentimeter langen Klinge mindestens vier Mal in Rücken und Oberschenkel. Wohlgemerkt von hinten.“

Zweijähriger Bub musste Mord an Mutter mitansehen
Mord auf der Simmeringer Hauptstraße 36

Zu diesem Zeitpunkt schob die Frau ihren Sohn gerade im Kinderwagen. Die Schreie alarmierten Passanten, aber auch viele Kinder und deren Eltern. Denn gleich ums Eck des Tatortes befindet sich ein Kindergarten und eine Schule. Zwei mutige Zeugen stürzten sich auf den Täter und rangen ihn zu Boden. Einer der Männer stieß geistesgegenwärtig den Kinderwagen vom Tobenden weg. Für die 34-Jährige kam jedoch jede Hilfe zu spät. Sie verblutete auf offener Straße.

„Ich hab die Schreie gehört. Zu diesem Zeitpunkt waren Kinder in der Bäckerei. Sie kauften sich die Jause. Und viele Kinder haben alles mitbekommen“, erklärte Bäckermeister Elvan Kocak.

Zweijähriger Bub musste Mord an Mutter mitansehen

„Hätten die Männer nicht eingegriffen, wäre der Bub auch tot. Die Männer haben hart gekämpft. Der Täter hat das Messer nicht losgelassen“, schilderte Mungi Ben den Straßenkampf.

Zweijähriger Bub musste Mord an Mutter mitansehen
Mord auf der Simmeringer Hauptstraße 36

Der Bluttat gingen massive Streitereien voraus. Die Familie wohnte im Gemeindebau in der Buchengasse in Wien-Favoriten. Seit 2012 musste die Polizei mehrmals zu der Adresse. Denn Fazli M. ging oft auf seine Frau los. Es wurde ein Betretungsverbot ausgesprochen, das spätere Mordopfer zeigte ihren Mann bei der Polizei an.

Hausmeister Zivojin Crujic erzählte beim Lokalaugenschein in der Buchengasse Details: „Frau M. beklagte sich, wenn er keine Tabletten einnimmt, dann dreht er durch. Schon vor drei Monaten kam Amida M. mit einer blutigen Nase zu mir. Sie rief die Polizei.“ Damals entschloss sich die Mutter in ein Frauenhaus zu ziehen. Dienstag soll das Ehepaar – trotz Scheidungsverfahren – in der Wohnung gewesen sein.

Wohnort ausspioniert

Das Mordopfer dürfte in einem Lokal in der Felberstraße gearbeitet haben. Auch für diese Adresse galt ein Betretungsverbot. Von dort aus wäre es für den Täter leicht gewesen, seiner Frau unbemerkt zum Frauenhaus zu folgen. Denn die Ermittler glauben, dass Fazli M. den Aufenthaltsort seiner Frau nicht kannte.

Karte

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Wie sicher sind Frauenhäuser? Denn der Mord passierte in unmittelbarer Nähe vor dem Simmeringer Frauenschutz-Zentrum. Der Täter dürfte Dienstagfrüh seine in Scheidung lebende Noch- Ehefrau vor der Einrichtung abgepasst haben.

„Die Häuser sind mit Zugangs-Schleusen und Kameras gesichert. Und die Bewohnerinnen halten die Adresse in der Regel vor den gewalttätigen Männern geheim“, erklärt Susanne Deutsch, stellvertretende Leiterin der Gesellschaft Wiener Frauenhäuser. Wenn damit zu rechnen ist, dass die Frauen in unmittelbaren Kontakt mit den Männern treten müssen, etwa bei Gerichts- und/oder Scheidungsterminen, dann wird eine Begleitung gestellt.

„Aber wir können nicht bei jedem Verlassen des Hauses einen Bodyguard stellen. Frauenhäuser sind auch kein Gefängnis“, so Deutsch weiter. Bevor Schutz suchende Bewohnerinnen die Einrichtungen verlassen können, wird mit Mitarbeitern gemeinsam eine Gefährlichkeits-Einschätzung erstellt. „Frau M. war gut geschult. Es gab für diesen Gewalt-Exzess auch keine Anzeichen. Wir gehen davon aus, dass der Täter sein Opfer observiert hat und somit auf den Wohnort kam. Viele Männer kennen den Tagesablauf ihrer Frauen oder Lebensgefährtinnen“, weiß Deutsch.

Der Verein für Frauenhäuser wurde 1978 gegründet und bietet in Wien vier Einrichtungen an. Zur Verfügung stehen 175 Plätze. Bundesweit gibt es 30 Frauenhäuser. Notrufnummer in Wien: 05 77 22.

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