Wien setzt AstraZeneca-Vakzin nun bei Über-65-Jährigen ein

Demnächst fällt Beschluss, ob Senioren das AstraZeneca-Vakzin erhalten
Zunächst bei Risikopatienten im Krankenhaus.

In der Bundeshauptstadt Wien wird - als erstes Bundesland Österreichs - "ab sofort" der AstraZeneca-Impfstoff auch bei Personen eingesetzt, die älter als 65 Jahre alt sind. Das wurde am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz mitgeteilt.

"Es geht derzeit um die Schnelligkeit und wir wissen von diesem AstraZeneca-Impfstoff, dass er auch bei älteren Personen gute Wirkung zeigt", argumentierte Michael Binder, der ärztliche Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, das Vorgehen.

Zum Einsatz kommen soll das Vakzin zunächst bei Risikopatientinnen und -patienten im Krankenhaus. Binder verwies dabei in der Pressekonferenz auf "bereits im Pre-Print publizierte" Studien aus Schottland, Großbritannien und Irland, die dem Wirkstoff des schwedischen Herstellers ein positives Urteil ausstellen - nämlich, "dass dieser Impfstoff besonders auch bei älteren Personen gute immunogene Wirkung zeigt und auch in dieser Bevölkerungsgruppe gut verträglich ist".

Und weiter: "Es besteht grundsätzlich kein Grund, hier den Riegel weiter vorzuhalten und auf die formalen, gedruckten Publikationen zu warten." Die Studien würden zeigen, dass AstraZeneca "ein wertvoller Impfstoff" sei und besonders bei der älteren Bevölkerung eine "adäquate Wirkung" festgestellt worden sei.

Stadtrat Hacker reagiert verschnupft auf Kanzler-Aussagen

Die erst am Montag bekräftigte Empfehlung des Nationalen Impfgremiums, das AstraZeneca-Vakzin vorerst weiter nur für unter 65-Jährige zu verwenden, weil es noch nicht hinreichende Daten aus klinischen Studien zur Wirksamkeit bei Senioren gebe, will Binder mit dem Schritt der Stadt nicht overruled wissen. "Das Gremium hat an sich sehr weise entschieden", befand Binder. Aber wenn eine breite Ausrollung der Impfstoffe notwendig sei, und das sei derzeit der Fall, dann sei dieser Impfstoff natürlich zu empfehlen. Überdies sei AstraZeneca in Europa uneingeschränkt zugelassen, argumentierte er.

"Und beide Faktoren zusammen erlauben unter dem Aspekt der logistischen Einschränkung - natürlich werden wir versuchen Biontech/Pfizer oder Moderna prioritär einzusetzen, aber dort wo es notwendig ist, wenn es uns gelingt mehr Menschen damit zu erreichen, werden wir diesen Impfstoff anbieten", so Binder.

Deutlich mehr Wienerinnen und Wiener als bisher können bis Ende März gegen das Coronavirus geimpft werden weil es mehr Impfstoff - insbesondere von AstraZeneca - gibt. "Ende März werden wir insgesamt 280.000 Erstimpfungen durchgeführt haben und werden insgesamt mehr als 109.000 Zweitimpfungen durchgeführt haben." Vorausgesetzt, die vom Bund angekündigten Liefermengen halten.

Weitere Berufs- und Personengruppen können sich damit in diesem Monat den Erststich setzen lassen. Laut aktuellem Planungsstand zählen dazu neben dem Personal von Schulen, Horten und Kindergärten - wo am Mittwoch mit dem Impfen begonnen wurde, die Feuerwehr, die Polizei, Personen der Risikogruppe, Personal in hochexponierten Bereichen von Unternehmen (beispielsweise im Handel oder in technischen Betrieben), Sozialeinrichtungen, Apotheken, nicht-medizinische Gesundheitsberufe, Risikopatientinnen und -patienten in Krankenhäusern, Kontaktpersonen von Schwangeren oder Menschen über 75 Jahre.

Hacker kündigte heute außerdem an, dass für jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hochschulen, die sich aufgrund eines Missverständnisses im Zuge der aktuellen Corona-Impfaktion für Lehrer, Hort- und Kindergartenpädagogen angemeldet haben, nun doch geimpft werden. Betroffen sind davon rund 4.000 Personen. Diese können ihren Termin doch wahrnehmen.

Kommentare