Wien: Schrecken der Promiwirte

Die Wirte Reinhard Gerer, Hans Figlmüller und Mario Obermaier fühlen sich verfolgt.
Top-Gastronomen wehren sich nach Anzeigenflut eines Anrainers. PR-Agentur startet Gegenkampagne.

Im Grätzel rund um das Lugeck tobt seit Jahren ein Streit zwischen Anrainern und Wirten. Vor allem Dietmar M., der aus persönlichen Gründen nicht seinen ganzen Namen in der Zeitung lesen will, liefert sich mit den Wirten einen Schlagabtausch.

Begonnen hat dieser 2012 mit der Eröffnung der Disco "Bettelalm". Bis sechs Uhr Früh darf die Diskothek offenhalten – sehr zum Ärger von M., der sich vor allem von lärmenden Gästen vor dem Lokal und dem Taxiverkehr gestört fühlt.

"Klar war anfangs der Andrang auf unser Lokal groß", sagt Mario Obermaier, Geschäftsführer der Bettelalm. Es habe sich aber eingespielt. Securitys würden vor dem Lokal für Ruhe sorgen, gleichzeitig habe man mehr als 300.000 € in eine Kohlefilteranlage für die Abluft investiert. Dennoch würde man von M. mit Anzeigen eingedeckt. "Es dürfte mittlerweile in die Hunderte gehen", sagt Obermaier, der auch schon vor Gericht mit M. streitet. "Eine Schande, dass einer in Zeiten von Arbeitslosigkeit so viele Arbeitsplätze gefährdet", sagt Obermaier.

Vermieter der Bettelalm ist der prominente Wiener Gastronom Hans Figlmüller, der vor Kurzem das Lokal Figls am Lugeck eröffnet hat. "Wir haben sofort eine Anzeigenflut bekommen, dass unsere Hygiene nicht in Ordnung ist. Daraufhin haben wir alle möglichen Kontrolleure der Stadt bei uns bei uns gehabt", erzählt Figlmüller. Auch seine Lieferanten würden ständig überwacht und angezeigt. "Wann immer angeliefert wird, holt Herr M. die Polizei. Er schafft es, dass sogar die Müllabfuhr gestraft wird", sagt Figlmüller.

Auch Elisabeth Rakosch vom Restaurant Gutenberg am Lugeck fürchtet bereits um ihre Existenz: "Herr M. ist zu mir gekommen und hat gesagt, dass er uns zum Zusperren zwingen wird."

Gegenschlag

Den Wirten reicht es. Sie haben eine PR-Agentur engagiert, um sich zu wehren.

"Sie fahren eine massive Medienkampagne gegen meine Person, gespickt mit Unwahrheiten", sagt hingegen Dietmar M. Er werde auch rechtlich dagegen vorgehen. Dabei bestreitet er die Vorwürfe der Anzeigenflut nicht. "Seit der Eröffnung der Bettelalm ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Gleichzeitig gibt es eine massive Geruchsbelästigung." Er müsse daher fast täglich die Polizei rufen. Auch auf Figlmüller ist M. nicht gut zu sprechen. Dieser habe trotz offener Küche alle Fenster und Türen offen gelassen. "Er hat damit sein Lokal außerhalb der Genehmigung betreiben. Klarerweise habe ich ihn angezeigt", sagt M.

Auch Promiwirt Reinhard Gerer liegt mit M. im Clinch. Er kocht im Restaurant seiner Lebensgefährtin am Lugeck – gegenüber der Bettelalm und just im dem Haus, in dem auch M. wohnt.

"Er ruft permanent die Polizei, reißt die Türe zu unserem Lokal auf und brüllt herein", schildert Gerer. Dabei fänden bei ihm keine lauten Feiern statt. "Unsere Gäste sind gehobenes Publikum."

M. fotografiere zudem ständig seine Gäste und das Personal, klagt Gerer. Höhepunkt: Auch mit einem Wasserkübel soll er Gäste schon "begrüßt" haben. "Er hat einen namhaften Rechtsanwalt nassgespritzt", erzählt Gerer.

"So ein Blödsinn", erwidert M. "Da will sich der Herr Gerer wichtig machen." Tatsache sei, dass Gerer regelmäßig die Sperrstunde von 24 Uhr überschreite. 27-mal habe er in den letzten Monaten die Polizei rufen müssen, sagt M.

Viel beschäftigt

Die Polizei kann das bestätigen. "Ja, es gibt eine Vielzahl an Anzeigen", sagt ein Polizeisprecher. Darin ginge es um Lärm- und Geruchsbelästigung, Falschparken aber auch Anstandsverletzungen.

Auch im Bezirk ist man mittlerweile überlastet. "Eines vorweg. Unsere Bezirksamtsmitarbeiter sind super korrekt. Natürlich achten wir auf die Anligen der Anrainer", betont die Sprecherin von Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel. Es sei aber unglaublich, dass die Beamten derart belastet würden. "Die Gastronomen haben alles versucht, um eine friedliche Koexistenz mit den Bewohnern zu erreichen", sagt die Sprecherin.

Gelungen ist es nicht.

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