Wien plant strengere Richtlinien für Hochhäuser

Mit der Kunstaktion sollen 900 Jahre Stift Klosterneuburg und 190 Jahre Wiener Städtische Versicherungsverein gefeiert werden.
Definition verschiedener Stadtbereiche - verpflichtende Bürgerbeteiligung vorgesehen.

Immer wieder sorgen Hochhausprojekte - zuletzt etwa der geplante 73-Meter-Turm auf dem Areal des Eislaufvereins - in Wien für Aufregung. Nun will die Stadt strengere Richtlinien für den Bau von Hochhäusern erarbeiten. Unter anderem sollen verschiedene Stadtbereiche von Gründerzeit bis Donauplatte definiert und die Bürger stärker einbezogen werden, wie es in einer Aussendung am Donnerstag hieß.

Im Laufe der nächsten Monate will die Magistratsabteilung 21 (Stadtteilplanung und Flächennutzung) gemeinsam mit Experten und den Bezirken die Verschärfung der Hochhaus-Leitlinien erarbeiten. In Zukunft soll nicht nur der Planungsprozess, sondern auch die Analyse des Standortes und die Darstellung des öffentlichen Mehrwerts eines vielgeschoßigen Baus genauer geprüft werden und strikteren Kriterien unterliegen.

Das bestehende Hochhauskonzept aus dem Jahr 2002 unterscheide etwa nicht, ob ein Projekt in einem Gründerzeitviertel oder einem Stadtentwicklungsgebiet entstehe - das soll sich in den neuen Leitlinien ändern. Auch die Integration ins Stadtbild, die Verkehrsanbindung, die Nutzung - vor allem der Erdgeschoßzonen - und die Auswirkungen auf das Umfeld müssen in Zukunft positiv bewertet werden.

Bürgerbeteiligung geplant

Erst wenn das Projekt allen Kriterien entspricht, soll künftig ein Verfahren zur Qualitätssicherung eingeleitet werden, in das auch die Bevölkerung einbezogen werden muss. Geprüft werden dabei unter anderem die "städtebauliche und sozialräumliche Verträglichkeit" und die Wind- und Beschattungswirkung. Erst wenn alle Nachweise erbracht worden sind, ist ein Baubeginn möglich.

In Wien gelten Gebäude über 35 Metern Höhe als Hochhäuser. Derzeit gibt es mehr als 250 Hochhäuser von Ringturm bis Millennium Tower in Wien.

Michael Tojner will hoch hinaus. Bis 2018 will der Unternehmer das Areal des Eislaufvereins inklusive Hotel Intercontinental und Eislaufverein um 220 Millionen Euro sanieren und attraktiver gestalten. In den Plänen enthalten ist ein neues Hochhaus für exklusive Wohnungen, das an der Rückseite des Intercontinental errichtet werden soll. Genau das sorgt für Kritik.

"Das Hochhausprojekt befindet sich inmitten der Kernzone des Weltkulturerbes", warnte zuletzt Markus Landerer von der Initiative Denkmalschutz. Er werde jede Möglichkeit ausnutzen, um dagegen vorzugehen, kündigte Landerer an.

Manifest

Ähnlich sieht das Franz Neuwirth von der Initiative Stadtbildschutz, die sich erst kürzlich formiert hat, um "ihre Empörung über das jüngst gekürte Hochhausprojekt zu manifestieren", wie die Initiative in einer Aussendung schreibt. Neuwirth, ehemaliger Welterbe-Beauftragte des Kulturministeriums, warnt eindringlich vor dem Bau des Hochhauses: "Wien läuft Gefahr, das UNESCO-Weltkulturerbe zu verlieren, wenn sich die Stadt nicht an die Vereinbarungen mit der UNESCO hält", sagt Neuwirth. Dieses Erbe sei für Wien eine Gratiswerbung, deren Bedeutung nicht hoch genug einzuschätzen sei.

Wien plant strengere Richtlinien für Hochhäuser

Auch für Wien selbst wäre das Hochhaus eine Hürde: "Sichtachsen spielen eine wesentliche Rolle in der Stadt. Der Blick vom Belvedere auf die Innenstadt darf nicht zerstört werden", sagt Neuwirth. Er kritisiert auch den Umgang mit der Öffentlichkeit: "In einer Ausstellung wurden die wahren Ausmaße und Auswirkungen des Projektes beschönigt und verschleiert."

Hohe Umgebung

Weniger kritisch sieht man die Lage in der Stadt. Das Baugebiet liege in einem Gebiet, wo es mit dem Hilton und dem Bahnhof Wien Mitte bereits ähnlich hohe Bauten gebe, sagt Rudolf Zunke, zuständiger Beamter in der Stadtbaudirektion. Man sei aber mit der UNESCO in intensivem Kontakt und habe schon mehrere intensive Diskussion mit der UNESCO gehabt. "Die Authentizität der Wiener Innenstadt bleibt jedenfalls erhalten", sagt Zunke. "Das Hochhaus dämpft zudem auch die Massivität des Hotel Intercontinental."

Den von Kritikern gern gebrachten Canaletto-Blick vom Belvedere Richtung Innenstadt gebe es im Übrigen so nicht. "Canaletto hat auf seinem Bild die Proportionen verändert. Der Stephansdom etwa wird in der Realität vom Palais Schwarzenberg verdeckt."

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