HGM

Wien: Das Bundesheer kommt ins Museum

Christian Ortner will vermehrt auch Panzer und Kanonen des Bundesheeres ins Museum holen.
Die Exponate des Bundesheeres sollen neben der Habsburger-Sammlung endlich einen Platz finden.

Mit dem Zusatzbudget von 1,3 Milliarden Euro hat Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil eine Aufbruchstimmung beim Bundesheer ausgelöst. Moderne Ausrüstung soll beschafft werden. Die alten Systeme kommen ins Museum. Da gibt es aber ein Problem: Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien ist kaum Platz für das Bundesheer. Doch auch dieses Problem soll jetzt gelöst werden.

Vor 125 Jahren wurde das k.u.k. Heeresmuseum im Wiener Arsenal gegründet. Es ist das älteste militärhistorische Museum der Welt, und deckt die Geschichte vom 16. Jahrhundert bis 1945 ab. Das Museum gehört zum Verteidigungsministerium. Auch das mittlerweile 60 Jahre alte Bundesheer würde eine museale Präsentationsmöglichkeit brauchen. Doch dafür ist kein Platz. Kritiker bemängeln, dass sich das Heer zwar eine "Waffenschau" und eine "Machtdemonstration" der Habsburger leiste, die eigenen historischen Exponate aber verrotten lasse.

Wien: Das Bundesheer kommt ins Museum
HGM
Dem will Ortner, ehemaliger Sperrjäger und nunmehriger Miliz-Oberst, entgegensteuern. Von jedem auszuscheidenden System will er ein Belegexemplar sichern. "Das ist gar nicht so leicht, die Sachen sind oft ziemlich schnell weg." In Kürze bekommt er sogar den ersten Leopard-Panzer. Auch die ersten ausgeschiedenen Lenkwaffen suchen einen Platz im Museum.

Außenstellen

Ein Lösungsansatz heißt "Auslagerung". Ortner: "Wir gehen in die Bundesländer, wir bringen das Museum zu den Bürgern." Das geschah etwa durch die Übernahme und Erweiterung des Militärluftfahrtmuseums in Zeltweg. Am Ungerberg in Bruckneudorf wurde eine Bunker-Großanlage übernommen. Sie repräsentiert alle Phasen des Bunkerbaus. Die erste Phase hatte noch ein vormaliger "k.u.k. Genieoffizier" konzipiert, der nicht einmal auf eine Gruft für gefallene Soldaten vergessen hatte.

Wien: Das Bundesheer kommt ins Museum
HGM
Die ehemaligen Kanonenboote konnten in Zusammenarbeit mit der "Marinekameradschaft Admiral Erzherzog Franz Ferdinand" gerettet werden. Dieser Verein hat die Aufgabe übernommen, die Boote Niederösterreich und Oberst Brecht betriebsbereit zu halten. In der ehemaligen DDSG-Werft in Korneuburg können sie besichtigt werden. Übernommen wurde auch ein Fernmeldemuseum in der Wiener Starhemberg-Kaserne. Dort lagern auch ehemals geheime Krypto-Geräte. Abgesiedelt muss ein kleines Pioniermuseum in Klosterneuburg werden, weil die Kaserne verkauft wird.

Idealisten

Die Übernahmen verlaufen oft nicht ganz friktionsfrei. Diese Sammlungen wurden über Jahrzehnte von Idealisten zusammengetragen. Am Wurzenpass in Kärnten hat ein Privatier eine komplette Bunkeranlage gekauft. Das Luftfahrtmuseum in Zeltweg haben Bedienstete in ihrer Freizeit zusammengetragen. Und das Pioniermuseum in Klosterneuburg wird von zwei pensionierten Vizeleutnants betreut.

Jetzt sind wesentliche Fragen zu klären. Etwa die Eigentumsrechte. Gehören die Exponate den Sammlern, oder gehören sie zur Sammlung? Wie lassen sich die international geltenden Museumsvorschriften des HGM mit den Intentionen der privaten Sammler vereinbaren? Da ist viel Fingerspitzengefühl verlangt. Dazu kommen interne Querelen. Weil eine übereifrige Ministerial-Juristin meinte, die beiden Kanonenboote Niederösterreich und Brecht wären auch im entwaffneten Zustand noch Kriegsmaterial, wäre beinahe das Marine-Projekt auf Grund gelaufen.

Hohes Interesse

Doch Ortner ist mit der Ansiedelung des Museums im Verteidigungsministerium höchst zufrieden. "Man lässt mir dort sehr viele Freiheiten." Nach einem Besuch von Minister Doskozil ist er noch zuversichtlicher. Es wird wieder Mittel geben. Ortner will jetzt auch die Panzerlehrsammlung der Kaserne Zwölfaxing ins HGM bringen. Im kommenden Jahr will er mit einer Sonderausstellung über das Bundesheer von der B-Gendarmerie bis heute beginnen. Dann hat endlich auch das Bundesheer seinen Platz.

Die Menschen sind jedenfalls interessiert. Eine Umfrage hat ein erhöhtes Interesse der Menschen an jüngerer Militärgeschichte gezeigt. Und die Besucherzahlen stiegen von früher durchschnittlich 50.000 auf zuletzt 240.000. Ortner: "Die Menschen werden in den Nachrichten jeden Tag mit militärischen Themen konfrontiert und wollen dann mehr Hintergründe wissen."

Das 125-Jahr-Jubiläum wird mit einer Sonderausstellung gefeiert, die kommenden Mittwoch eröffnet wird.

Kommentare