Wenn Georgij Gusto auf Georgien hat

Der Russkaja-Sänger im Restaurant "Aragwi"
Essen wie von seiner Oma findet Russkaja-Sänger Georgij Alexandrowitsch Makazaria im Lokal Aragwi.

Mit seiner Band Russkaja (auch bekannt als Hausband der TV-Show "Willkommen Österreich") war Georgij Alexandrowitsch Makazaria am Samstag auf dem Donauinselfest zu sehen. Von der Festbühne verbreitete die siebenköpfige Formation ihre selbst kreierte "Kollektivgefühlbewusstseinserweiterung".

Zur Stärkung vor solch anstrengenden Konzerttagen geht der österreichische Musiker mit russischer Herkunft gern in die Neustiftgasse 3, ins georgische Lokal Aragwi.

Vergangenen Februar eröffnete Nana Anchabadze mit ihrer Familie das opulent eingerichtete Restaurant gleich hinter dem Volkstheater. Sieben Monate dauerte es, bis das Lokal richtig ausgestattet war: mit orientalischen Accessoires, breiten, bequem-gepolsterten Stühlen, mit roten Ziegeln, die extra für das Restaurant von Georgien nach Wien transportiert wurden, und auch robusten Holztischen. Auf einem dieser Tische platziert der Kellner nun Lobio (Bohnensuppe), Badridschani (Melanzani-Rouladen mit Nussfüllung und Granatapfel) oder auch Lülya Kebab vom Huhn.

Heimatgefühl

Für Georgij schmecken diese Gerichte nach Heimat, wie bei seinen Großeltern. Aufgewachsen ist der heute 42-Jährige in Moskau, und dort eben bei den Großeltern, die aus Georgien stammen. "Bei jedem Familienfest hat sich der Tisch unter den üppigen Speisen gebogen und mein Opa hat zu georgischen Klängen getrommelt."

Mit drei Freunden, denen es ähnlich geht – die aus der ehemaligen Sowjetunion kommen, in Wien leben und eine Leidenschaft für die russische Musik hegen, wird er im Herbst auf der Bühne des Aragwi auftreten. "Russian Gentlemen Club" nennt sich dieses (Hobby-)Projekt.

Gesungen hat Georgij Makazaria – wenn auch inoffiziell – im Aragwi aber bereits vor eineinhalb Monaten. Damals feierte er seinen Geburtstag: "Sogar fremde Gäste, Opernsänger, die zufällig im Lokal waren, haben mitgesungen."

Pionierlager

Wie er überhaupt zum Singen gekommen ist? "Das war in einem Pionierlager in der Sowjetunion. Ganze Monate konnte man als Kind dort im Sommer verbringen. "Ich bin in den Chor hineingerutscht", erzählt Makazaria, während der Kellner noch einen Teller mit Khatschapuri (Käsefladen) serviert. Er fährt fort: "Irgendwann sagte der musikalische Leiter: ,Makazaria, du singst die Hauptstimme.‘ Warum weiß ich eigentlich gar nicht, wahrscheinlich habe ich am lautesten gekreischt. Als meine Mutter mich beim Elternabend gesehen hat, ist sie in Tränen ausgebrochen. Danach ging es Vollgas los." Mit privater Musikschule und Übungseinheiten zu Hause. "Mir war das zu viel, ich hätte lieber draußen gespielt, mich in der Erde gewälzt. Aber meine Mutter war sehr streng."

Heute ist er froh darüber. Trotzdem versucht er seinen eigenen Kindern mehr Freiraum zu geben. Derzeit interessiert sich sein Sohn aber eher für die Fußball-Europameisterschaft als für Musikinstrumente. "Das mag ich dafür nicht so. Da stell’ ich lieber Tore auf und kicke selbst. Ich habe aber auch gar keine Zeit, mir Spiele anzuschauen."

Auch nach dem Donauinselfest-Auftritt ging es gleich weiter nach Ungarn – zum nächsten Festival-Gig.

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