Wahlkampf an der Wohnungstüre: Die SPÖ auf Stimmenfang

Wahlkampf an der Wohnungstüre: Die SPÖ auf Stimmenfang
2015 wird in Wien gewählt. Eine Schlacht, die die SPÖ im Gemeindebau gewinnen will.

Georg Niedermühlbichler klopft zwei Mal, doch hinter der Tür bleibt es ruhig. Als er schon weiter gehen will, geht sie doch auf. "Guten Abend. Georg Niedermühlbichler von der SPÖ", stellt sich der Landesparteisekretär vor. "Ui, das ist schlecht. Wir haben im Moment keine Zeit", sagt die junge Frau an der Tür. In ihrer Hand hält sie Muffins in Totenkopf-Form. "Für Halloween", erklärt sie. "Wollens einen probieren?"

Es ist ein kalter Herbstabend in der Wendstattgasse in Favoriten. Zwischen den schmucklosen Gemeindebauten hängt der Nebel. Einst rotes Kerngebiet, ist der Gemeindebau längst in Bewegung. 29 Prozent holte die FPÖ bei der letzten Gemeinderatswahl dort. Ein Alarmsignal.

2015 wird in Wien wieder gewählt, es wird der letzte Urnengang für Bürgermeister Michael Häupl. Und die roten Genossen müssen aufholen, glaubt man den letzten Umfragen, in denen die SPÖ nur zwischen 35 und 38 Prozent der Stimmen liegt.

Klinkenputzen

Wahlkampf an der Wohnungstüre: Die SPÖ auf Stimmenfang
45.000 Hausbesuche absolvierten die Roten im Jahr 2014, bis zur Wahl sollen es 200.000 sein. Da muss auch der Landesparteisekretär ausrücken. Die junge Frau mit den Muffins hat er noch nicht restlos überzeugt. Auf die Frage, wen sie bei der nächsten Wahl wählen würde, sagt sie lieber nichts.

Ihre Nachbarin, Frau Kogel, hat keine Muffins, dafür schlechte Laune. "Wie gefällt es ihnen hier?", fragt Niedermühlbichler. "Nicht gut. Ich fühl mich hier nicht mehr zu Hause", antwortet Frau Kogel. Früher sei es hier ruhig gewesen, aber seit der Gemeindebau für Zuwanderer geöffnet wurde, sei es damit vorbei. "Die sprechen kein Deutsch, lärmen herum."

"Wir bieten Deutschkurse an, aber es gehen leider auch viele nicht hin", sagt Niedermühlbichler. Wegen des Lärms empfiehlt er die Vermittlung der Wohnpartner.

Herr Feest wohnt ein Stockwerk tiefer. Er öffnet in kurzer Sporthose und T-Shirt. "Meine Nachbarin ist Türkin, aber mit der verstehe ich mich sehr gut. Die bringt manchmal sogar Mehlspeisen vorbei. Und laut sind sie auch nicht."

Ihn stört anderes: "Die vielen Baustellen zum Beispiel." Den Ausbau der U1 findet er positiv. Nur ein Gedanke quält ihn: "Dann werden die ganzen Pendler bei uns parken." Man werde sich das genau ansehen, verspricht Niedermühlbichler.

Feedback

"Die Hausbesuche sind auch für unser Funktionäre ganz wichtig. Sie bekommen viel Feedback, auch positives", erklärt Niedermühlbichler zwischen zwei Türen. Bei den Hausbesuchen sehe man, wie zufrieden die Menschen im Großen und Ganzen seien. "Auch Nichtwähler finden die Stadt gut." Die gelte es nun für die Wahl zu mobilisieren.

Wie bestellt öffnet sich die Lifttüre. Herr Feest hat sich eine lange Hose angezogen und geht auf Niedermühlbichler zu: "Haben Sie vielleicht eine Visitenkarte für mich?"

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