Wahlärzte ordinieren in verwaister Praxis

Charles Ademilua ist einer der Wahlärzte, der die Patienten seit 1. April versorgt.
Drei Privat-Mediziner versorgen die Patienten des Arztes, der nicht mehr ordinieren darf.

Gut gefüllt ist an diesem Freitagnachmittag das Wartezimmer im ersten Stock der Favoritner Arztpraxis. Dabei müsste hier eigentlich gähnende Leere herrschen. Denn gegen den Betreiber der Praxis, den Allgemeinmediziner Youssef Al-Hachich, besteht seit Wochen ein Berufsverbot. Auslöser waren strafrechtliche Ermittlungen. Unter anderem geht es dabei um den Verdacht der Arzneimittelfälschung (der KURIER berichtete). Mittlerweile hat Al-Hachich auch keinen Vertrag mit der Krankenkasse mehr.

Überbrückung

Mit einer kreativen Lösung versucht er jetzt, die Versorgung für zumindest einen Teil seiner nicht weniger als 6000 Patienten aufrechtzuerhalten: Er hat drei Mediziner gefunden, die seit 1. April als Wahlarzt in der Praxis arbeiten. "Sie behandeln pro Tag zirka 70 bis 80 Patienten", sagt Al-Hachich.

Wahlärzte sind Mediziner ohne Kassenvertrag. Die Patienten müssen die Behandlung selbst zahlen, können sich aber zumindest einen Teil der Kosten von ihrer Kassa rückerstatten lassen. Das Problem im konkreten Fall ist nur: Viele der bisherigen Patienten Al-Hachichs könnten sich die Begleichung der Arztrechnung nicht leisten. Deshalb verlangen die Wahlärzte bloß zehn Euro pro Monat, für Kinder sind es fünf Euro. "Das ist ein Betrag, den sich jeder leisten kann", sagt der Wahlarzt Charles Ademilua, der an diesem Freitag Dienst hat.

Grundsätzlich ist eine solche Konstruktion rechtlich möglich. Für die Wiener Ärztekammer ist sie dennoch nicht optimal, brauche es doch so schnell wie möglich wieder einen Arzt mit Kassenvertrag. "Wir wollten eine sofortige Neu-Ausschreibung, doch das wollte die WGKK nicht", sagt eine Sprecherin.

Jetzt kommt aber Bewegung in die Causa: Nachdem Al-Hachich vergangene Woche von sich aus seinen Vertrag zurücklegte, gab die WGKK grünes Licht für eine Neuausschreibung. Die Ärztekammer hat sie mittlerweile gestartet. Zu Beginn des dritten Quartals soll die neue Ordination aufsperren, hofft man bei der Kammer. Ob der neue Arzt Al-Hachichs Praxis übernimmt oder eine eigene in der Umgebung aufsperrt, ist noch offen.

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