Vom Lustspielhaus ins Schwarze Kameel
Wenige Tage vor einer Premiere herrscht in einem Schauspielhaus ein konstanter Zustand des Durcheinanders. Zusätzliche Stressfaktoren sind unerwünscht. Das ist dieser Tage bei Adi Hirschal nicht anders. Am 14. Juli feiert sein „Don Giovanni“ im Wiener Lustspielhauses (Am Hof) Premiere.
Doch just wenige Tage vor der Eröffnungspressekonferenz fiel die weibliche Hauptrolle aus. Dass Hirschal innerhalb weniger Stunden Ersatz fand und die neue Anna innerhalb kürzester Zeit textsicher war, grenzt an ein Wunder. Fast fühlte sich Hirschal wie Don Giovanni, der im Stück die Zeile spricht: „Ich kann machen, was ich will, immer laufe ich dem Glück in die Arme!“
Ewiger Stoff
Mit der Komödie „Don Giovanni oder der letzte Mann“, transferiert Hirschal einen klassischen Stoff ins aktuelle Wien. Hirschal ist übrigens nicht nur Intendant und Regisseur, sondern mimt auch selbst den Don Giovanni. Dieser ist ein erfolgreicher Modeschöpfer, Anna seine ehrgeizige Managerin. Die Grundthemen sind gleich geblieben: Es geht um Liebe, um (Un-)Treue, um Rache. Und darum – wie Hirschal es ausdrückt– „wer wen absagelt. Das kennt man ja. Und damit ist auch der Bezug zum alltäglichen Leben hergestellt. Dann erst merkt man nämlich, wie gut diese klassischen Stoffe sind.“
Das war auch der Grund, weshalb der gebürtige Innsbrucker vor 13 Jahren das Lustspielhaus gründete. Ein bisschen auch aus Trotz, weil die Deutschen den Wienern damals erklären wollten, wie Theater gehe und Hirschal dachte: Da müss’ ma was tun, ein kleines Bollwerk errichten. Also schuf er ein Theater für Wiener und knüpfte an die Tradition der Pawlatschentheater an, die früher an Dutzenden Ecken in Wien zu finden waren. Das Lustspielhaus soll ein Einstieg in die Literatur sein, eine Kultur-Dusche. Man soll müde hineingehen und munter herauskommen.
Auch Hirschal hat sich an diesem Tag in dem Lokal eingefunden, für ein erfrischendes Soda Zitrone zwischen den Proben. In der heißen Arbeitsphase wird es auch mal ein schnelles „Schlussbier“ vor dem Nachhausegehen sein.
Lokal für Flaneure
Aber eigentlich sei das Schwarze Kameel ein Lokal für Flaneure. „Weil man beim gemütlichen Vorbeispazieren einfach stehen bleiben, sich hinsetzen und in Ruhe ein bisschen Leute schauen muss. Wie auf einer Piazza in Triest oder Siena.“
„Dass es uns noch gibt, haben wir übrigens dem Wind zu verdanken“, sagt Friese. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wollte man den Graben bis zum Hof hin verbreitern und riss die Häuserreihe weg. Darauf pfiff aber der Wind so sehr durch die Gassen, dass die Häuser wieder aufgebaut wurden – samt Kameel.
„Don Giovanni“ im LustspielhausDon Giovanni (Adi Hirschal) ist Chefdesigner des Modehauses „Da Ponte“ und hat damit eine Weltmarke geschaffen. Doch Giovannis Tage an der Spitze des Mode-Imperiums sind gezählt – Zumindest, wenn es nach Anna (Sylvia Haider) geht, der Tochter des Commendatore.
Das Stück feiert am 14. Juli im Lustspielhaus Am Hof Premiere und ist bis 3. September zu sehen. Info & Ticket Karten gibt es auf wienerlustspielhaus.at, bei Wien-Ticket (01/58885) und auch bei Ö-Ticket (01/96096).
Beim Kultursommer Laxenburg, den Hirschal ebenfalls künstlerisch leitet, wird das Songdrama „Ewig jung“ erneut aufgeführt.
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