Verärgerte Taxler proben Aufstand

Wiens Taxi-Branche in Aufruhr: „Wir lassen die geschäftlichen Grundlagen von Uber prüfen“, kündigt Taxi-Vize-Obmann Gökhal Kuskin (mi.) an. Man sammelt Unterschriften.
Blockade der Mariahilfer Straße / Klage gegen neue Konkurrenz „Uber“ wird geprüft

Die Blockade der Mariahilfer Straße dauerte knapp fünf Minuten. Der Protest der Wiener Taxler – gegen den Mietwagen-Dienst Uber – sollte demonstrieren, wie es ist, wenn Taxler Straßenblockaden gegen den umstrittenen Mitbewerber einsetzen: Auf der Begegnungszone, Kreuzung Capistrangasse ging nichts mehr. Taxis versperrten der Buslinie 13 A, Radlern und Fußgängern den Weg.

Konkurrenz vertreiben

„Nein, wir wollen keine Konkurrenz aus der Stadt vertreiben, aber jedes Unternehmen muss sich an das geltende Recht halten. Das macht Uber aber nicht“, argumentierte der Vize-Obmann des Taxi-Gewerbes Gökhal Kuskin.

Wie der KURIER berichtete, drängt seit Beginn vergangener Woche ein neuer Mitbewerber auf den umkämpften Wiener Taxi-Markt. Die Geschäftsidee: Anstatt Autos zu leasen werden Fahrer von bestehenden Mietwagendiensten engagiert. Diese bekommen von Uber die Kommunikationseinheit (ähnlich einem Smartphone) zur Verfügung gestellt. Damit wird auch der Lenker bestellt. Sitzt der Fahrgast im Auto, scheinen auf dem Display des Gerätes Namen des Chauffeurs, ein Foto und der wahrscheinliche Fahrpreis auf. Um mit jedem der Uber-Fahrer – von welchem Ort der Stadt auch immer – kommunizieren zu können, muss sich der Interessent die Uber-App auf sein Smartphone laden.

Geschäft läuft gut an

Laut dem General-Manager Uber-Wien, Johannes Wesemann, läuft das Geschäft gut an: „Wir haben bereits mehrere Dutzend Fahrer im System. Und unsere Fahrgäste nehmen das Angebot an.“

Dass sich sein Unternehmen nicht an Gesetze hält, dementiert Wesemann: „In Wien kommen ausschließlich Fahrer von lizenzierten Mietwagenfirmen zum Zug. Sie zahlen Steuern und die Passagiere sind versichert. Zusätzlich sind wir um etwa 25 Prozent billiger als Taxis.“

Bei diesem Argument bekommen eingesessene Taxler kaum noch Luft vor Ärger. Osman Dogan, Taxi-Unternehmer in Wien: „Konkurrenz ist in Ordnung. Aber mit falschen Argumenten den Markt zu ruinieren, ist indiskutabel.“

Aus diesem Grund fährt die Wirtschaftskammer (WK) mit juristischen Geschützen auf. Vize-Obmann Gökhal Kuskin konkret: „In Mietwagen sind Geräte zur Berechnung des Fahrpreises gesetzlich nicht gestattet. Das Uber-Gerät in den Autos hat jedoch genau diese Funktion. Wir prüfen jetzt rechtliche Schritte.“ Zusätzlich sammeln die Taxler Unterschriften gegen Uber. Damit sollen das Wirtschaftsministerium und der WK-Präsident konfrontiert werden.

ftlich mit.

Gerichte schreiten ein.Wiens 4000 Taxifahrer sehen durch den neuen Fahrten-Dienst einen Angriff auf ihre Existenz und vor allem eine Wettbewerbs-Verzerrung. Denn Unternehmer müssen in Österreich eine Taxi-Konzession erwerben. Zusätzlich ist für die Lenker der Taxischein vorgeschrieben. Den aber müssen Chauffeure von Fahrten-Diensten nicht ablegen.

Gleichzeitig haben Wiens Taxler ein weiteres schwerwiegendes Problem. Sie sind von den beiden Funkdiensten beruflich abhängig. Denn ohne Funk ist das Gewerbe mittlerweile ein

Wegen dieser Bedingungen traten Taxler in europäischen Städten in den Streik. In Berlin und Frankfurt wurde der Uber-Dienst kürzlich sogar gerichtlich verboten. Denn dort fuhren für das Unternehmen Privat-Anbieter, also jeder, der Zeit hatte und mit seinem Auto als Lenker Geld verdienen wollte.

Die massive Kritik der Taxler-Branche an dem neuen Mietwagen-Service Uber lässt Johannes Wesemann, Österreich-Chef des globalen Mietwagen-Anbieters kalt. Ganz im Gegenteil: Die Geschäftsidee funktioniert. Wesemann freut sich über einen exzellenten Start seit Wochenbeginn.

Bis dato fahren in Wien bereits mehrere Dutzend Limousinen-Lenker für Uber. Die Kritik von Christian Gerzabek, Sprecher der Taxi- und Mietwagen-Innung, hat es in sich: "Die Chauffeure sind nicht versichert, haben keine Taxi-Prüfung und müssen nicht unbescholten sein. Wir prüfen Klagen gegen das Unternehmen."

Erste Fahrt mit Uber

Verärgerte Taxler proben Aufstand
Taxi, Uber
Der KURIER machte sich selbst ein Bild, lud sich die Uber-App aufs Smartphone und bestellte einen Wagen. Die Fahrt ging im frühen Vormittagsverkehr von der Wielandgasse am Favoritner Reumannplatz bis in die Redaktion in der Muthgasse 28 in Wien-Döbling.

Nach sechs Minuten war der Wagen tatsächlich an der Adresse. Auf dem Handy-Display schienen der Vorname und ein Foto des Chauffeurs sowie das Kfz-Kennzeichen auf. Das Fahrzeug, ein schwarzer Opel Insignia, glänzte – innen wie außen. Lenker Branislov spricht exzellent Deutsch. An der Bestelladresse in der Wielandgasse stieg auch Uber-Chef Wesemann zu.

"Mit dem Start bin ich wirklich zufrieden. In drei Tagen luden sich etwa 350 potenzielle Kunden die App herunter. Das Angebot wird von den Wienern akzeptiert."

Die rechtliche Überprüfung und die eventuelle Klage durch die Taxi-Innung irritiert Wesemann nicht: "Da mache ich mir keine Sorgen. Ganz im Gegenteil. Der Vorwurf, dass unsere Lenker nicht sozialversichert sind, ist schlichtweg falsch und oberflächlich recherchiert. Sie kommen alle von lizensierten Mietwagen-Firmen."

Kritik an FP-Gemeinderat

Der Unternehmer lässt auch kein gutes Haar an FP-Gemeinderat Toni Mahdalik: "Er sprang auf den Zug auf und bestätigte die Falschmeldung der Taxi-Innung. Da will man wohl schnell Wähler-Stimmen abstauben."

Das Uber-Mietwagenmodell wird in 44 Nationen angeboten. Allerdings untersagten in Berlin und Hamburg Gerichte das Angebot. Wesemann erklärt: "In diesen Städten waren reine Privat-Chauffeure tätig. Das hat mit Wien nichts zu tun. In unserem Fall sind die Lenker ja Mitarbeiter von Mietwagen-Unternehmen."

Mittlerweile rollt der Uber-Wagen am Währinger Gürtel in den Stau. Zeit mit Fahrer Branislov zu plaudern. "Das Publikum besteht aus jüngeren Kunden. Sie kommen aus der Smartphone-Generation."

Schließlich am Zielort angekommen, geht es ans Bezahlen. Kein Münzen zählen und keine Wechsel-Probleme nerven. Die Abbuchung erfolgt über die Kreditkarte, deren Daten auf der App gespeichert sind. Bevor abgebucht wird, können die Chauffeure und ihre Fahrzeuge über die App benotet werden. Wesemann: "So erkennen wir Probleme und können sie verbessern." Nachsatz: "In Wien regieren die beiden Taxi-Funkdienste. Wir wollen das Taxi-Monopol brechen und das Angebot beleben."

Der Uber-Fuhrlohn betrug für die 11,5 Kilometer schließlich 17,26 Euro. Das konventionelle Taxi hätte knapp 23 Euro gekostet. Ersparnis: 24,9 Prozent.

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