Ute Bock: "Von meiner Person hängt viel ab"

Flüchtlingshelferin Ute Bock (71) will trotz Schlaganfalls nichts an ihrem Engagement ändern.

Flüchtlingshelferin Ute Bock, deren Verein derzeit rund 700 Menschen betreut, befindet sich auf dem Weg der Besserung. Nach ihrem Schlaganfall kurz vor Weihnachten erholt sich die 71-Jährige im SMZ Süd (vormals Kaiser-Franz-Josef-Spital). Ihr erstes Interview am Krankenbett gab sie dem KURIER. Obwohl noch sichtlich geschwächt, strotzt Bock schon wieder vor Tatendrang. Nur aktuelle Fotos will sie nicht von sich in der Zeitung sehen.

KURIER:Wie geht es Ihnen?
Ute Bock:
Schon besser. Ich mach’ täglich meine Bewegungstherapien – Hand heben, Finger bewegen und so. 14 Tage vor meinem Schlaganfall bin ich ja an der Schulter operiert worden. Hauptsächlich verbring ich die Zeit mit Zeitung lesen und Sudokus lösen. Aber ich muss mich schon noch schonen.

Ein gutes Stichwort: Wie machen Sie jetzt in Ihrem Flüchtlingsquartier in der Zohmanngasse weiter?
Ich werde weitermachen wie bisher. Ich hab noch viel Arbeit (derzeit gibt Bock allein in Favoriten rund 100 Menschen Obdach; Anm.). Als nächstes muss ich Unterkünfte für diejenigen finden, die bei mir auf Matratzen auf dem Boden schlafen. Außerdem ist mein Schreibtisch komplett angeräumt. Ich hoffe, dass mir der liebe Gott noch genug Zeit gibt.

Das heißt, Sie wollen nicht leiser treten?
Die Arbeitszeit werd’ ich nicht verkürzen. Ich muss in der Zohmanngasse sein, damit dort alles einigermaßen in Ordnung ist. Irgendwann werden sie mich dort mit den Füßen voran raustragen.

Geht es im Verein und im Flüchtlingsquartier überhaupt ohne Sie?
Ich glaub schon. Die können das – sie haben mir ja lang genug zugeschaut. Außerdem gibt es viele Leute, die uns unterstützen.

Haben Sie schon einen Nachfolger aufgebaut?
Nein, das kann ich nicht, dafür bin ich zu blöd. Außerdem find’ ich’s auch nicht gut, jemandem von vornherein zu sagen, was er zu tun hat.

Besteht eigentlich die Gefahr, dass Sponsoren ausbleiben, wenn Sie als das Gesicht des Vereins ausfallen?
Die Sorge ist nicht unberechtigt. Es hängt schon viel von meiner Person ab. Das merkt man, wenn ich auf Benefizveranstaltungen mit den Leuten quatsch’ – dann sieht man, dass mehr Spendengelder hereinkommen.

Als über Ihren Schlaganfall berichtet wurde, gab es auch Spott und Häme aus dem rechten Lager. Kränkt Sie das?
Nein, das geht beim einen Ohr rein und beim anderen raus. Ich nehme diese Menschen nicht ernst – die sind einfach nur taktlos. Wissen Sie, wie viele Leute mich schon besucht haben?! Viele ehemalige Zöglinge haben sich bei mir bedankt. Und zwei Afrikaner waren da, die bei mir im Zimmer zu beten begonnen haben.

Wissen Sie schon, wann Sie nach Hause dürfen?
Ich hoffe, nächste Woche darf ich heim in die Zohmanngasse. (Die Ärzte wollen sich aber noch auf keinen Zeitrahmen festlegen.)

Die Ungemütliche im Portrait:

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