Ukrainischer Gasmilliardär in Wien verhaftet

Dmitry Firtasch gilt als einer der reichsten Männer der Ukraine. (Archivbild)
Festnahme erfolgte auf offener Straße. Unternehmer soll Teil einer kriminellen Vereinigung sein.

Das FBI hatte bereits seit Jahren gegen ihn ermittelt, nun klickten in Wien-Wieden die Handschellen: Dmitry Firtasch, einer der reichsten Männer der Ukraine und Vertrauter des gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch, ist am Mittwoch verhaftet worden. Der Zugriff sei auf offener Straße erfolgt, in unmittelbarer Nähe eines Firmensitzes des Verdächtigen. An dem Einsatz waren BK-Beamte vom Büro für organisierte Kriminalität und des EKO-Cobra beteiligt, erklärt Mario Hejl, Sprecher des Bundeskriminalamts.

Bodyguards

"Aufgrund jahrelanger Ermittlungen des amerikanischen FBI und eines Haftbefehles eines US-Bundesbezirksgerichtes hat die Staatsanwaltschaft Wien eine nationale Festnahmeanordnung gegen den Unternehmer erlassen", sagt Hejl. Firtasch habe Bodyguards dabei gehabt, die Festnahme sei aber ohne Zwischenfälle erfolgt. Ort war die Schwindgasse im Bezirk Wieden (nicht: Margareten), wo sich der Firmensitz des Oligarchen befindet und er auch polizeilich gemeldet gewesen sei.

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Oligarch

Der Beschuldigte sitzt seither in der Justizanstalt Wien-Josefstadt. Über den weiteren Verbleib des Oligarchen entscheidet das Landesgericht für Strafsachen. Die Frist für die Verhängung der Auslieferungshaft läuft am Freitag kurz vor Mitternacht ab.

Das Gericht muss außerdem prüfen, ob die Voraussetzungen für eine Auslieferung vorliegen. Wie lange es bis zu einer Entscheidung dauert, sei nicht von vornherein festgelegt: "Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich" erklärt Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien. Hat das Gericht auf Auslieferung entschieden, geht der Fall noch ans Justizministerium, wo er nach völkerrechtlichen Kriterien geprüft wird.

Mafiöse Verbindungen

Dem Gasmilliardär wird laut Bundeskriminalamt im Zusammenhang mit Auslandsgeschäften Bestechung und Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Nähere Details wurden nicht bekannt gegeben. In Österreich selbst laufen laut Hejl keine Ermittlungen gegen den Ukrainer.

Laut Bundeskriminalamt ermittelt das FBI schon seit 2006 gegen den 48-Jährigen. Die Verhaftung habe jedoch nichts mit den aktuellen politischen Umstürzen in der Ukraine zu tun, beteuern die Behörden in Wien.

Wie die Financial Times berichtet, könnte die Festnahme jedoch ein Versuch der USA sein, Druck auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Krim-Krise auszuüben. US-Präsident Obama hatte zuletzt erklärt, Russland werde einen Preis bezahlen, sollte es in der Ukraine weiterhin internationales Recht brechen. Maßnahmen wie Kontensperren oder Einreiseverbote gegen Personen, die die Krise provoziert haben sollen, sind in Washington bereits in Vorbereitung.

"Unappetitliches Arrangement"

Firtasch gilt als einer der reichsten Männer der Ukraine. Sein Vermögen wird auf 3,32 Milliarden Dollar (2,4 Mrd. Euro) geschätzt. Der Unternehmer begann in den 1990er Jahren mit dem Handel von Konserven und Gebrauchtwagen. Einer breitern Öffentlichkeit wurde der Multimilliardär aber erst als Teilhaber der Firma RosUkrEnergo bekannt, die die Gas-Geschäfte zwischen der Ukraine und Russland kontrollierte.

Auch in Österreich ist Firtasch kein Unbekannter. Im Jahr 2006 mussten sich zwei Raiffeisen-Manager wegen der Treuhänderschaft für ein korruptionsumwittertes Gasgeschäft des russisch-ukrainischen Joint Ventures verantworten. Die Manager hätten angegeben, dass die damaligen Präsidenten Wladimir Putin und Viktor Juschtschenko Kenntnis von allen Einzelheiten des Deals hatten. Der US-Botschafter kritisierte die Rolle der Österreicher in dem Geschäft. "Es fällt schwer, nicht zu vermuten, dass die Treuhänderschaft nicht einfach ein Feigenblatt ist für ein unappetitliches Arrangement."

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Dmitry Firtasch wird vorgeworfen, indische Amtsträger bestochen zu haben

Im Interview mit dem KURIER im April 2006 sagte Firtasch jedoch: "Politik und Wirtschaft, das sollte nicht zusammen geworfen werden. Das gefällt mir nicht sehr. Wir sind als RosUkrEnergo auch nicht eingebunden in die Politik".

Laut dem Buchautor Jürgen Roth hat Firtasch enge Beziehungen zu Österreich. "Er spielt eine zentrale Rolle im Gasgeschäft", sagt Roth.

Firtasch ist über seine Holding Group DF auch in anderen Geschäftsfeldern tätig und war zuletzt etwa mit Düngemitteln und Titan erfolgreich. Zudem gehört ihm der bedeutende TV-Sender Inter.

Er soll auch enge Kontakte zum entmachteten Präsidenten Viktor Janukowitsch gepflegt haben, nach dem Umsturz aber ins Lager von Wladimir Klitschko gewechselt sein.

Die aktuellen Entwicklungen zur Krim-Krise lesen Sie unter Krim-Krise: Auch Moskau droht mit Sanktionen

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