U6-Station: Schäden jahrelang übersehen

Sanierung mit unliebsamen Überraschungen.
Stadt-Rechnungshof geht mit den Verkehrsbetrieben hart ins Gericht.

Wer in den vergangenen Jahren regelmäßig mit der U6 unterwegs war, wird den aktuellen Bericht des Stadt-Rechnungshofs mit einem mulmigen Gefühl lesen. Er dokumentiert ausführlich die dramatischen Schäden, die erst 2011 im Zuge der Sanierung der Station Josefstädter Straße zum Vorschein kamen. Feuchtigkeitsschäden im Stationsgebäude hatten die Wiener Linien damals veranlasst, Sanierungsarbeiten zu beginnen. Beim Start der Arbeiten wurden aber größere Schäden sichtbar, wodurch sich bau- und ablauftechnische Komplikationen ergaben.

"Anders als die Wiener Linien dargestellt haben, war damals sehr wohl Gefahr in Verzug", sagt die ÖVP-Gemeinderätin Isabella Leeb. Der Rechnungshofbericht zitiert aus einem Aktenvermerk vom 8. Juli 2011. Demnach war die Wand unter den Bahnsteigkanten vollkommen durchnässt und statisch nicht geeignet, Belastungen aufzunehmen.

Die Prüfer gehen hart mit den Verkehrsbetrieben ins Gericht: Anhand des festgestellten Schadensausmaßes an der Bausubstanz kommen die Prüfer zum Schluss, "dass dieses auf jahrelang nur mangelhaft durchgeführte Überwachungs- , Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten zurückzuführen war". Laut Bericht hatten die Wiener Linien nicht einmal jene Lokale überprüft, die sich in die Bögen der Station eingemietet hatten. Die Mieter hatten eigenmächtig Umbauarbeiten vorgenommen, die sich ebenfalls negativ auf den Gesamtzustand des Baus auswirkten.

Die Folge war eine enorme Explosion der Kosten auf letztlich 13,08 Millionen Euro.

Damit nicht genug: Ein Jahr nach Ende Sanierung besuchten die Prüfer abermals das Stationsgebäude. Für sie machte es "nicht den Eindruck eines erst kürzlich generalinstandgesetzten Objekts". Sie bemängelten Beschädigungen und vor allem Verschmutzungen.

Bei den Wiener Linien bestreitet man, dass zu irgendeinem Zeitpunkt Gefahr für die Passagiere bestanden hätte. Derart tief liegende Schäden aufzuspüren, ohne massiv in die Substanz des Gebäudes einzugreifen, sei schwierig, betont ein Sprecher. "Wir haben aber aus den Erfahrungen mit der Station Josefstädter Straße gelernt. Die Objekt-Instandhaltung wurde neu organisiert, jetzt gibt es klarere Zuständigkeiten." Bei anderen Stationen würde man noch genauer auf mögliche Schäden achten.

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