Treffpunkt Wien: "Eine Melange aus Machos, Macht und Sex"

Interview mit dem österreichischen Schauspieler Johannes Zeiler im Gasthaus Schabl. Wien, 28.06.2016.
In den Kinos ist Johannes Zeiler bald als Helmut Zilk zu sehen. Privat sucht er den Schwabl Wirt auf.

Aufmerksam, charmant und auf Zack ist sie, die beste Kellnerin Wiens. Und zu finden – das behauptet zumindest Schauspieler Johannes Zeiler – im Gasthof Schwabl Wirt, dem urigen Lokal in der Erdbergstraße 111. Sie ist mit ein Grund, weshalb Zeiler, der CopStories-Fans auch als Oberst Andreas Bergfeld bekannt ist, das Gasthaus gegenüber des Verkehrsmuseums Remise regelmäßig aufsucht.

Ein weiterer: "Hier gibt es die ideale Melange" – und zwar nicht nur bezogen auf den Kaffee, sondern sowohl sprachlich als auch die Atmosphäre betreffend. Man trifft hier nämlich auf einen "herrlichen Mix aus altem höflichen Wienerisch und unkonventionellem Erdberger-Slang" sowie auf "eine unglaublich angenehme Mischung aus Land und Stadt". "Es könnte", ergänzt Zeiler, als er sich im schattigen Gastgarten niederlässt, "bei mir zu Hause in der Steiermark sein, ist aber trotzdem noch ausreichend Wien."

Ein bisschen Steiermark gibt es übrigens auch in der Karte. Neben Kalbsbutterschnitzel und Zwiebelrostbraten findet man Steirisches Backhuhn oder Entengröst’l mit steirischem Kren.

Die Speisekarte muss der 46-Jährige aber gar nicht durchblättern. Er weiß, was er möchte, nämlich Eierschwammerlgulasch mit Semmelknödel.

Agententhriller

Treffpunkt Wien: "Eine Melange aus Machos, Macht und Sex"
Interview mit dem österreichischen Schauspieler Johannes Zeiler im Gasthaus Schabl. Wien, 28.06.2016.
Ab kommender Woche ist Johannes Zeiler in den Kinos zu sehen – und zwar als Helmut Zilk im Politthriller "Deckname Holec". Auch dieses Projekt ist übrigens eine Melange, nämlich eine aus "Wiener Machotum, Machtmenschen, ein bissl Agententhriller und Sex". Der neueste Film von Regisseur Franz Novotny erzählt die fiktive Geschichte rund um die angebliche Spionageaffäre des damaligen ORF-Fernsehdirektors und späteren Wiener Bürgermeisters Helmut Zilk.

Sorge, dass der Film ein Skandal werden könnte, hat er nicht. "In unserer Branche ist ein vielleicht zu erwartender Skandal immer gut", meint der Schauspieler grinsend und ergänzt: "Man darf nicht vergessen: Wir haben historische Fakten aufgegriffen und zu einer fiktiven Geschichte gemacht. Ich habe also nicht Zilk gespielt, sondern die Rolle in diesem Drehbuch – und die heißt nun einmal Zilk." Das Verhalten der Rolle sei auch durchaus schlüssig. "Er wollte Mediengeschichte schreiben und als erster bilateral über den Eisernen Vorhang berichten. Und dann kommt der Geheimdienst auf ihn zu, und er wird auch noch Agent!"

Ob es schwierig war, Zilk zu spielen? "Eine reale Person darzustellen, ist immer eine Herausforderung. Noch dazu, wenn er so bekannt ist wie Zilk, der immer wieder begehrtes Imitationsopfer war."

Er hat also viel über ihn gelesen und TV-Auftritte aus dem ORF-Archiv ausheben lassen. Was ihn an der Person am meisten fasziniert, ist, dass er ein Mensch ist, der nicht nur denkt, sondern auch tut. Und: "In brenzligen Situationen hat er sich immer für die Wahrheit entschieden", sagt Zeiler. "Schon als Jugendlicher. Als die SS im Klassenzimmer stand und sagte: ,Burschen, wir brauchen euch.‘ Da hatte keiner den Mumm, Nein zu sagen. Nur Zilk meinte: ,Das mach ich nicht.‘ Schon beeindruckend", sagt Zeiler, während er den letzten Bissen Semmelknödel nimmt. Als zwischenzeitlicher Germanistik- und Geschichte-Student ist er für historische Rollen aber auch schnell zu begeistern.

Studienabschluss

Treffpunkt Wien: "Eine Melange aus Machos, Macht und Sex"
Interview mit dem österreichischen Schauspieler Johannes Zeiler im Gasthaus Schabl. Wien, 28.06.2016.
Apropos Studium. Zeiler hat endlich seine Diplomarbeit an der "Universität für Musik und darstellende Kunst Wien" fertiggestellt. "Die abschließende Diplomarbeit im Schauspielstudium schreibt kaum jemand, weil man in der letzten Phase des Studiums darum bemüht ist, einen Job zu finden." Aber nun habe es ihn doch gereizt: "Als Ausgleich zur emotionalen Rollenarbeit."

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