Taxler wollen kein „Freiwild“ sein

Taxler wollen kein „Freiwild“ sein
Nach zahlreichen Überfällen fordern die Berufsfahrer die Freigabe der Videoüberwachung in Taxis

Einer der Räuber schwang die Fahrradkette von hinten um den Hals des Taxi-Lenkers und zog sie zu. „Geld her oder wir bringen dich um“, schrie der zweite Täter. Doch dem Chauffeur gelang es über eine Notruftaste, seine Kollegen zu alarmieren. Als sich den – am Dr. Karl-Renner-Ring – abgestellten Fahrzeug zwei Taxis näherten, ließ das Duo von ihrem Opfer ab und flüchtete zu Fuß.

Taxler wollen kein „Freiwild“ sein

Beim Heldenplatz konnten die Räuber festgenommen werden. Vorher verletzten sie in einem Handgemenge noch einen Polizisten. Dieser Überfall von gestern, Donnerstagnacht, um 01.05 Uhr sorgt für Diskussionen unter den Berufsfahrern. Erst am 5. Juni erschoss ein Lenker einen Fahrgast. Der Pakistani setzte dem Chauffeur ein Messer am Hals an. Der Staatsanwalt ermittelt jetzt wegen Mordverdachts.

Wiens Taxler sind stark verunsichert: „Wettbüros, Banken, Trafiken, Öffis und Juweliere sind mit Videokameras gesichert. Das schreckt Täter ab. Wir sind Freiwild.“

Taxi-Chef will aufrüsten

Der Obmann des Wiener Taxigewerbes, Christian Gerzabek, will jetzt aufrüsten: „Videoüberwachung in den Autos ist eine sinnvolle Maßnahme. Und zwar nicht nur bei Überfällen. Kameras erfüllen Präventionsaufgaben.“

Laut Gerzabek – er war jahrzehntelang Taxler – passiert in Wien pro Tag mindestens ein Übergriff auf Taxifahrer: „Die Gäste wollen nicht zahlen, bedrohen den Chauffeur oder randalieren im Fahrzeug. Passiert bei den Vorfällen nichts Gravierendes, zeigen meine Kollegen die Sache gar nicht an. Das kostet nur Zeit und bringt nichts. Die Dunkelziffer ist daher enorm hoch.“

Taxler wollen kein „Freiwild“ sein

Bei einer KURIER-Umfrage auf Taxi-Standplätzen plädierten alle Lenker für eine Videoüberwachung. Serkan Gökhan, er fährt fast nur in der Nacht: „Mir klaute ein Kunde die Geldtasche. Er flüchtete aus dem Auto und warf die leere Börse weg. Eine Kamera hätte ihn vielleicht davon abgehalten.“

Auch sein Kollege, Günana Hübelih, begrüßt das Video-Auge: „Es gibt in der Nacht immer mehr Schwarzfahrer. Die lassen sich fahren, haben aber kein Geld mehr. Dafür sind sie besoffen und aggressiv.“

Bleibt die Frage nach dem Datenschutz. Die Bänder müssten versiegelt sein, und wären nur bei Straftaten von der Polizei anzufordern. Die Geräte selbst kosten mit Montage maximal 200 Euro.

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