Taxilenker – Risiko fährt mit

Alfred Grimann lenkt eines der rund 4700 Wiener Taxis. Der Unternehmer ist seit 40 Jahren im einem Geschäft tätig, das immer härter wird.
Heuer schon ein Toter und mehrere Verletzte bei Überfällen.

Ich arbeite für die Mafia, ich habe kein Geld bei mir“. Diesen Satz hat Taxiunternehmer Alfred Grimann gehört. Er fuhr mit der Dame sofort zur Polizei. „Die Beamten haben sie durchsucht, aber kein Geld gefunden. Wenn ich dort jetzt 45 Minuten sitze und ein Protokoll aufgebe, dann werfe ich dem verlorenen Geld noch meine Zeit nach“, erzählt der 61-Jährige. Er hat drei Taxis auf Wiens Straßen und beschäftigt zurzeit sieben Lenker.

„Jeder fährt Taxi“

Das Publikum hat sich verändert. Während sich früher nur Menschen mit Geld die Fahrt leisten konnten, steigt heute jeder ein – unabhängig von Alter und sozialem Status. Das erhöht die Zahl der Delikte. „Einer meiner Fahrer ist von vier Jugendlichen krankenhausreif geschlagen, und ausgeraubt worden. Den Tätern ging es wahrscheinlich nur um den Nervenkitzel. Wenn es früher so einen Vorfall gab, dann waren sofort bis zu 20 Kollegen da, um zu helfen.“ Durch den Konkurrenzdruck ist das jetzt anders. Erstens gibt es weniger Kameradschaft unter den Lenkern. Zweitens würde ein Hilferuf über das neue Funksystem zu lange dauern.

Abtrennung zum Gast

Alfred Grimann hat seine Taxis nicht mit Videoüberwachung ausgestattet. Die Kosten sind zu hoch und die Wirksamkeit zu hinterfragen. „Es mehren sich Vorfälle, bei denen die Leute einfach in einer Stau-Situation aus dem Taxi springen – ohne zu Zahlen. Selbst eine Kamera würde das nicht verhindern.“

Der Unternehmer unterrichtet auch in einer Taxilenker-Schule. „Es gibt viele, die ihre Berechtigung machen, und dann lange Zeit gar nicht im Beruf tätig sind. Das wäre aber wichtig. Man lernt nur auf der Straße, wie man sich in heiklen Situationen richtig verhält.“ Grimann glaubt, dass eine Abtrennung zwischen Lenker und Fahrgast, gefährliche Situationen verhindern könnte: „Wenn der Gast erst einmal im Auto sitzt, dann hat man wenig Chance zu reagieren. Merkt man dann, dass mit dem Kunden etwas nicht stimmt, hilft nur mehr selbstbewusstes Auftreten.“

Im Juni erschoss ein Chauffeur einen Taxiräuber – in einer Notwehrsituation. Vor wenigen Tagen schlug ein 27-Jähriger auf einen Lenker ein. Der Taxler musste ins Krankenhaus. Branchenkenner Grimann spricht sich deshalb für Abtrennungen aus, wie man sie aus US-Taxis kennt.

Christian Gerzabek ist Innungsobmann der Taxilenker. Er sieht die Probleme an anderer Stelle – zu strenger Datenschutz, der hohe Kosten mit sich bringt.

KURIER: Seit 2007 sind Kameras in Taxis erlaubt. Was kritisieren Sie an dem System?

Christian Gerzabek: Das Problem sind die hohen Kosten und der geringe Nutzen für den Taxiunternehmer. Der hat nämlich keinen Zugriff auf das Videomaterial. Außerdem müssen die Kameras verplombt werden, was wiederum einen Zeit- und Kostenfaktor darstellt.

Wie viele Vorfälle gibt es im Durchschnitt?

2012 wurden 60 Anzeigen von Taxilenkern gemacht. Die Dunkelziffer ist aber weitaus höher. Ich rate zwar allen eine Anzeige zu machen, aber der Aufwand ist einfach sehr groß. Man muss zur Polizei und vielleicht zu einer Gegenüberstellung. Das ist es den Lenkern nicht wert.

Zu welchen Vorfällen kommt es am häufigsten?

Es kommt fast täglich zu Zechprellerei. Aber auch Raub ist nicht selten. Kameras helfen, denn die Hemmschwelle ist dann größer. Jeder Taxler sollte eine Kamera haben können, die nicht verplombt werden muss.

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