Tausende wollen Lueger-Platz nach Mandela benennen

Statt des Karl-Lueger-Platzes hätte nicht nur Manfred Domschitz gern einen Nelson-Mandela-Platz.
Facebook-Gruppe, die Mandela-Platz fordert, wächst rasant. Trauernde nehmen Abschied.

Manfred Domschitz ist überrascht. Als der Wiener am vergangenen Samstag die Facebook-Gruppe „Nelson Mandela Platz statt Karl Lueger Platz“ gründete, wollte er „eigentlich nur ein Statement abgeben“. Doch die Seite wurde binnen 48 Stunden mehr als 7000-mal geliked. Unter den Unterstützern finden sich Kabarettist Joesi Prokopetz, Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner oder auch der Verkehrssprecher der Wiener Grünen, Rüdiger Maresch.

Inspiriert wurde Domschitz von Walter Sauer. Der Universitätsprofessor und langjährige Anti-Apartheitsaktivist hatte Bürgermeister Michael Häupl (SP) in einem Brief darum gebeten, dem am 6. Dezember gestorbenen Nelson Mandela in Wien einen Ort zu widmen. Dass in diesem Zusammenhang die Sandgasse in Döbling genannt wurde, in der sich die südafrikanische Botschaft befindet, reichte Domschitz aber nicht. Die Straße sei zu entlegen, meint er. Mandela verdiene einen Platz im Herzen Wiens. „Er war ein Vorbild für alle, der Antisemit Lueger war keines. Wenn es einen Platz gibt, der es verdient, umbenannt zu werden, dann dieser.“

Denkmal in Döbling?

Adolf Tiller ist da anderer Meinung. Der VP-Bezirksvorsteher von Döbling wünscht sich zwar ebenfalls eine Erinnerung an Mandela. Der Karl-Lueger-Platz dürfe aber nicht dafür verwendet werden. „Ohne Lueger wäre Wien nicht so attraktiv: Gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde hat er all die Prachtbauten entlang der Ringstraße errichten lassen. Er war kein Judenhasser.“

Aber auch die Umbenennung der Sandgasse hält Tiller für unmöglich – „da müssten ja Tausende Dokumente geändert werden: Meldezettel, Zulassungsscheine, Bankdaten usw.“

Als Alternative schlägt der Bezirksvorsteher ein Mandela-Denkmal auf jener Grünfläche vor, an der Sandgasse und Grinzinger Straße zusammenkommen. Zurzeit steht dort ein Schild, auf dem „Willkommen in Grinzing“ steht.

Im Rathaus wird die Idee, Mandela einen Ort zu widmen zwar grundsätzlich goutiert. Im Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) verweist man aber darauf, dass vor etwaigen Umbenennungen ein sogenanntes Trauerjahr einzuhalten sei – „das war nach dem Tod von Bürgermeister Zilk genauso“. Danach werde man auf Vorschläge aus den Bezirken warten.

In Wien wird aber auch abseits dieser Debatte Nelson Mandelas gedacht. In der südafrikanischen Botschaft (Sandgasse 33) liegt seit Montagfrüh ein Kondolenzbuch auf – am Dienstag, Donnerstag und Freitag kann man sich darin jeweils von 9 bis 16 Uhr eintragen. Als einer der Ersten nutzte Bundespräsident Heinz Fischer die Gelegenheit. Am Begräbnis des Friedensnobelpreisträgers nimmt er allerdings nicht teil (mehr dazu hier).

Letzte persönliche Worte an „Madiba“ richten aber auch zahlreiche Privatpersonen. Wie zum Beispiel Marinda Du Preez. „Mandela war für das ganze Volk wie ein Vater – für Weiße und Schwarze. Er hat jeden im Herzen berührt“, sagt die 59-jährige Südafrikanerin mit Tränen in den Augen. Seit 18 Jahren lebt sie in Wien.

Zu Ehren Mandelas findet am Mittwoch um 13 Uhr in der Lutherischen Stadtkirche in der Dorotheergasse ein Gedenkgottesdienst statt.

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