„Lindy Hop ist pure Lebensfreude“

Begeisterte Stimmung bei einer der Vienna-Hot-Swing-Jam-Partys
Der Tanzstil aus den 1930ern boomt. Dieses Wochenende findet der 10. Vienna Hot Swing Jam statt.

Paare wirbeln durch den Raum. Damen mit gepunkteten Kleidern und Tellerröcken, Männer mit Gilet oder Hosenträgern, dazu spielt Swing Musik: Die Szenen erinnern ein wenig an einen amerikanischen Film aus den 1930er-Jahren. Doch tatsächlich geht die Party in der Wiener Innenstadt ab.

Dieses Wochenende dreht sich beim 10. Vienna Hot Swing Jam alles um Lindy Hop. Von Freitag bis Sonntag gibt es Partys, Performances und Workshops von internationalen Trainern. Denn Lindy Hop, ein Tanzstil aus den 1930ern und der Vorgänger von Jive und Boogie, erfreut sich in Österreich immer größerer Beliebtheit.

Wien ist eine der Lindy-Hop-Hochburgen Europas“, ist der langjähriger Tänzer und Polizist Arne überzeugt. „Mittlerweile kann man in Wien fast täglich auf eine Lindy-Hop-Party gehen“, ergänzt Sandra Krulis, Tanztrainerin und künstlerische Leiterin des Festivals. Sie hat dazu beigetragen, dass der Tanzstil in Wien Verbreitung fand.

Das sei ganz zufällig passiert: „Es hat als Freizeitbeschäftigung unter ein paar Freunden begonnen. Damals haben wir uns die Schritte noch von alten Videokassetten abgeschaut“, berichtet Krulis.

Doch es kamen immer mehr Menschen dazu. „Vor rund zehn Jahren beschlossen wir dann, auch Unterricht zu geben. Mittlerweile gibt es zwölf Tanzkurse und 550 aktive Mitglieder.“

Lebensfreude

Doch was unterscheidet den Stil von anderen Tanzrichtungen? „Dieser Tanz ist pure Lebensfreude“, stellt Krulis klar. „Es ist fröhlich, witzig, spritzig, schnell – es gibt einfach positive Energie.“ Lindy Hop sei mehr als ein Tanz, es gehe eher um eine gewisse Lebenseinstellung.

„Lindy Hop gibt mir die Möglichkeit, in Zeiten wie diesen noch den Gentleman zu spielen“, erklärt IT-Techniker Phil. Tänzer Arne fügt hinzu: „Beim Lindy Hop rennt der Schmäh – das passt einfach zu Wien.“ Außerdem: „Der Tanz lässt Raum für Inspiration.“ Das Korsett sei nicht so eng, wie bei den anderen Standardtänzen.

Eine weitere Erklärung für den Trend, laut Krulis: „Die Menschen suchen Gesellschaft. Und Tanzen ist eine Form der Kommunikation, bei der man sich nicht unterhalten muss. Dabei erfährt man trotzdem so viel über den Partner.“

Kleidung im Stil der 1930er gehört auch ein wenig zum Trend. „Das ist für mich keine Verkleidung, das passt einfach zum Swing“, findet Lindy Hopper Phil. Sandra Krulis dazu: „Ich habe vier Kästen voll mit Kleidern, Schuhen und Hüten aus den 30ern.“ Einige davon hat sie selbst geschneidert.

Europaweiter Trend

Die Trainerin tanzt täglich mehrere Stunden. Entweder beruflich oder auf einer Party – das muss auch nicht immer in Wien sein. Denn der Tanz-Boom hat nicht nur Österreich erfasst.

„Der Trend hat in Schweden begonnen – und ganz Europa zieht jetzt mit“, erzählt Krulis. Jedes Wochenende gäbe es ein Festival in einer anderen europäischen Stadt. Der nächste Vereinsausflug ist auch schon fix: Am 30. Oktober geht es zum „Lindy Shock“ nach Budapest. www.somelikeithot.at

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