Strenge Hausordnung im Gemeindebau

Stadtrat Michael Ludwig nahm Rückmeldungen der Mieter als Auftrag.
Stadt Wien schnürt Maßnahmenpaket, um Zusammenleben im Gemeindebau zu verbessern.

2008 gaben die Gemeindemieter im Zuge der bis dahin größten Mieter-Umfrage Österreichs ein deutliches Votum für die Einhaltung der Hausordnung ab. Auf Basis der Ergebnisse der Umfrage schnürte SPÖ-Wohnbaustadtrat Michael Ludwig ein umfassendes Maßnahmenpaket. „Die Anliegen der Gemeindemieter waren für mich ein klarer Handlungsauftrag“, betont Ludwig.

Rund 45.000 Gemeindemieter nahmen im Herbst 2008 die Gelegenheit wahr, ihre Meinung zu ihrer persönlichen Wohnsituation, ihre Wünsche, aber auch Kritik zu äußern. Die Ergebnisse der Befragung - mehr als 85 Prozent der Mieter stellten ihrer persönlichen Wohnqualität ein ausgezeichnetes Zeugnis aus - waren durchwegs positiv.

„Selbstverständlich haben wir auch die geäußerten Kritikpunkte sehr ernst genommen. Jeder zweite Mieter bemängelte, dass sich nicht jeder in der Hausgemeinschaft an die Spielregeln der Hausordnung hält. Die Ergebnisse der Befragung bildeten daher die Grundlage für ein umfassendes Maßnahmenpaket, das in den nachfolgenden Monaten zügig und Schritt für Schritt umgesetzt wurde“, erklärt Ludwig.

Ziel der Maßnahmen ist, die Einhaltung der Hausordnung im Sinne der Hausgemeinschaft konsequent verstärkt einzufordern. Dies weitestgehend auf gütlichem Weg, aber dort - wo nötig - auch mit Konsequenzen für jene einzelne Mieter, die sich mit ihrem Verhalten wiederholt gegen die Gemeinschaft richten. "Ein gutes Zusammenleben setzt auch voraus, dass sich alle Bewohner an die Spielregeln halten. Ich sehe nicht ein, dass einige wenige die Wohnqualität ganzer Hausgemeinschaften beinträchtigen und mitunter sogar auf dem Rücken der anderen Mieter finanziellen Schaden anrichten, stellt Ludwig klar. "Dass sich das Maßnahmenpaket für die Wiener Gemeindebauten bewährt hat, zeigen nicht zuletzt die Ergebnisse, sagt der Wohnbaustadtrat, der im Folgenden eine aktuelle Bilanz präsentiert.

Mehr als 20.000 Kontrollen

Seit 2009 sind die Ordnungsberater in den Wiener Gemeindebauten im Einsatz, um die Einhaltung der Hausordnung und des Wiener Reinhaltegesetzes zu kontrollieren. Das konsequente Einschreiten, wenn die Hausordnung einmal übertreten wird, zeigt deutlich Wirkung: 2014 führten die Ordnungsberater mehr als 20.000 Kontrollen in den Gemeindebauten durch. Erfreuliches Ergebnis: Die Anzahl von groben Verstößen ist weiterhin deutlich rückläufig - In Summe mussten 2014 "nur" zwei Anzeigen erstattet und 46 Organstrafmandate ausgestellt werden.

Gründe dafür waren etwa auf Spielplätzen weggeworfene Zigaretten, nicht entfernter Hundekot, stehen gelassene Einkaufswagen oder nicht ordnungsgemäß gelagerte Mistsäcke auf dem Müllplatz. Grundsätzlich lasse sich eine erhöhte Sensibilität der BewohnerInnen bei der Einhaltung der Hausordnung, aber auch im Bewusstsein gegenüber Themen wie Sperrmüllablagerung, verzeichnen.

So sei etwa im Jahr 2014 gegenüber 2010 die Anzahl unerlaubt abgestellter Fahrzeuge um beinahe 50 Prozent gesunken, von Sperrmüllablagerungen sogar um mehr als 50 Prozent, Meldungen über nicht entsorgten Hundekot gingen sogar auf ein Fünftel des ursprünglichen Werts zurück.

Auch in Fällen, in denen der Verursacher nicht persönlich angetroffen wird, aber aufgrund der gefundenen Gegenstände ermittelt werden kann, wird Anzeige erstattet. So geschehen z.B. im 20. Bezirk, wo der Verursacher ermittelt werden konnte. Nach einer Anzeige musste der betreffende Bewohner eine Strafe von 200 Euro bezahlen.

Darüber hinaus haben die OrdnungsberaterInnen bei ihren Kontrollgängen im vergangenen Jahr rund 3000-mal Mieter an die Leinenpflicht erinnert. Außerdem wurden 95 missbräuchlich in der Wohnhausanlage geparkte PKW und 10.000 herrenlose Einkaufswagen im Gemeindebau gemeldet.

"Guten Seelen" im Gemeindebau

Sie sind im Wiener Gemeindebau nach wie vor die ersten Ansprechpartner für die Bewohner. Wie sehr den Wienern “ihre" Hausbesorger am Herzen liegen, zeigte auch das Ergebnis der Wiener Volksbefragung im Jahr 2010, bei der sich 84 Prozent der Befragten für die Möglichkeit zur Wiedereinstellung von Hausbesorgern aussprachen.

Um auch nach Abschaffung des Hausbesorgergesetzes im Jahr 2000 durch die damalige ÖVP/FPÖ-Bundesregierung diese zentralen Ansprechpartner für die Zukunft sicherzustellen, wurde 2010 das Modell des “Wiener Hausbetreuers„ ins Leben gerufen. Seither werden - wenn dies von der Hausgemeinschaft gewünscht wird - pensionierte Hausbesorger durch umfassend ausgebildete Wiener Hausbetreuer ersetzt, die täglich zu fixen Kernzeiten im Gemeindebau präsent sind.
Derzeit stehen den Bewohnern über 1500 HausbesorgerInnen und 227 HausbetreuerInnen zur Verfügung.

Mit dem Ausbau der Befugnisse der Hausbesorger im Sommer 2013 hat Wiener Wohnen das Dienstleistungsangebot für die GemeindebaubewohnerInnen deutlich erweitert. Sie nehmen Gebrechensmeldungen entgegen, sorgen für deren rasche Behebung und versorgen die Mieter mit Informationsmaterial und Formularen.

Zudem sind die Hausbesorger werktags kontinuierlich über Mobiltelefone erreichbar, deren Nummern in den jeweiligen Stiegenhäusern ausgehängt sind. Auch bei den meisten Wohnungsbesichtigungen sind sie mit dabei. Die neuen Mieter erhalten so wichtige Informationen und werden von Anfang an auf die Einhaltung der Hausordnung aufmerksam gemacht.

Regeln in der Waschküche

Rund um die Benützung der Gemeinschaftseinrichtung Waschküche kam es in der Vergangenheit - nicht zuletzt durch die Abschaffung des Hausbesorgergesetzes und die damit verbundene, nicht mehr flächendeckende Betreuung durch Hausbesorger - immer wieder zu Diskussionen und Interessenskonflikten.

Durch die Einführung eines gänzlich neuen Zutritts- und Benützungssystems gehören diese Probleme mittlerweile der Vergangenheit an. 2009 wurde mit der flächendeckenden Umstellung auf die „naTÜRlich sicher“- Waschküchen, die mittlerweile so gut wie abgeschlossen ist, begonnen.

5356 Waschküchen, das entspricht 95 Prozent der Gesamtanzahl, wurden mit dem „naTÜRlich sicher“-System ausgerüstet. Lediglich in sehr kleinen Wohnhausanlagen, bei denen das System aufgrund der Überschaubarkeit nicht erforderlich ist, wurde der Einbau nicht durchgeführt, wenn dies von den MieterInnen gewünscht wurde.

Die Vorteile des modernen Waschküchensystems: Erhöhte Sicherheit, da der Waschküchenzutritt nur für Berechtigte für den Zeitraum der Reservierung ermöglicht wird. Die Buchung zusätzlicher Waschtage ist einfach per Telefon oder Online-Service möglich. Die Abrechnung der Energiekosten erfolgt je nach individuellem Verbrauch direkt mit den Mietern.

Entsprechend hoch ist auch die Zustimmung zum "naTÜRlich sicher"-System. Aber nicht nur das System selbst, sondern auch das damit verbundene Service durch die Wiener Wohnen Haus- und Außenbetreuung wird von den MieterInnen durchwegs positiv bewertet: So liegt die Zufriedenheit mit dem telefonischen Serviceangebot bei 96 Prozent.

Wohnpartner

2010 wurde ein eigenes Nachbarschafts-Service für die Bewohner der Wiener Gemeindebauten ins Leben gerufen. Mehr als 150 wohnpartner-Mitarbeiter unterstützen das gute Zusammenleben - durch Initiativen und Projekte, aber auch durch kostenlose Mediation, wenn es zwischen NachbarInnen zu Streitigkeiten kommt.

Mit „wohnpartner unterwegs“ ist wohnpartner in der warmen Jahreszeit in den Abendstunden in den Gemeindebauten präsent, um vor allem bei Lärmkonflikten zu vermitteln. 2014 stand "wohnpartner" mit insgesamt rund 132.380 GemeindebewohnerInnen in Kontakt - führte Gespräche und unterstützte bei nachbarschaftlichen Anliegen. Die „wohnpartner unterwegs“-Mitarbeiter besuchten rund 4020 Wohnhausanlagen und führten mit 12.790 BewohnerInnen Gespräche. 176 Mediationen wurden - nahezu alle mit positivem Ergebnis - durchgeführt

Videoüberwachung

Seitens Wiener Wohnen werden fortlaufend Maßnahmen, die zum Ausbau der Sicherheit beitragen, gesetzt. Neben baulichen Verbesserungen, wie etwa der Nachrüstung mit Gegensprechanlagen oder dem Einbau von Sicherheitstüren, werden auch zusätzliche Vorkehrungen zur Prävention getroffen.

Für einzelne Wohnhausanlagen, in denen es vermehrt zu Vorfällen wie Vandalismusakten kam, beantragte Wiener Wohnen bei der Datenschutzkommission den Einsatz von Videoüberwachung, um auch auf diese Weise verstärkt für Sicherheit zu sorgen. In Folge wurde der Videoüberwachung in 21 Wohnhausanlegen stattgegeben. Seit 2008 wurden insgesamt 2981 Überwachungskameras montiert. Die damit überwachten Bereiche sind die Garagen, Keller, Müllräume und Aufzüge.

Strafrechtlich relevante Delikte können mittels Videoaufzeichnungen bis zu 72 Stunden rückwirkend ausgewertet werden. Die Erfahrungen zeigen, dass durch den Einsatz der Videoüberwachung eine deutliche präventive Wirkung erzielt werden konnte. Der Rückgang bei Vandalismusschäden liegt bei 50 bis 70 Prozent.

2014 konnte in 15 Fällen das ausgewertete Bildmaterial an die Polizei übermittelt werden - davon 12-mal, um die Polizei bei der Aufklärung von Privatschäden am Eigentum von Mietern zu unterstützen. In drei weiteren Fällen wurden auf Grundlage der Videoaufzeichnungen von Wiener Wohnen Beschädigungen an der Wohnhausanlage bei der Polizei zur Anzeige gebracht. Insgesamt gab es im vorigen Jahr 261 Meldungen. Zum Vergleich: 2012 waren es 440 Meldungen.

Kooperation mit der Polizei

Auch die Zusammenarbeit mit der Wiener Polizei wurde zur Stärkung einer sicheren Nachbarschaft im Gemeindebau intensiviert. So besuchten im vergangenen Jahr Experten des kriminalpolizeilichen Beratungsdienstes zahlreiche städtische Wohnhausanlagen, in denen die BewohnerInnen über vorbeugende Maßnahmen sowie technische Vorkehrungen zur Einbruchsprävention informiert wurden.

Die Tour des kriminalpolizeilichen Beratungsdienstes durch die Gemeindebauten ist Teil einer breitangelegten Informations- und Beratungsinitiative, die von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und dem Wiener Landespolizeipräsident, Gerhard Pürstl, ins Leben gerufen wurde. Die BewohnerInnen der Wiener Gemeindebauten werden mittels Hausaushängen über Präventivmaßnahmen und Vorkehrungen zur Vermeidung von Einbrüchen - insbesondere in Kellern - informiert. Parallel dazu unterstützen die städtischen Serviceeinrichtungen die Initiative durch grundlegende Informationen zu wesentlichen „Verhaltensgeboten“ im Interesse der eigenen Sicherheit - etwa bei Antritt einer Urlaubsreise.

Piktogrammen in jedem Stiegenhaus

Wer in den Gemeindebau zieht, verpflichtet sich mit dem Abschluss des Mietvertrags auch zur Einhaltung der Hausordnung. Schon bisher befinden sich in der Willkommensmappe, die jeder Mieterbei Vertragsunterzeichnung von Wiener Wohnen erhält, alle Infos zu den gültigen Spielregeln für das Zusammenleben im Gemeindebau.

Zusätzlich hat Wiener Wohnen nun eine übersichtliche und mit Piktogrammen versehene Tafel erstellt, die alle Bewohner, aber auch die Besucher im Gemeindebau übersichtlich auf die wesentlichsten Aspekte der Hausordnung hinweisen soll. Die Tafeln werden in den kommenden Wochen gut sichtbar in den insgesamt mehr als 17.000 Stiegenhäusern der Städtischen Wohnhausanlagen im Eingangsbereich angebracht.

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