Strafanzeige nach rechtswidriger Baggerung auf Ziesel-Areal

Ohne Wissen der Behörde wurden Schächte ausgehoben.
Geotechniker veranlasste widerrechtliche Grabungen auf Ziesel-Grund. Behörde erstattet Anzeige.

Bürgerinitiative und Behörde konnten es nicht fassen: Dienstagfrüh hob ein Bagger nördlich des Heeresspitals mehrere fünf Meter tiefe Schächte aus. Ein klarer Verstoß gegen den Bescheid der Wiener Umweltschutzabteilung (MA22). Denn bewilligt wurde auf dem westlichsten Teil des von den streng geschützten Zieseln bewohnten Geländes bloß das Abtragen des Oberbodens – und selbst das nur unter ökologischer Bauaufsicht (der KURIER berichtete). Die Behörde erstattet Strafanzeige.

Strafanzeige nach rechtswidriger Baggerung auf Ziesel-Areal
Und zwar gegen die Bauträger Kabelwerk und Donaucity (die maßgeblich für die geplante Errichtung von 950 Wohnungen verantwortlich zeichnen) sowie gegen den von Bauträgern beauftragten Geotechniker Erik Würger. Bei den genannten Genossenschaften will man jedoch nichts von den widerrechtlichen Grabungen gewusst haben, wie ein Sprecher von Kabelwerk klarstellt.

Geotechniker erstattete Selbstanzeige

Das bestätigt auch Würger, der für den Bauträger „Familienwohnbau“ tätig ist, die Schuld an den rechtswidrigen Baggerungen aber komplett auf seine eigene Kappe nimmt. „Es tut mir leid, das war mein Irrtum“, sagt er zum KURIER.

Er habe angenommen, die für die spätere Bebauung notwendige Bodenuntersuchung könne durchgeführt werden, sobald die Grasnarbe abgetragen worden sei. Darum habe er fünf einen Quadratmeter große und etwa fünf Meter Tiefe Schächte ausheben lassen. „Das geschah im besten Glauben“, versichert der 72-Jährige.
Erst die von Anrainern alarmierte Polizei machte den Geotechniker auf den Irrtum aufmerksam. Der ließ die Baggerungen daraufhin einstellen und erstattete Selbstanzeige bei der MA22.

Kein Ziesel betroffen

Dort reagierte man prompt und schickte umgehend Spezialisten zum Heeresspital, die das fachgerechte Wiederzuschütten der Schächte beaufsichtigten. Ziesel seien durch die Grabungen zum Glück nicht zu Schaden gekommen, versichert Abteilungsleiterin Karin Büchl-Krammerstätter. Das bestätigt auch Biologin Ilse Hoffmann, die die ökologische Bauaufsicht innehat.

Auf den Plan riefen die bescheidswidrigen Baggerungen auch die FPÖ. Umweltsprecher Udo Guggenbichler brachte eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft ein.

Erst vorige Woche hatten FPÖ, Neos und die Floridsdorfer Grünen (im Gegensatz zu deren Parteikollegen im Gemeinderat) eine artenschutzrechtliche Überprüfung des geplanten Bauprojekts – sprich eine UVP – gefordert. Der Antrag wurde von Rot-Grün jedoch abgelehnt.

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