Stillstand bei Mord-Ermittlungen

Am 16. August 2012 war es traurige Gewissheit: Die vergrabene Leiche des Wiener Anwalts Erich Rebasso wurde in einem Wald gefunden
In Moskau fragt man sich, wann die österreichischen Staatsanwälte aktiv werden

Vor rund 14 Monaten wurde der Anwalt Erich Rebasso nach dem Verlassen seiner Kanzlei am Stubenring in der Wiener Innenstadt entführt und wie sich später herausstellte ermordet. Am Tag nach dem Auffinden seiner Leiche in einem Waldstück in Niederösterreich, wurden in Moskau zwei tatverdächtige Russen festgenommen. Seitdem stocken die Ermittlungen.

Der Grund dürfte nicht zuletzt bei der österreichischen Justiz liegen. „Mit Stand 13. September 2013 sind keine Ersuchen der österreichischen Seite eingegangen,“ antwortet das russische Justizministerium auf eine KURIER-Anfrage.

Kein Ersuchen

Stillstand bei Mord-Ermittlungen
Da Russland seine Staatsangehörigen nicht ausliefert, muss die Wiener Staatsanwaltschaft die russischen Kollegen ersuchen, die beiden Tatverdächtigen wegen Entführung und Mord strafrechtlich zu verfolgen. Und das ist bis jetzt nicht geschehen. Die russischen Ermittler wundern sich mittlerweile über diese Tatsache, wie man aus Moskau hört.

Ist also die österreichische Justiz nicht an einer schnellen Erledigung des Strafverfahrens interessiert? Die Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft Nina Bussek erklärt: „Erst wenn uns die Vernehmungsprotokolle der russischen Ermittler und die Aktenkopien vorliegen, können wir über weitere Schritte entscheiden.“ Ein Rechtshilfeersuchen um Übermittlung dieser Dokumente sei bereits nach Russland übermittelt worden. Dieses ist jedoch (noch) nicht eingelangt.

Der Bruder des Opfers, Michael Rebasso, selbst Anwalt, zeigt sich nicht überrascht, dass die Ermittlungen so lange dauern: „Ich weiß aus eigener beruflicher Erfahrung, dass solche Verfahren, die sich zwischen zwei Ländern abspielen, dauern.“ Er geht davon aus, dass die beiden Verdächtigen verurteilt werden. „Ob das jetzt passiert oder in einem Jahr, spielt kaum eine Rolle.“

Fest steht, dass die beiden Verdächtigen noch nicht vor Gericht gestellt wurden. Auch nicht wegen Erpressung der Familie Rebasso. Die Ex-Polizisten sollen von Russland aus per eMail 435.000 Euro für die Freilassung des Anwalts gefordert haben, obwohl er schon tot war. Das wurde ihnen laut Moskauer Exekutive nachgewiesen.

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