Staatsanwältin über Facebook bedroht

Vor allem jüngere Personen fühlen sich von den versteckt rassistischen Facebook-Seiten angesprochen
Wirrer Projektmanager rief zu Gruppenvergewaltigung auf, weil ihn Ermittlungen ärgerten.

Nicht einmal Staatsanwälte sind offenbar vor dem sorglosen Umgang mit der Internet-Plattform Facebook gefeit. Eine junge Staatsanwältin aus dem Wiener Landesgericht hatte zwar einen Nicknamen, doch machte sie auf ihrem Facebook-Account unter ihrem richtigen Namen Details aus ihrem Privatleben öffentlich, die für jedermann zugänglich waren; samt Fotos von sich und ihren Kindern.

Das nützte ein 41-jähriger Mann, gegen den die Anklägerin ermittelt hatte, für seinen Rachefeldzug aus. Er fühlte sich offenbar ungerecht behandelt, lud sich die Fotos der Staatsanwältin und ihrer Kinder von ihrem Profil herunter, veröffentlichte sie auf seiner eigenen Facebook-Seite und stieß wüste Drohungen aus.

Vorbild Indien

Er forderte zu einer Massenvergewaltigung der Staatsanwältin nach indischem Vorbild auf und stellte jedem, der sich daran beteiligt, einen Kaffee "und einen Tschick" in Aussicht.

Er kündigte an, mit seinen zwei Samuraischwertern und einem Gasrevolver "einzureiten" und jedem ins Gesicht zu schießen, der sich ihm in den Weg stelle. Von der Anklägerin verlangte er, sich selbst wegen Amtsmissbrauchs anzuzeigen.

Am Dienstag stand der Mann vor Richter Andreas Böhm im Grauen Haus und erklärte: "Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Ich bin geschockt, was ich da geschrieben habe, aber ich konnte das nicht steuern."

Sein Rachebedürfnis ist auch deshalb so unerklärlich, weil die Staatsanwältin das Verfahren gegen ihn wegen beharrlicher Verfolgung seiner Ex-Lebensgefährtin mangels Beweisen seinerzeit eingestellt hatte. "Ich kann das nicht plausibel erklären", sagte er vor Gericht.

Aber erklären kann in seinem Fall ohnehin bestenfalls der Psychiater etwas: Der 41-Jährige leidet an einer bipolaren affektiven Störung mit manisch-paranoiden und psychotischen Zuständen. Er war einst erfolgreicher Projektmanager bei IBM, nach der Trennung von seiner Partnerin machte sich die geistige Störung auf einmal bemerkbar. Er wies sich sogar selbst in die Psychiatrie ein, wurde mit Medikamenten entlassen, setzte sie jedoch bald ab: "Sie haben mich im Denken gedämpft, was ja eigentlich das Ziel ist."

Zum Zeitpunkt der Drohungen war der Wiener nicht zurechnungsfähig.

Mittlerweile bekommt er monatliche Depotspritzen und ist nahezu nebenwirkungsfrei, berichtet der von Anwalt Eduard Salzborn vertretene Mann.

Immer noch Angst

Die bedrohte Staatsanwältin sagt im Zeugenstand, die gesamte Familie habe sich gefürchtet, und sie habe immer noch Angst vor dem Mann: "Ich will nicht, dass er sich meiner Familie nähert."

Das Gericht sprach eine bedingte (also nur im Raum stehende) Einweisung in eine Anstalt aus und erteilte Weisungen wie die Fortsetzung der Behandlung, Bewährungshilfe sowie die Unterlassung eines Kontakts zur Staatsanwältin. Für diese Maßnahmen wurde eine fünfjährige Probezeit festgelegt. Wieder in Freiheit, muss und kann der 41-Jährige auch endlich sein Facebook-Profil mit den Fotos der Staatsanwältin samt Texten löschen, die bis jetzt frei zugänglich waren.

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