So verhindert man den Handy-Raub

Red Bull Mobile kombiniert Mobilfunk und Musik-Streaming
Seit Jänner wurden drei Wiener wegen exklusiver Handys niedergestochen.

Drei Mal stachen skrupellose Handy-Räuber seit Ende Jänner ihren Opfern in Wien in den Bauch. Ein weiterer Smartphone-Besitzer wurde am Praterstern – während des Telefonierens – durch gezielte Faustschläge auf den Kopf verletzt. Jedes Mal konnten die Kriminellen mit den geraubten Smartphones entkommen. Die Exekutive warnt jetzt Besitzer von exklusiven und teuren Smartphones vor weiteren Raub-Überfällen.

Der aktuellste Fall von Donnerstagabend zeigt die Hemmungslosigkeit der Täter. Im Türkenschanzpark in Wien-Währing ging ein Mann auf einen 21-Jährigen zu. Wortlos attackierte er um 18.50 Uhr sein Opfer und versuchte, ihm das Handy zu entreißen. Als sich der junge Mann wehrte, zog der Unbekannte plötzlich ein Messer und rammte es seinem Opfer in den Bauch. Wenige hundert Meter weiter brach der 21-Jährige blutüberströmt zusammen. Passanten alarmierten die Rettung, der Täter ist mit dem Smartphone entkommen.

"Es kann jeden treffen"

Die Polizei spricht von einem neuen Trend, da Smartphones mittlerweile zum Statussymbol – mit hohem Produktwert – geworden sind. Die Geräte lassen sich relativ leicht stehlen oder rauben, sowie am Schwarzmarkt zu guten Preisen verkaufen. Markus Trenn von der polizeilichen Kriminalprävention will die aktuelle Situation gleich gar nicht verharmlosen: "Es kann jeden treffen." Für Trenn ist vor allem der Trend neu, dass der Raub während des Telefonats ausgeführt wird: "Bis vor Kurzem schreckte ein laufendes Gespräch die Täter noch ab."

Laut A1-Konzernsprecher Peter Schiefer besitzt jeder Österreicher (vom Baby bis zum Greis) im statistischen Schnitt 1,5 Handys: "Und zwei Drittel davon sind bereits Smartphones." Die Zahl der möglichen Opfer geht bundesweit daher in die Millionen. Alle Netzbetreiber bieten bei Vertragsabschluss Versicherungen an. Darin enthalten ist auch der Geräte-Verlust bei Raub oder Diebstahl.

Die Polizei arbeitete jetzt Ratschläge aus, um Überfälle zu verhindern und erklärt das richtige Verhalten während eines Angriffs.

  • Mit dem teuren Smartphone sollte nicht geprotzt werden. Wenn möglich auf belebten Plätzen telefonieren.

  • Telefonate und andere Anwendungen kurz halten. Die Geräte sicher verstauen und nicht demonstrativ in der Hand halten.

  • Kindern sollte man auf dem Schulweg alte Handymodelle zur Kommunikation mitgeben. Zu Hause oder im Beisein der Eltern steht das geliebte Smartphone wieder zur Verfügung.

  • Bei einem Überfall keinen Widerstand leisten. Denn die Täter sind gewaltbereit. Einem bewaffneten Kriminellen ist so gut wie jedes Opfer unterlegen.

  • Bei einem Überfall, wenn möglich versuchen, sich Details (Kleidung, Personenbeschreibung, Fluchtweg, Tätowierungen, Akzent usw.) zu merken.

  • Bei einem Übergriff umgehend Meldung an Polizei und Netzbetreiber erstatten und das Handy sperren lassen.

Prof. Salvatore Giacomuzzi ist Forensischer Psychologe an der Uni Innsbruck. Er macht den allgemeinen Werteverlust in der Gesellschaft für die sinkende Hemmschwelle – etwa bei den aktuellen Smartphone-Rauben – verantwortlich.

KURIER: Drei Bauchstiche in Wien, nur um zu einem Smartphone zu gelangen. Warum?

Salvatore Giacomuzzi: In bestimmten Gruppen sinkt das Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Opfern.

Gibt es für diesen Trend eine Erklärung?

Ein Smartphone gilt als Statussymbol. Das wollen die Räuber besitzen. Sie holen es sich. Mit allen Mitteln. Die Täter kommen meist aus derselben Generation wie ihre Opfer.

Ist die Eskalation bei der Straßenkriminalität zu stoppen?

Die jüngeren Täter sehen Gewalt in allen Facetten in Filmen, im TV und im Internet. Nicht gezeigt werden die Sanktionen nach der Verurteilung. Diese spürbare Gewalt-Eskalation ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft.

Nachdem eine 13-Jährige im Bezirk Braunau von ihrer Mutter Handy-Verbot bekommen hatte, hat sie sich mit einem Messer selbst in den Bauch gestochen. Das teilte die Pressestelle der Landespolizeidirektion Oberösterreich in einer Aussendung am Freitag mit.

Die Schülerin hatte Donnerstagabend Streit mit ihrer 33-jährigen Mutter. Deshalb nahm diese ihrer Tochter als Erziehungsmaßnahme das Handy ab. Dann verließ sie die Wohnung. Die 13-Jährige, die allein daheim war, holte sich ein rund 20 Zentimeter langes Messer aus der Küche und stach sich damit selbst in den Bauch. Anschließend alarmierte sie die Rettung. Der Notarzt versorgte sie in der Wohnung. Anschließend wurde sie mit dem Hubschrauber in das Landeskrankenhaus Salzburg geflogen.

"Die Patientin ist außer Lebensgefahr. Sie hat leichte Verletzungen", sagte die Sprecherin des Landeskrankenhauses, Mick Weinberger, am Freitagvormittag. "Es geht ihr den Umständen entsprechend gut."

Kommentare