Sicherheitsleck am Flughafen aufgedeckt

Flughafen Wien: Diese Woche fällt Entscheidung über die weitere Eigentümer-Struktur
Security-Männer schmuggelten Flüchtlinge auf Flüge in die USA und nach Großbritannien.

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurden die Sicherheitsvorkehrungen auf Flughäfen weltweit massiv verschärft. Dennoch ist Mitarbeitern eines privaten Security-Dienstes am Flughafen Schwechat gelungen, was Sicherheitsexperten bisher für ausgeschlossen hielten: Sie haben Flüchtlinge vorbei an den Pass- und Sicherheitskontrollen an Bord von Maschinen geschmuggelt und ihnen die illegale Einreise in die USA und nach Großbritannien ermöglicht. Am Flughafen muss man die brisante Angelegenheit zähneknirschend eingestehen.

Ans Tageslicht gebracht wurde das Sicherheitsleck in Schwechat durch einen groß angelegten Fall von Schlepperei. Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Korneuburg, Friedrich Köhl, erklärt, wurden sechs Mitarbeiter des privaten Sicherheitsdienstes wegen des dringenden Tatverdachts festgenommen.

Verdächtige in U-Haft

Als Drahtzieher gelten der aus Sri Lanka stammende Tharindu J. (30), dessen Zwillingsbruder sowie ein gebürtiger Pole. "Zwei Hauptverdächtige sitzen in Untersuchungshaft, gegen die anderen vier liegen derzeit keine dringenden Haftgründe mehr vor. Sie sind auf freiem Fuß", sagt Köhl. Die Männer haben als Securitys im Auftrag der Austrian Airlines für Flüge in die USA und zu anderen Destinationen zusätzliche Ausreisekontrollen durchgeführt. Diese Position ermöglichte ihnen, die Flüchtlinge illegal an Bord der Flugzeuge zu bringen.

Das Vorgehen der Schlepper war so durchdacht, dass Ermittler des nö. Landeskriminalamtes und der Flughafen-Polizei mehrere Tage benötigten, um es nachstellen zu können. Tharindu J. und seine Komplizen überredeten Freunde und Bekannte für kleine Gefälligkeiten dazu, bei der Sache mitzuspielen. Sie lösten auf deren Namen Flugtickets sowie die Elektronische Einreisegenehmigung (ESTA) für die USA und ließen die Leute am Abreisetag einchecken und durch die Pass- und Sicherheitskontrolle gehen.

Durch die Hintertür

"Im Flughafengebäude warteten dann bereits die Illegalen, die zuvor unbemerkt vom Sicherheitsdienst über das Hintertürchen hineingeschmuggelt wurden. Der Austausch der Tickets erfolgte auf einer Toilette", sagt ein Ermittler.

"Die letzte Passkontrolle am Gate wird ebenfalls von dem privaten Sicherheitsdienst für unsere Fluglinie durchgeführt", bestätigt die Sprecherin der Austrian Airlines, Sandra Bijelic. Deshalb gelangten die Flüchtlinge tatsächlich unbemerkt an Bord.

Die Flüchtlinge stammten vorwiegend aus Sri Lanka und wurden über Deutschland und andere europäische Staaten nach Schwechat gebracht. Bei der Einreise am Zielflughafen dürften sie ebenfalls Unterstützung gehabt haben. Die Schlepper in Schwechat kassierten für die Abwicklung zwischen 7000 und 9000 Euro pro Person. Bisher konnten den Sicherheitsmännern elf solcher Fälle nachgewiesen werden.

Laut den Kriminalisten und der Flughafen-Polizei haben die amerikanische Botschaft in Wien und das Heimatschutzministerium (Homeland Security) der USA größtes Interesse an dem Fall und seiner Aufklärung. "Wenn ,Illegale‘ so einfach unbemerkt an Bord einer Maschine kommen, dann besteht natürlich ein gewisses Risiko, dass es auch Terroristen schaffen. Und das noch dazu, ohne eine Sicherheitskontrolle zu durchlaufen", heißt es vonseiten der Polizei.

Flughafen-Sprecher Peter Kleemann sieht die Verantwortung eindeutig bei der Fluglinie und dem beauftragten Sicherheitsdienst. Von der betroffenen Firma gab es dazu keine Stellungnahme. Die AUA will die Sache mit dem Security-Dienst intern regeln.

Hier geht's zum KURIER-Interview mit G4S-Chef Matthias Wechner.

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