U-Bahn-Vergewaltiger: Mindestens acht Opfer

U-Bahn-Vergewaltiger: Mindestens acht Opfer
Der Verdächtige soll auch im Nachtbus und entlang des Gürtels Frauen gesucht haben. Die Polizei überprüft nun ungeklärte Sexualdelikte.

Über mindestens acht Frauen soll der Vergewaltiger, der in der Linie U 6 seine Opfer ausgesucht hat, hergefallen sein. „Wir gehen von weiteren Opfern aus. Mehr als fünf weitere, ähnliche Fälle werden überprüft“, sagt Polizei-Sprecher Thomas Keiblinger.

Der 28-jährige Verdächtige Mustafa A. erweist sich für die Ermittler allerdings als harte Nuss. Er gibt nur das zu, was ohnehin nicht zu bestreiten ist – etwa dass er mit einer 24-Jährigen, die er anschließend nahe der Station Neue Donau vergewaltigt haben soll, Kontakt hatte. Das lässt sich aufgrund der vorhandenen Video-Aufnahmen aus der U-Bahn auch nicht bestreiten.

Deshalb müssen sämtliche mögliche Opfer den mutmaßlichen Vergewaltiger bei einer Gegenüberstellung identifizieren. Bis Donnerstagnachmittag haben laut Polizei sieben Frauen den Mann als ihren Peiniger wiedererkannt. Ein Opfer, das bereits bekannt war, ist da noch gar nicht eingerechnet.

DNA-Abgleiche

„Die Vorgehensweise war auch in den anderen Fällen sehr ähnlich“, erklärt Keiblinger. „Der Täter hat immer ein erhebliches Ausmaß an Gewalt angewandt, die Frauen mit einem Messer bedroht und ihnen anschließend das Handy geraubt.“ Somit konnten die Frauen, allesamt Mitte 20, nicht sofort Hilfe rufen.

Nicht immer war der Sex-Täter erfolgreich. Einige Male blieb es bei einem Vergewaltigungsversuch, weil sich Opfer zur Wehr setzen konnten oder unerwartet Zeugen auftauchten – so wie in dem Fall einer attackierten 23-Jährigen auf dem Währinger Gürtel. Eine zufällig vorbeikommende Radfahrerin verhinderte Schlimmeres. Zumindest zwei Mal soll es bei einer sexuellen Belästigung geblieben sein, ein Mal bei einer geschlechtlichen Nötigung.

Und nicht immer soll die U 6 sein Jagdrevier gewesen sein. Einer Frau soll er aus dem Nightliner, also dem Nachtbus, gefolgt sein. Ein anderes Opfer war zu Fuß am Gürtel unterwegs.In der Nähe des Lokals Chelsea soll er sie angegriffen haben.

Die bisher bekannten Fälle gehen zum Teil länger als ein Jahr zurück. Entsprechend werden auch alte, ungelöste Fälle wieder neu aufgerollt. „Es sind -zig Fälle, die wir überprüfen“, sagt Keiblinger. Auch DNA-Proben müssen noch abgeglichen werden.

Der verdächtige gebürtige Türke hält sich seit sieben Jahren in Österreich auf. Er hielt sich mit gelegentlichen Jobs als Bauschlosser über Wasser.

Laut Polizei ist Mustafa A. bisher nur bedingt geständig. So soll er etwa nur einen Handy-Raub zugegeben haben. Der sexuelle Kontakt zum Opfer sei allerdings „im gegenseitigen Einverständnis“ passiert.

2012 wurden bis 30. September 253 Vergewaltigungen inkl.Versuche bei der Polizei angezeigt. 71 Prozent der Fälle konnten geklärt werden.

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